Founder Wetell: Dipl.- Wirt.-Ing. Alma Spribille, Dr. rer. nat. Nico Tucher , Dipl. Ing. Andreas Schmucker (f.l.t.r.) © 2019 Florian Forsbach
Author profile picture

Mobilfunk und Nachhaltigkeit? Das ist doch ein Widerspruch per se. So zumindest lautet die allgemeine Meinung, wenn man sich in der Gesellschaft umhört. Doch die Gründer von Wetell, Dipl. Ing. Alexander Schmucker, Dr. rer. nat. Nico Tucher und Dipl. Wirt. Ing. Alma Spribille sehen das anders. Deshalb setzen sie sich dafür ein, diesbezüglich die Welt zumindest ein Stückchen besser zu machen. Es geht ihnen nicht darum, die Uhren zurückzudrehen und Mobilfunk zu verdammen, sondern eine Symbiose aus moderner Entwicklung und nachhaltiger Gestaltung zu schaffen. Denn: Hand aufs Herz: Keiner von uns wird mehr auf sein Smartphone verzichten wollen. Umso schöner ist es doch, wenn wir in diesem Bereich in punkto Schadstoffemissionen, Fairness, Transparenz und Datensicherheit auf ein einzigartiges Angebot zurückgreifen zu können.

Dipl. Ing. Alexander Schmucker im Interview mit Innovation Origins

Wie kamt ihr auf die Idee zur Gründung von Wetell?

Die Idee ist tatsächlich schon etwas älter, 2008 stiegen die ersten Gedanken dazu in mir auf. Damals hatte ich angefangen, mein Leben auf nachhaltige Produkte umzustellen. Doch bei den Dienstleistungen gab es keine alternativen Angebote. Das hat mich zwar genervt, das Thema stellte ich dennoch zurück. Erst als ich mit Alma und Nico den Gedanken fasste, im Bereich Green Economy unternehmerisch tätig zu werden, griffen wir das Thema wieder auf: Die Idee, mit einem Massenprodukt wie Mobilfunk sehr viele Menschen erreichen zu können und so den Wandel mitgestalten zu können, faszinierte uns. Aus vielen Gesprächen und Überlegungen, wie das Dienstleistungsprodukt Mobilfunk klimaverträglich werden könnte, entwickelten wir unsere Schwerpunktthemen. Diese sind insbesondere Klimaneutralität, Fairness, Transparenz und Datensicherheit.

Wo seht ihr die speziellen Einsatzbereiche bzw. wer ist eure Zielgruppe?

Unsere Zielgruppe sind alle Menschen, die einen Mobilfunktarif nutzen oder nutzen möchten und in Deutschland wohnen. Ganz konkret adressieren unsere Tarife an diejenigen Menschen, die etwas zum Positiven bewegen wollen. Menschen, die sich für nachhaltiges Wirtschaften einsetzen und den Wandel mitgestalten möchten. Einen so konsequenten Mobilfunktarif wie wir ihn anbieten gibt es bisher noch nicht. Als Mobilfunknetz wählten wir D1, einerseits aufgrund der guten Netzabdeckung, auch wegen der Datensicherheit, denn Server sowie Gerichtsstand befinden sich in Deutschland.

Was macht euer Produkt im Vergleich zu anderen Produkten besonders?

Ganz klar, dass bei uns das Thema Nachhaltigkeit im Fokus steht. Das heißt, wir arbeiten an einem Paradigmenwechsel. Wir sind dabei, die Dienstleistung im Kern umzukrempeln.

So sind wir im Bereich Klimaschutz mit unserem Unternehmen bilanziell klimaneutral, wenn nicht sogar positiv. Wie schon angesprochen: Die Gelder gehen direkt in den Bau und die Finanzierung von Solaranlagen. Es ist kein zusätzliches „Social-on-top“ Angebot, wie es vielleicht bei einigen Unternehmen vorhanden ist, sondern es ist unsere Firmenphilosophie, die Kerndienstleistung Mobilfunk nachhaltig zu gestalten. Um dies zu realisieren arbeiten wir mit den Elektrizitätswerken Schönau zusammen. Der Löwenanteil an Emissionen im Mobilfunk entsteht durch den Netzbetrieb ‒ das haben wir erstmal nicht in der Hand. Wir führen hierzu einen Ausgleich durch die Einspeisung von grünem Strom aus neu errichteten Solaranlagen in das Netz herbei. Selbstverständlich basiert unsere komplette Büroinfrastruktur auf Ökostrom, auch im Bereich Geschäftsreisen, Büromittel etc. agieren wir konsequent nachhaltig.

