Bis autonomes Fahren zum Alltag gehört, wird noch einige Zeit vergehen. Zur Zeit sind die neuen Systeme, die Autos, LKWs und Busse ohne Fahrer ihren Weg auf den Straßen und durch den Verkehr finden lassen, nämlich noch nicht alltagstauglich. Damit die autonomen Fahrzeuge aber schön langsam immer mehr Fahrt aufnehmen, werden auch immer mehr Teststrecken eingerichtet, auf denen sie schon mal üben können.
Bereits seit Mai 2018 sind auf der L418 in Wuppertal selbstfahrende Autos unterwegs, in Bad Birnbach in Bayern wurde gleichzeitig der erste autonome Linienverkehrsbus der Deutschen Bahn auf die Straße geschickt. Weitere Teststrecken gibt es in Berlin, auf der A39 und L293 in Niedersachsen, in Düsseldorf und auf Sylt. Rund um das Autobahndreieck Holledau auf der A9 und der A93 in Bayern gibt es bereits seit September 2015 das sogenannte Digitale Testfeld Autobahn, auf dem neue Systeme und Technologien im Realverkehr getestet werden können.
In Hamburg gibt es seit Anfang April 2019 gleich zwei Teststrecken. Auf einem drei Kilometer langen Abschnitt der neun Kilometer langen Teststrecke rollen seitdem fünf e-Golfs auf öffentlichen Straßen. Dazu wurde die Strecke extra mit der nötigen Technik ausgerüstet, die Autos haben neben Laserscannern auch Kameras, Radar und Ultraschallsensoren an Bord.über 200 Kilometer GFahrstrecke
Ebenfalls seit Anfang April sind im Dreiländereck von Deutschland, Luxemburg und Frankreich – im Süden Luxemburgs, in der Region Metz in Frankreich und in Teilen des Saarlandes – Testwagen unterwegs, die lernen sollen, mit Herausforderungen wie Ampeln, Schildern oder auch Mobilfunksystemen zurechtzukommen. Natürlich ist bei allen Tests auch immer ein menschlicher Fahrer an Bord der Fahrzeuge, der jederzeit eingreifen kann.
Intelligente Systeme noch nicht fehlerfrei
Die intelligenten Systeme, die für die Sicherheit sorgen sollen, sind zwar schon recht gut, aber noch alles andere als fehlerfrei. Wie die Saarbrücker Zeitung berichtet, geht es bei dem grenzübergreifenden Projekt daher um „neue Versicherungsmodelle oder Erweiterungen, die beispielsweise auch einen Ausgleichsanspruch bei Hackerangriffen beinhalten.“ Die Kfz-Versicherungen arbeiten bereits an Modellen, die auch bei Unfällen mit autonomen Fahrzeugen greifen werden. Außerdem müssen auch die Städte und Gemeinden mitziehen, was aufgrund bürokratischer Hürden und Meinungsverschiedenheiten zwischen den Parteien eine eigene Hürde darstellen dürfte.
Ein Ziel des grenzüberschreitenden Testgebiets über 200 Kilometer Strecke ist es, dass autonome Autos sich auch bei unterschiedlichen Verkehrsregeln und -schildern in den einzelnen Ländern zurechtfinden. So gibt es in Frankreich beispielsweise weder Haltelinien an den Ampeln noch „Gelb“. Die Ampeln bei unseren Nachbarn springen von „Rot“ gleich auf „Grün“ und auch die Verkehrsschilder unterscheiden sich optisch von denen in Deutschland. Aber die Zukunft hat in der Testregion bereits begonnen. Im Saarland, der Region Luxemburg und im französischen Metz gibt es schin jetzt intelligente Ampeln, die miteinander kommunizieren.
„In dem Testgebiet wird erprobt, was künftig Standard sein wird“, wird der Bundesverkehrsminister von der Saarbrücker Zeitung zitiert. So soll ab 2020 ein kleiner elektrischer Linienbus „on demand“ und autonom auf ganz normalen Straßen mit ganz normalen Geschwindigkeiten über die Grenzen von Überherrn im Kreis Saarlouis ins lothringische Creutzwald fahren. Ziel sei es, ein Fahrzeug der höchsten Autonomiestufe 5 zu erschaffen, das ohne Lenkrad und Pedale auskommt, weil kein menschliches Eingreifen mehr erforderlich ist, erklären die Verantwortlichen. „Die Ergebnisse werden uns helfen, die Bedingungen im grenzüberschreitenden ÖPNV besser an den Bedürfnissen der Kunden auszurichten“, sagte Saar-Verkehrsministerin Anke Rehlinger (SPD) gegenüber der Zeitung. Sie verspricht sich von den Neuerungen auch einen Rückkang der Auffahrunfälle und einen geringeren Spritverbrauch, „weil Autos wissen, wo der nächste Parkplatz ist.“
Wir in Europa können autonomes Fahren
Bisher überwiegt bei der Bevölkerung allerdings noch das Misstrauen gegenüber autonomen Fahrzeugen. Rund zwei Drittel der Menschen wüden sich laut der französischen Verkehrsministerin Elisabeth Borne nicht in ein Auto setzen, das von einem Computer gesteuert wird und in dem sie selbst keine Kontrolle haben. Das wissen auch die deutschen Politiker. „Wir in Europa können autonomes Fahren“, sagte Scheuer deshalb und betonte, dass auch die politischen Entscheidungen den technischen Entwicklungen angepasst werden müssen. „Sonst verlieren wir Zeit.“ Laut Aussagen des luxemburgischen Verkehrsministers François Bausch sollen autonome Autos ab 2035 zum Straßenbild der Region gehören.
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