Martin und Mark Poreda, die Gründer von Hektar Nektar (c) Hektar Nektar
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Imker sind die Multiplikatoren, wenn es um die Vermehrung von Bienen geht, sagen die Brüder Poreda aus Wien. Um die Arbeit der Imker zu unterstützen, haben sie den digitalen Marktplatz Hektar Nektar gegründet.

Bienen zählen weltweit zu den wichtigsten Bestäubern und sind substanziell für das ökologische Gleichgewicht. Laut EU Kommission geht die Population bei einem Drittel aller Bienenarten zurück. Forscher kommen zu regional sehr unterschiedlichen Befunden für das Bienensterben. Derzeit geht man von mehreren Faktoren aus:

  • der Intensivierung der Landwirtschaft und den damit einhergehenden Monokulturen und Pestiziden;
  • im Zuge der Globalisierung eingeschleppte Parasiten wie die Varroamilbe;
  • Sozial-ökonomische Veränderungen, die Bienenhaltung für Imker unattraktiv gemacht haben;

Der Beruf des Erwerbsimkers ist mit zahlreichen Herausforderungen verbunden und daher nicht Berufsziel Nummer eins, sagen auch Mark und Martin Poreda. Indes seien diese die Multiplikatoren, wenn es um die Vermehrung von Bienen gehe, so die Brüder. Es ist ein Hobbymarkt, den sie bedienen. Für neunundneunzig Prozent der österreichischen Imker ist die Bienenzucht ein Hobby, nur ein Prozent arbeitet gewerblich.

Digitaler Marktplatz

Um Imker in ihrer Arbeit zu unterstützen, gründeten die Brüder Poreda das Startup Hektar Nektar, den nach eigenen Angaben ersten digitalen Marktplatz für den Bienenhandel weltweit. Hier können Imker Bienenvölker und Zubehör handeln und werden mit geeigneten Stakeholdern vernetzt. Im Online-Shop können Imker nach Bienenrasse, nach Rähmchenformat und nach Zustellung oder Abholung filtern. Bezahlt wird online.

Rähmchen bestehen aus vier rechteckig zusammengefügten Holzleisten, in die eine Zwischenplatte aus Bienenwachs montiert wird. Die Bienen nutzen die Rähmchen zum Bau von Bienenwaben.

Sponsorship

Um auch neue Imker anzuregen, riefen die Brüder im Herbst 2018 das Projekt 2028 ins Leben. Dabei werden Kooperationen mit Unternehmen geschlossen, die dem Bienensterben entgegenwirken wollen. Diese kommen für die Erstanschaffungskosten neuer Imker auf, die bei rund 1000 Euro liegen. Ein Bienenvolk kostet circa zweihundert Euro. Die unterstützenden Unternehmen bekommen ein Marketing-Paket und ein Profil auf Hektar Nektar, damit sie sich mit den von ihnen geförderten Imkern vernetzen können. Innerhalb von zehn Jahren soll so die Zahl der Bienen um zehn Prozent erhöht werden. In kurzer Zeit konnten schon eine Reihe von Unternehmen gewonnen werden. Bald erhalten die ersten siebzig Imker in Deutschland und Österreich ihr Starterset: ein Bienenvolk samt Zubehör. Je Imker werden etwa 50.000 Bienen geliefert.

Die Auslieferung erfolgt im Sommer. Am Winterende sind die Bienen noch sehr schwach. Erst ab zehn Grad beginnen sie wieder zu fliegen, Pollen von Frühblühern zu sammeln und die erste Brut zu füttern.

Logistik

Die Logistik wird über den bestehenden Marktplatz abgehandelt. Interessierte Imker können sich auf der Seite von Hektar Nektar registrieren – vorausgesetzt sie haben sich zuvor einer Ausbildung unterzogen.

Noch vor der Errichtung der Plattform musste die Transportfrage gelöst werden. Beim Versand von Bienen sind viele Vorschriften zu beachten. Durch den Flügelschlag der Bienen kann es in der Box sehr heiß werden. Deshalb brauchen sie Platz und viel Luft, damit sie nicht überhitzen. Der Transport darf nicht länger als vierundzwanzig Stunden dauern und muss in der Nacht stattfinden. Zu finden war also sowohl die Verpackung als auch das Logistikunternehmen.

In der Frage nach dem geeigneten Transport wurde man bei einem Logistikunternehmen fündig, das normalerweise für den Transport von Transplantationsorganen zuständig ist. Ein Bereich, in dem es wie bei den Bienen, um Kühlkette und Geschwindigkeit geht.

Verpackung

Bei der Verpackung konnte man auf keine bestehende Lösung zurückgreifen. Diese musste erst gefunden werden. Die Bienen werden auf Rähmchen transportiert. Auf einem Rähmchen befinden sich circa 5000 Bienen. Da es etwa achthundert verschiedene Rähmchenformate gibt, wurde ein verstellbarer Steg entwickelt, der auf alle Formate anpassbar ist. Der Steg funktioniert nach dem Prinzip einer Hängekartei und ermöglicht das Fixieren der Rähmchen in der Box. Abschließend wird die Box in einem größeren Überkarton fixiert, damit die Bienen ausreichend Luft haben. Hier finden Sie Fotos der Verpackung.

Das Startup

Für Mark und Martin Poreda ist Hektar Nektar schon das zweite Startup. 2007 gründeten sie die Arbeitgeber-Bewertungsplattform Kununu, die sie 2013 an Xing verkauften. Die Gründung von Hektar Nektar erfolgte 2017. Im Sommer 2018 erhielten sie ein Investment vom deutschen Bauernverlag, der seither eine Beteiligung von fünfundzwanzig Prozent hält. Mit dem Investment wird Wachstum in Österreich und Deutschland angestrebt.

 

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