Es hilft vielleicht, in diesem Zusammenhang zu wissen, dass etwa 60% Emissionsbelastung auf die Netzdienstleistung zurückzuführen ist und 40% durch die Herstellung und auch das tägliche Aufladen des Mobiltelefons geschieht.

Fairness und Transparenz sind für uns ebenfalls wichtige Themen. Die vier Tarife, die wir anbieten sind ganz klar strukturiert, verständlich und nachvollziehbar. Denn wir sind davon überzeugt, dass die derzeitige Angebotslage katastrophal unübersichtlich ist. Bei uns gibt es keine versteckten Kosten, unsere Mobilfunktarife sind alle monatlich kündbar, unseren Kunden und Kundinnen begegnen wir auf Augenhöhe, Kundendaten werden nur solange gespeichert wie gesetzlich vorgeschrieben. Wir bieten echten Service von Mensch zu Mensch.

Was war die größte Hürde, die ihr anfangs überwinden musstet?

Da gab und gibt es viele. Zumindest scheinen sie immer groß, wenn man vor der Hürde steht. Retrospektiv sind sie dann oft gar nicht so groß. Ich denke, die größte war vermutlich, die Tragfähigkeit unseres Geschäftsmodells wirklich glaubhaft vermitteln zu können. Und zu recherchieren, ob die Leute unser Angebot wollen und bereit dafür sind, Geld auszugeben.

Dass es realisierbar ist, konnten wir plausibel darstellen: Anfang 2019 boten wir über die Crowdfunding Plattform startnext Gutscheine für unsere Tarife mit unterschiedlichen Laufzeiten an. Insgesamt konnten wir dadurch 180.000 € mit 1.200 Unterstützern einwerben. Dies ist unser proof of concept – der Beleg, dass es für unser Produkt einen Markt gibt.

Gab es Momente, in denen ihr aufgeben wolltet?

Nein, zumindest niemals gemeinsam. Jedes Teammitglied war, glaube ich, schon an dem Punkt wo ein Weiterkommen unmöglich erschien. Doch wir sind ein starkes Team, sprechen genau über solche Dinge und haben gemeinsam immer eine Lösung gefunden. Genau so wird es hoffentlich auch bleiben.

Was war für euch in Bezug auf die Gründung der beste Moment, was hat euch besonders stolz gemacht?

Es sind die vielen kleinen Dinge des Alltags: Durch unseren Kundenservice von Mensch zu Mensch und unsere Community sprechen wir viel mit unseren Kunden. Das Feedback, das wir von ihnen erhalten, kommt ehrlich und ist von Herzen – die Gespräche haben sehr viel Tiefgang. Es gibt so viele Menschen, die etwas ändern wollen, die nicht mehr die Augen verschließen, sondern aktiv werden und den Wandel voranbringen möchten. Wir sprechen nicht über Luxusprobleme, sondern es geht ans Eingemachte. Und das berührt das Herz.

Worauf dürfen wir uns in den nächsten Jahren freuen, sprich: Was können wir in den kommenden Jahren von euch erwarten?

Unser Ziel ist die Unternehmensstruktur mit allen Partnern in diesem Jahr auf eine solide Basis zu stellen. Um dann zum Ende des Jahres ein stabiles Produkt am Markt zu platzieren, dann zu wachsen und lauter zu werden. Je größer wir werden, desto lauter können wir sein und zum Paradigmenwechsel anregen. Wir möchten niemanden bashen. Wir möchten nur zeigen, dass es im Sinne der Nachhaltigkeit noch deutlich besser geht.

Was treibt euch jeden Morgen an?

Vieles: Einerseits der Spaß und die Freude an der Gestaltung. Aber vor allem einen Beitrag dazu zu leisten, dass unsere Kinder die Welt vielleicht auch noch so erleben können, wie wir sie erlebt haben.

Was ist eure Vision: Wo seht ihr Wetell in 5 Jahren und was ist euer ultimatives Ziel?

Nun, in fünf Jahren sehen wir uns als etablierter Player mit einer stabilen Kundenzahl im Mobilfunkmarkt. Wir möchten auch so etabliert sein, dass sich andere Mobilfunkanbieter an unseren Produkten und Werten orientieren und im Sinne der Nachhaltigkeit nachziehen.

Wenn wir das geschafft haben, kann ich mir vorstellen, dass wir unser Angebot auf andere Dienstleistungsbereiche erweitern.