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Die lästige Parkplatzsuche soll am Flughafen Stuttgart schon bald ein Ende haben, denn Parkraumbetreiber Apcoa, Bosch und Mercedes-Benz wollen Autos künftig fahrerlos und vollautomatisiert parken lassen. Dafür soll das Automated Valet Parking (AVP) zur Serienreife gebracht werden. Einen Haken gibt es allerdings: Vorerst können nur Besitzer der neuen Mercedes-S-Klasse diesen Service genießen. Die S-Klasse ist nämlich – mit der nötigen Sonderausstattung – das weltweit erste Serienfahrzeug mit der Vorrüstung für den INTELLIGENT PARK PILOT, eine Fahrfunktion der zweithöchsten Autonomiestufe nach SAE, Level 4.

„Mit der neuen S-Klasse wird nicht nur das Fahren, sondern selbst das Parken zum Luxus“, sagt Dr. Michael Hafner, Leiter Automatisiertes Fahren der Mercedes-Benz AG. Beim Testlauf im Pilotparkhaus P6 am Flughafen Stuttgart erproben die Unternehmen das Zusammenspiel der Fahrzeugtechnik der S-Klasse mit der intelligenten Infrastruktur von Bosch sowie der digitalen „Flow“-Plattform von Parkraumbetreiber Apcoa“. Ticket und Bargeld sind nicht mehr nötig. Ziel des Tests sei es, „das reibungslose Zusammenspiel von Fahrzeug, Infrastrukturtechnik und Parkhausbetreiber zu erproben und optimal auf den Kunden anzupassen“.

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Intelligente Infrastruktur

Für das Pilotprojekt Automated Valet Parking wird direkt hinter der Einfahrt des Parkhauses P6 ein großzügiger Drop-off- und Pick-up-Bereich eingerichtet, in dem AVP-Nutzer künftig ihre Fahrzeuge abstellen können. Anstatt einen Parkplatz zu suchen, können sie bereits am Terminal einchecken, während ihr Auto selbständig im Untergeschoss parkt. „Automated Valet Parking ist ein echter Komfort- und Zeitgewinn für unsere Passagiere. Das gilt ganz besonders, wenn sie in Eile sind und am Flughafen schnell ihr Auto loswerden wollen“, sagt Walter Schoefer, Sprecher der Geschäftsführung der Flughafen Stuttgart GmbH. Während der Testphase gibt es zunächst zwei Parkplätze für selbstparkende Fahrzeuge. Später sollen mit dem Start des geplanten fahrerlosen Serienbetriebs und steigender Nachfrage weitere Parkplätze dazukommen.

Im Pilotparkhaus kommen nach Aussagen der Betreiber anstelle der bisher eingesetzten LIDAR-Sensoren erstmals neue Videokameras von Bosch zum Einsatz, „die freie Parkplätze erkennen, den Fahrkorridor sowie dessen Umfeld überwachen und Hindernisse oder Personen auf der Fahrspur erfassen“. Zusätzlich wird im Parkhaus eine spezielle Computerzentrale installiert, die die Route der Fahrzeuge zum freien Parkplatz berechnet. „Unsere intelligente Parkhaus-Infrastruktur ist die Basis für das fahrerlose Parken der Zukunft“, sagt Christoph Hartung, Mitglied des Bereichsvorstandes von Connected Mobility Solutions bei Bosch.

Kameras und „Flow“

Dank der Informationen der Kameras könnten die Autos nicht nur parken, sondern sogar eigenständig innerhalb des Parkhauses fahren. Sie bremsen bei überraschenden Hindernissen selbständig bis zum Stillstand ab und können sich auch auf engen Rampen bewegen und so zwischen verschiedenen Stockwerken wechseln.

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Eine wichtige Rolle beim fahrerlosen Parken am Flughafen Stuttgart kommt der digitalen Plattform „Flow“ vom Parkhausbetreiber Apcoa zu. Sie erledigt bereits heute Dinge wie die verbindlichen Buchung eines Stellplatzes, die berührungslose Ein- und Ausfahrt oder auch die vollautomatisierte Bezahlung und Rechnungsstellung. So muss der Fahrer kein Ticket mehr lösen, das er am Parkautomat bezahlen muss, denn das System erkennt das Kundenfahrzeug und die Schranken öffnen automatisch. „Apcoa möchte der erste Parkraumbetreiber werden, der in einem seiner Parkhäuser einen automatisierten Parkservice basierend auf der AVP-Technologie vollumfänglich unterstützt und ermöglicht“, sagt Frank van der Sant, Chief Commercial Officer der Apcoa Parking Holdings GmbH.

Ziel: Mehr Fahrzeuge und mehr Parkhäuser

Sobald mehr entsprechend ausgestattete Parkhäuser verfügbar sind und der AVP-Betrieb gesetzlich erlaubt ist, soll es sogar einen fahrerlosen Hol- und Bringdienst fürs Auto geben, der dem Kunden den Weg zum Fahrzeug erspart. Die Voraussetzungen dafür gibt es bereits. „Künftig wollen wir AVP weiteren Kunden an ausgewählten Apcoa Standorten ermöglichen“, sagt van der Sant. Bei einem steigenden Anteil des fahrerlosen und vollautomatisierten Parkservice würden künftig bis zu 20 Prozent mehr Fahrzeuge auf die gleiche Fläche passen. Außerdem würden sich insbesondere enge, abgelegene und damit wenig attraktive Parkflächen dafür anbieten, Autos dort fahrerlos abzustellen.

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Voraussetzung für diese schöne, neue Welt des automatisierten Parkens auf breiter Basis ist aber nicht nur die erforderliche Infrastruktur in vielen Parkhäusern und natürlich eine gesetzliche Genehmigung für den AVP-Betrieb. Die nötigen Voraussetzungen müssten auch in Autos abseits des Luxussegments gegeben sein.