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Derzeitige Kühlsysteme in Kühlschränken, -truhen, -vitrinen, Klimanlagen etc. basieren in der Regel auf einer Gaskompressionstechnik: Das Kühlmittel wird mit einem Kompressor zusammengedrückt und dabei deutlich heißer als Umgebungstemperatur. Über Kühlschlangen wird die zusätzliche Temperatur an die Umgebung abgeführt und dann das Kühlmittel wieder entspannt. Dabei sinkt die Temperatur deutlich unter den Ausgangswert. Bis heute nutzen Gaskompressionsgeräte fluorierte Gase als Kühlmittel. Die dürfen in der EU spätestens bis 2030 nicht mehr eingesetzt werden. Neuere Systeme verwenden natürliche Gase, die entweder explosiv, sehr leicht entzündlich oder giftig sind. Außerdem sind die Aggregate häufig laut und wartungsintensiv.

Magnotherm bietet dazu eine Alternative. Die dort entwickelten Kühlsysteme benötigen lediglich einen Festkörper und Wasser zur Kühlung. Die Systeme sind also sicher, effizient und leise. Mit der an der TU Darmstadt entwickelten Technik kann das Unternehmen als erster Anbieter weltweit Wärmetauscher kostengünstig und für unterschiedliche Anwendungen in der Größe flexibel konfigurierbar zu magnetokalorischen Kühlaggregaten verbauen. Die Initialmärkte sind Transportkühlung und Kühldisplays für Supermärkte.

 

Timur Sirman, Co-Founder und Co-CEO von Magnotherm zu den Herausforderungen auf diesem Weg:

Was war die Motivation für die Gründung von Magnotherm?

Magnetische Kühlung hat das Potential, eine neue Ära der Kühlung einzuläuten und das Kühlen deutlich energie- und umweltfreundlicher zu machen. Bisher ist es an stabilen und produzierbaren magnetokalorischen Materialien gescheitert, diese Technologie zu kommerzialisieren. Im Rahmen der Dissertation von Max Fries hat er eine Innovation für die magnetische Kühlung erkannt und diese dann mit seinen Mitgründern zu einem Startup gebracht.

Warum ist Magnotherm wichtig?

Keiner wartet auf neue Technologien, egal wie gut sie sind. Es braucht immer jemanden, der die Technologie pusht und in den Markt bringt. Das ist unsere Mission.

Welche Technologie steckt hinter Magnotherm?

Basis der Technologie ist der magnetokalorische Effekt, bei dem spezielle Metalle warm und kalt durch Magnetisierung und Entmagnetisierung werden. Mit Hilfe von Wasser kann dann die Wärme und Kälte vom Metall abgeführt und nutzbar gemacht werden.

Was macht Magnotherm anders als die Konkurrenz?

Anders als die Konkurrenz verbinden wir Materialwissenschaften mit Ingenieurswissenschaften. Das heißt, wir bauen nicht nur magnetische Kühlgeräte, sondern bauen sie mit unserem Hintergrundwissen so, dass die magnetokalorischen Materialien optimal genutzt werden.

Was war das größte Hindernis auf dem Weg zur Gründung?

Neben der Bürokratie war das größte Hindernis eine solide Finanzierung für das Projekt zu bekommen – denn so etwas entsteht nicht von heute auf morgen.

Gab es einen Moment, in dem Magnotherm beinahe gar nicht gestartet wäre?

Ja, wir waren dabei den Antrag für die EXIST-Forschungstransfer-Förderung vom BMWi zu schreiben. Nachdem wir uns Feedback zum Stand der Dinge eingeholt haben, mussten wir uns eingestehen, dass wir noch einiges zu tun haben. Aber anstatt einzusinken, haben wir eine Nachtschicht bis frühmorgens eingelegt und das Grundgerüst unseres Konzeptes erarbeitet.

Was war der erfreulichste Moment?

Als wir das erste magnetisch gekühlte Bier aus unserem Prototypen getrunken haben!

Wie sieht die Zukunft von Magnotherm aus?

Unsere Vision ist der erste Anbieter von magnetischen Kühlgeräten der Welt zu sein und das enorme Potential der Technologie auf den Markt zu bringen.

 

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