Butterflies react sensitively to changes in their environment and die out if this is not factored into business plans. The EU wants to change that Photo: Pixabay
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Schmetterlinge reagieren schnell und sensibel auf Veränderungen ihres Lebensraums und eignen sich als Indikator in einem Biodiversitäts-Monitoring. Die Forschung erfordert allerdings kostspielige Langzeitstudien. An der Universität Innsbruck wurden erstmals freiwillige Laien beteiligt, um ein Tagfalter-Monitoring durchzuführen.

Die Einbindung von Freiwilligen ermöglicht eine dauerhafte und finanzierbare Untersuchung der Tagfalter-Bestände – und damit der Biodiversität, erklärt der verantwortliche Ökologe Johannes Rüdisser von der Universität Innsbruck. Darüberhinaus können wesentlich mehr Daten zur Verbreitung und Bestandsentwicklung von Tagfaltern gesammelt werden, als dies den Wissenschaftlern allein möglich wäre.

Im weltweiten Vergleich ist die Kombination von wissenschaftlichem Monitoring mit den Beobachtungen von Laien noch neu. Möglich wurde sie durch die wissenschaftliche, methodische und organisatorische Vorarbeit des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft in den Projekten Sparkling Science und Top Citizen Science Initiative. In Tirol sieht man im Tagfalter-Monitoring ein Leuchtturm-Projekt und strebt eine Ausdehnung auf weitere Bundesländer an.

Sensibilisierung der Öffentlichkeit

Nebeneffekt der Citizen Science-Initiative ist eine Sensibilisierung der Öffentlichkeit. Freiwillige und andere Interessierte können in regelmäßigen Schulungs- und Fortbildungsangeboten ihr Wissen und ihre Artenkenntnis verbessern.

Eine Ergänzung zum Tagfalter-Monitoring bildet die von der Stiftung Blühendes Österreich realisierte App Schmetterlinge Österreichs, bei der bereits tausende Citizen Scientists mitzählen, wie der Geschäftsführer Ronald Würflinger erzählt. Im ersten Jahr wurden bereits fünfundachtzig Tagfalterarten und über 3500 Individuen beobachtet. Freiwillige werden weiterhin gesucht. Wobei diese keine Vorkenntnisse mitbringen müssen.

Komplexe Kooperation

Durch eine Kooperation zwischen Universität Innsbruck, Tiroler Landesmuseen, EURAC Institut für Alpine Umwelt in Bozen (Südtirol) und der Stiftung Blühendes Leben wurde eine solide Basis für die Citizen Science Initiative geschaffen. Die erste Phase der Studie läuft über vier Jahre, in denen hundert ausgesuchte Grasland-Lebensräume tirolweit systematisch nach der Viel-Falter Methode untersucht werden. Um auch langfristige Veränderungen aufzuzeichnen, wird der Zyklus nach fünf Jahren wiederholt.

Das Ziel des Forschungsprojekts ist der Aufbau eines Referenz-Datensatzes zu Vorkommen und Entwicklung von Tagfalter-Populationen im Alpenraum.

“Wir kennen in Tirol bei weitem nicht alle Insektenarten und noch viel weniger den Umfang und das Ausmaß des Insektensterbens. Tagfalter sind sensible Schönheiten und als Zeigerorganismen prädestiniert für eine erste landesweite Langzeiterhebung“,

betont Peter Huemer, Kustos der Naturwissenschaftlichen Sammlungen der Tiroler Landesmuseen und Mitinitiator des Tagfalter-Monitorings, das 2018 ins Leben gerufen wurde.

Klimwandel und Landnutzungsänderung

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Insects are dying at an alarming rate – and this is terrible news for life on Earth (WEF)

Eine artenreiche intakte Natur ist Voraussetzung für das menschliche Wohlergehen und Überleben und Grundlage für nachhaltige Entwicklung. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts sollen einen wichtigen Beitrag zum Monitoring der Biodiversität in Tirol liefern. Darüberhinaus sind diese auch österreich- und weltweit im Zusammenhang mit Landnutzungs-Änderung und Klimawandel verwertbar.

Die Natur- und Kulturlandschaft ist ständigen Nutzungsänderungen unterworfen. Landwirtschaftliche Flächen in Tallagen wurden in den vergangenen Jahrzehnten meist intensiviert oder verbaut. Im Gegenzug wurden ungünstige Lagen und schwer zu bewirtschaftende Flächen zunehmend aufgelassen. Dieser Trend ist anhaltend und führt zu einer Abnahme der artenreich bewirtschafteten Wiesen und damit auch der Biodiversität. Die Folge ist ein Schmetterlingssterben. Betroffen sind nicht nur seltene Schmetterlingsarten, sondern auch zunehmend häufige Arten.

Schmetterlinge sind repräsentativ für die größte und ökologisch überaus wichtige Gruppe der Insekten:

  • Sie reagieren schnell und sensibel auf Veränderungen ihres Lebensraums wie zum Beispiel den Klimawandel oder Landnutzungs-Änderungen.
  • Sie sind wichtige Bestäuber und haben eine bedeutende Rolle im Nahrungsnetz. Das wirkt sich insbesondere auf Vögel und Fledermäuse aus.

 

(c) Pixabay/Pixel2013

 

Artenreiches Österreich

Österreich hat mehr Schmetterlingsarten als alle nord- und mitteleuropäischen Staaten. Von insgesamt 4070 registrierten Arten zählen zweihundertelf zu den Tagfaltern. Experten erklären den Artenreichtum mit den verschiedenen Höhengraden der alpinen Landschaft, welche eine Vielfalt an Lebensräumen bietet. Allein in Tirol wurden rund hundertsiebzig verschiedene Tagfalter-Arten gezählt. Das ist fast ident mit dem Vorkommen in ganz Deutschland. Darunter neunzehn Arten, die durch die Tiroler Naturschutzverordnung geschützt sind und acht Arten, die durch die Fauna Flora Habitat Richtlinie geschützt sind. Diese verfolgt das Ziel die biologische Vielfalt der natürlichen Lebensräume und der wildlebenden Tiere und Pflanzen zu erhalten und wiederherzustellen.

 

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