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Erinnern Sie sich noch an den Automanager Ignacio López? Der war für die Zulieferer tatsächlich ein rotes Tuch und für die Autofirmen, für die er teilweise gigantische Rabatte auf Kosten der Zulieferer herausgeholt hatte, am Ende der größte Imageschaden aller Zeiten.

Opel brauchte Jahre, um sich von der schlechten Qualität der verbauten Bauteile zu erholen. Als Chefeinkäufer drückte er die Preise der Zulieferindustrie so lange, bis die schließlich so „billig wie möglich“ produzieren mussten.

Ausgebadet hat die Misere der Verbraucher. Er bekam Fahrzeuge, die äußerst mangelhaft zusammengebaut waren bzw. mit gigantischen Qualitätsmängeln aufwarteten. Das Image der betreffenden OEMs litt schließlich maximal.

Chip-, Energie- und Rohstoffkrise

Seit der Chip- und Rohstoffkrise hat sich ein Phänomen bei vielen Premium-Herstellern entwickelt. Man verkauft weniger Fahrzeuge, weil Bauteile fehlen, konnte aber die Gewinne drastisch steigern. Weniger, so lautet das berühmte Bonmot, ist eben manchmal mehr.

Durch die Konzentration auf teure Fahrzeuge schafften es die Hersteller auf dem Rücken der Konsumenten und der Zulieferer trotz Krise blendende Geschäfte zu machen. Doch damit könnte bereits in naher Zukunft Schluss sein.

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Zulieferer unter Druck

Der europäische Verband der Zulieferindustrie, CLEPA, schlägt Alarm. Die European Assciation of Automotive Suppliers vertritt über 3.000 Unternehmen, die die Autoindustrie beliefern. 

Seit einiger Zeit stellt sich hier ein übler Effekt ein: Vor allem mittelständische Zulieferer haben eminente Probleme, höhere Preise durchzusetzen. Sie sind, wie so oft in dieser Branche, an langfristige Verträge gebunden.

Mit dem Ergebnis, dass durch die dramatischen Steigerungen der Energie- und Rohstoffpreise, nicht zuletzt durch den Ukraine-Überfall, manche Teile sogar unter Gestehungskosten an die OEMs geliefert werden müssen. 69 Prozent der Zulieferer erklärten nämlich, dass Sie Probleme hätten, die gestiegenen Kosten an die OEMs weiterzuberechnen.

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Probleme Kostensteigerungen weiterzugeben

Kostensteigerungen und Schwierigkeiten, diese weiterzugeben, führen dazu, dass ein erheblicher Anteil der Zulieferer für 2022 Verluste erwartet, mehr als in den beiden vorangegangenen Jahren durch COVID-19 und der Produktionsausfälle wegen des Halbleitermangels. Fast ein Fünftel der Zulieferer meldete für 2021 Verluste von mehr als 5 Prozent und fast ein Drittel erwartet für 2022 Verluste. Andere Zulieferer (häufig im Bereich der digitalen Technologien und der Elektronik) zeigen sich widerstandsfähig, wobei sich der Anteil der Zulieferer mit einer Rentabilität von mehr als 5 Prozent zwischen 2020 und 2021 sogar verdoppelt hat. 

Trotzdem. Mehr als vier von zehn Automobilzulieferern weisen Anzeichen einer finanziellen Notlage auf, was die Widerstandsfähigkeit gegenüber weiteren externen Schocks untergräbt. Diese Zahl hat sich vor allem in den letzten drei Jahren verschlechtert.

Mehr Hochpreisfahrzeuge, weniger Autos für den Ottonormalverbraucher

Doch die Misere zieht weitere Kreise. Da die Profitabilität der Autokonzerne durch den hohen Anteil von Hochpreisfahrzeugen in den letzten Monaten dramatisch gestiegen ist, hat man sich in vielen Konzernzentralen dazu entschlossen, günstige Fahrzeuge in Zukunft aus dem Programm zu nehmen. Die Gewinne, die man mit diesen Fahrzeugen macht, sind naturgemäß geringer als bei den Premium-Modellen.

Der Automarkt wird sich in Zukunft dramatisch ändern. Das gilt auch für Elektromobilität und Forschung & Entwicklung. Er wird, das steht zu befürchten, zu einem Markt für die Reichen und Wohlhabenden werden. Für die sind steigende Energie- und Kraftstoffpreise zwar ein Ärgernis, aber kaum bedrohlich. 

Der Ottonormalverbraucher hingegen wird in Zukunft das entstehende Vakuum zu kompensieren wissen – durch den verstärkten Kauf von Fahrzeugen aus Fernost. Chinesische Hersteller sind bestens darauf vorbereitet, hier in die Bresche zu springen.

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Die sozialen Verwerfungen durch eine geänderte Produktion sind abzusehen. Für weniger Fahrzeuge werden auch weniger Mitarbeiter benötigt.

Für die europäischen Zulieferer hingegen wird sich die Misere noch verschärfen. Die werden mit geringeren Stückzahlen und noch angespannteren finanziellen Gegebenheiten zu kämpfen haben. Fernost, das ist bekannt, ist da weitgehend Selbstversorger. 

Und ja. Gemäß dem berühmten Filmtitel wird es wohl so kommen. Die Letzten beissen die Hunde …

Über diese Kolumne:

In einer wöchentlichen Kolumne, die abwechselnd von Eveline van Zeeland, Eugene Franken, Katleen Gabriels, PG Kroeger, Carina Weijma, Bernd Maier-Leppla, Willemijn Brouwer und Colinda de Beer geschrieben wird, versucht Innovation Origins herauszufinden, wie die Zukunft aussehen wird. Diese Kolumnisten, die manchmal durch Gastblogger ergänzt werden, arbeiten alle auf ihre Weise an Lösungen für die Probleme unserer Zeit. Bitte lesen Sie hier die bisherigen Episoden.