Volkswagen: "the roof is on fire", AI-generated image.
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Vor nicht allzu langer Zeit erklärte ein VW-Vorstand, dass das „Dach brenne“. Der Grund: die Nachfrage nach den elektrischen Autos der Wolfsburger war nach dem Sommer 2023 eingebrochen. Nun legte der Markenvorstand Thomas Schäfer noch einmal nach – diesmal jedoch mit Ankündigung harter Einschnitte.

Volkswagen sei nicht mehr wettbewerbsfähig

Schäfer erklärte, dass das Unternehmen nicht mehr wettbewerbsfähig sei. Das läge zum einen an der falschen Energiepolitik Deutschlands und „einigen“ anderen Dingen. Dazu gleich mehr.

Einen großen Anteil des Erfolgs der Wolfsburger hatte bislang der chinesische Markt. Der legt momentan eine rasante Transformation zur Elektromobilität hin. Beinahe wöchentlich werden neue Fahrzeuge von chinesischen OEMs vorgestellt. Laut JATO Dynamics gibt es in China derzeit 235 unterschiedliche Elektrofahrzeuge zu kaufen, in Europa 125 und in USA sogar nur 49.

Die europäischen Stromer sind abgemeldet

Chinesische Verbraucher lieben große, bequeme Fahrzeuge, weil sie gerne im Fond Platz nehmen und sich chauffieren lassen. Zudem spielt die Digitalisierung und das Entertainment in den Fahrzeugen (auch den Verbrennern) eine große Rolle. Das Infotainmentsystem der dortigen Fahrzeuge ist in der Regel bis hinunter zu den günstigsten Fahrzeugen voll vernetzt und bietet Features, wie die neuesten und modernsten Smartphones. Nicht zu vergessen die Modellpolitik, die die einzelnen Fahrzeuge nahezu komplett schon in der „Grundausstattung“ anbietet. Da finden sich Ausstattungsdetails, für die man bei deutschen Autos nochmals tausende von Euro Aufpreis hinlegen muss. 

Während in China das durchschnittliche Elektroauto 31.165 Euro kostet, muss man in Europa mehr als das Doppelte ausgeben, nämlich 65.274 Euro (JATO Dynamics).

Der Rückstand beschleunigt sich

Der Rückstand der deutschen, aber auch europäischen Wettbewerber beschleunigt sich gerade bei den Ausstattungen mit zunehmender Geschwindigkeit. Selbst Infotainmentsysteme von chinesischen Kleinstwagen haben einen 10jährigen Vorsprung vor deutschen Mittelklassefahrzeugen. Die größten und innovativsten Batteriehersteller mit CATL und BYD kommen ebenfalls aus China. Sie führen eine Industrie an, die wegen ihrer energieintensiven Produktion abhängig von geringen Stromkosten ist. Das alles hat bereits in 2022 dazu geführt, dass China nach Japan zum zweitgrößten Autoexporteur weltweit aufgestiegen ist.

China überholt Japan und Deutschland

In 2023, so erwartet das Center of Automotive Management, wird das Reich der Mitte auch Japan hinter sich lassen und zum größten Autoexporteur weltweit aufsteigen. Derzeit hält Japan noch den Titel, Deutschland wurde bereits 2022 von den Chinesen überholt.

Gefahr im Verzug

Die deutsche Autoindustrie wurde immer als die Vorzeigeindustrie des Landes bezeichnet. Neben der Chemieindustrie übrigens, die wegen der verfehlten Energiepolitik, überbordenen Bürokratie und irren EU-Regularien ebenfalls auf dem absteigenden Ast sitzt und sich mit Abwanderungsgedanken trägt. Auch die Zulieferindustrie leidet unter dem mittlerweile „sauer“ gefahrenen Standort. Gerade hat Michelin die Schliessung zweier Reifenwerke angekündigt – man sei nicht mehr konkurrenzfähig, was auch an den Stromkosten läge, die um 260%  gestiegen seien.

Rettet die Premium-Auto-Industrie den Standort?

Lange Zeit zog sich die deutsche Autoindustrie auf den Standpunkt zurück, dass man dann eben auf Premiummodelle ausweichen werde. Audi, BMW und Mercedes-Benz haben das bereits eingeleitet. Aber Audi, als Mitglied des VW-Konzerns, bleibt weiter hinter den Erwartungen zurück. Das dürfte der Grund sein, dass man auf Elektroplattformen von SAIC, speziell der Tochter IM, setzt.

Liegt die deutsche Autoindustrie im Sterben?

Hält der Trend so an, und beschleunigt sich nicht die Entwicklungsgeschwindigkeit der Deutschen, um erst einmal überhaupt Anschluss zu finden (von „Überholen“ ganz zu schweigen), wird die Zukunft düster für die deutsche Autoindustrie werden. VW ist nur der Anfang, die anderen OEMs, auch in Europa, werden folgen, bzw. können den Anschluss nur durch chinesische „Nachhilfe“ meistern. 

Haben die Manager das erkannt, oder wird Deutschland weiter durchgereicht werden? Platz 3 in 2023 und noch schlechter 2024? Man fühlt sich an NOKIA erinnert, das als Mobiltelefon-Riese innerhalb kürzester Zeit von Apple und Android-Smartphones regelrecht vernichtet wurde. Oder RIM (Research in Motion, aka Blackberry). Dort reagierte das Management ebenfalls viel zu träge und wähnte sich in Sicherheit. 

Die Prognosen verstören.