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Das Wiener Start-up Solabolic will den Einsatz der Solarenergie beschleunigen und gleichzeitig Wertschöpfung in den meist armen solarressourcen-intensiven Regionen schaffen. Die Lösung ist eine neue Art von Parabolrinnen, die in Lizenz vergeben wird.

Vor dem Hintergrund des Klimawandels ist die Parabolrinne die ausgereifteste Concentrated Solar Power (CSP)-Technologie für die Strom- und Wärmeerzeugung. Die Technik basiert auf kurvenförmigen (parabolischen) Spiegeln, welche die Eigenschaft haben, parallel einfallende Sonnenstrahlen an einem Punkt oder einer Linie zu fokussieren und so thermische Energie (Wärme) zu erzeugen. Diese Energie ist für Stromerzeugung, thermische Wasserentsalzung oder die Erhitzung von Wasser in der industriellen Produktion zu nutzen.

Bisweilen litt die Technologie noch an hohen Kosten. Solabolic meisterte die letzten technischen Hürden: Das Start-up vereinfachte die Konstruktion und ermöglicht damit die Produktion in den armen Regionen mit großen Solarressourcen. Also dort, wo die Polarrinnen auch eingesetzt werden. So können Kosten gesenkt werden und Wertschöpfung in den Regionen generiert.

Die Machbarkeit der Technologie wurde in Kooperation mit der Technischen Universität Wien bereits bewiesen. Die erste Pilotanlage entsteht gerade bei einem Lizenzpartner in Abu Dhabi. Mit Ausnahme der Elektronik sind alle Komponenten lokal herstellbar.

Der Gründer Ahmed Adel im Interview:

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Ahmed Adel (vorne Mitte) mit dem Team Solabolic (c) Thomas Blazina

Wie entstand die Idee zum Start-up Solabolic?

Ich arbeitete an der TU Wien in der Forschung, als ich für ein Projekt eine Pilotanlage mit einem konventionellen Parabolrinnen-Kollektor (PRK) mit Photovoltaik Receivern errichten sollte. Den Parabolrinnen-Kollektor bestellte ich von einem deutschen Lieferanten. Aber der Kollektor kam beschädigt an. Das wiederholte sich auch bei einer zweiten Bestellung. Daraus lernte ich, dass der Transport von Parabolrinnen riskant und teuer ist. Ich dachte mir, wenn eine relativ kleine Parabolrinne schon bei der kurzen Distanz beschädigt wird, wie ist das erst beim Transport von großen Parabolrinnen über Kontinente. Zum Beispiel, wenn ein US-Unternehmen eine Parabolrinne nach Afrika sendet. Ich forschte weiter und fand heraus, dass der größte Kostenfaktor entsteht, weil der Kollektor nicht dort hergestellt werden kann, wo er eingesetzt wird.

Der Betrieb einer Parabolrinne braucht eine Wüste wie die Sahara, wo das Sonnenlicht sehr stark ist. Der tatsächliche Markt ist also in den Entwicklungsländern, wo es die größten Solarressourcen gibt, aber kein lokales Know-how, die Geräte herzustellen. Das macht die Entscheidung für Politiker in den betreffenden Regionen schwierig. Es werden weder lokale Jobs geschaffen noch lokale Wertschöpfung. Diese Probleme wollte ich lösen.

Was war das größte Hindernis, das Sie überwinden mussten?

In der Anfangsphase war die Finanzierung die größte Hürde. Das lag zum Teil am Geschäftskonzept. Wenn man als High Tech-Start-up in Österreich um staatliche Subventionen anfragt, wird man gefragt: Was hat Österreich davon? Daraus lernte ich, das Geschäftsmodell so zu formulieren, dass der Vorteil verstanden wird. Zuerst hatte ich nur die technischen Vorteile dargestellt. Aber durch die Einbeziehung der wirtschaftlichen Komponente konnte ich den Kompromiss darstellen. Man kann durch Lizenzverträge lokale Wertschöpfung in Österreich erwirken und gleichzeitig Vorteile für junge Unternehmen in Südostasien. Das muss kein Widerspruch sein.

Wie sind die Bedingungen an Ihrem Standort. Könnten Sie sich einen besseren/idealen Ort für Ihr Start-up vorstellen?

Die Förderlandschaft in Österreich ist nahezu ideal. Es gibt für jede Technologie und jede Entwicklungsphase die ideale Förderung. Aber bei privaten Investoren – Business Angels und Venture Capital Investors – wird es schwierig. Es gibt zwar viel Geld, aber nur wenige sind bereit, Risiken einzugehen. Unser erster und bisweilen einziger Investor ist aus den Arabischen Emiraten.

Wo möchten Sie mit Ihrem Unternehmen in fünf Jahren sein?

In fünf Jahren möchten wir unsere Entwicklung vielen Unternehmen weltweit angeboten haben und damit nicht nur das Klima verbessern, sondern auch die Wirtschaft in armen Regionen unterstützen.

Was ist Ihr höchstes Ziel?

Wir möchten weltweit den Einsatz von Solarenergie beschleunigen. Unsere Technologie soll kleine Unternehmen in den Entwicklungsländern ermutigen, die lokalen Solarressourcen zu nutzen und davon zu profitieren. Dort denkt man nicht, dass das möglich ist. Sondern glaubt, dass ein Energieriese kommen wird, um den Profit zu vereinnahmen.

Was macht Ihre Innovation besser/anders als existierende Dinge?

Auf technologischer Ebene haben wir einen Paradigmenwechsel erzielt. Statt starrer Unterkonstruktionen setzen wir Zugkräfte ein. Der Vergleich zwsichen unserer Technologie und anderen ist der Vergleich zwischen einer Hängebrücke und einer konventionellen Brücke. Die Hauptseile der Hängebrücke nehmen automatisch eine Kurvenform an, eine parabolische Form. Diese Form setzen wir ein, um Sonnenlicht zu fokussieren. Herkömmliche Parabolrinnen bestehen aus Stahlkonstruktionen und diese in der Wüste zu bauen, erfordert den Bau einer Halle und teure Hight-Tech-Konstruktionsweisen. Mit unserer Innovation kann man darauf verzichten. Die parabolische Form wird durch die Zugkräfte erzeugt und die Parabolrinnen können kostengünstig durch einfache Techniker zusammengebaut werden. Das ist mit dem lokalen Know-how in einem Entwicklungsland möglich. Nur so kann man den Einsatz der Solarenergie beschleunigen.

Die Technologie bietet aber noch einen weiteren Vorteil: Der Einsatz der Zugkräfte ermöglicht die Herstellung wesentlich größerer Kollektoren. Auch dieser Effekt ist vom Vergleich zwischen Hängebrücken und normalen Brücken abzuleiten. Größere Kollektoren erhöhen die Effizienz und reduzieren die Kosten.

 

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(c) Solabolic

Foto: Hängebrücken erhöhten die Spannweite von Brücken enorm und senkten sowohl den Materialverbrauch als auch die Herstellungskosten. Die patentierte Solabolic Parabolrinne soll das für die Solarstromindustrie (CSP) leisten.

Danke für das Gespräch.

Hier finden Sie ein Erklärvideo.

 

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