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Knorr-Bremse zeigt auf der IAA Nutzfahrzeuge in Hannover einen autonom fahrenden Lkw, der auf Autobahnen selbständig seine Route findet, sicher auf seiner Fahrspur bleibt, langsam fahrende Pkw überholt und dabei Baustellen oder seitlich neben ihm fahrende Pkw nicht übersieht. Das ist neu, auch wenn Daimler ein ähnlich genanntes System schon 2015 auf den – zugegebenerweise oft sehr sporadisch befahrenen – öffentlichen Highways von Nevada/USA getestet hat oder MAN seit einigen Monaten auf der A9 das automatisierte Kollonnefahren (Platooning) mit zwei Fahrzeugen im Pendelverkehr testet.

Das jetzt vorgestellte, mit einem sogenannten „Highway-Pilot“ ausgestattete Testfahrzeug von Knorr-Bremse kann nicht nur mehr. Es ist das erste so komplexe, markenübergreifende System für hochautomatisierte Nutzfahrzeuge aus der Zulieferindustrie. Damit profiliert sich der Bremsenspezialist mit Stammsitz in München als zukunftsfähig und erschließt sich als Lieferant von Systemen für das hochautomatisierte Fahren ein neues Marktsegment.

Lenken mit der Bremse

Zusätzlich interessant für die Fahrzeughersteller: Die eigentliche Herausforderung steckt hinter der Fahr- und Lenkautomatik. Übernimmt der Bordcomputer die Verantwortung für die Steuerung des Fahrzeugs, müssen alle sicherheitsrelevanten Systeme ein Backup haben. Was würde sonst passieren, wenn bei einem ausgelasteten Lkw und voller Fahrt die digital angesteuerte Lenkung ausfällt? “Solche Baugruppen von vornherein doppelt zu verbauen, ist wirtschaftlich nicht darstellbar”, sagt Peter Laier, verantwortlich für die Division Systeme für Nutzfahrzeuge bei Knorr-Bremse – und auch nicht nötig. Das Knorr-Bremse-System lenkt in einem solchen Fall mit der Bremse. Durch das kurze Einbremsen einzelner Räder kann der Lkw praktisch genauso exakt seiner Spur folgen wie mit der eigentlichen Lenkung.

Hunger auf mehr

Um auf dem Weg in Richtung autonomes Fahren noch schneller voranzukommen, hat Knorr-Bremse zusätzlich auf der Messe eine Partnerschaft mit Continental verkündet. Gemeinsam wollen sie den ersten Testlauf eines markenübergreifenden Platooning-System Anfang 2019 auf die Straße stellen.

Auch wenn bis dahin Daimler, MAN oder Scania ihre eigenen Systeme für das hochautomatisierte Fahren entwickelt und im Feld haben, zumindest die kleineren Marken wie Iveco, Daf oder die hierzulande weniger bekannten Nutzfahrzeughersteller aus Asien oder Amerika werden diese Entwicklung sehr aufmerksam verfolgen.