Das E-Car-Sharing-System Eloop ermöglicht nicht nur emissionsfreie Fahrten, sondern auch eine Flotte, die lokale Umwelteffekte misst. Dahinter steht ein Wiener Start-up, das zu einer zukunftsorientierten Mobilität beitragen will.
Sharing ist im Geschäftsmodell der vier Gründer nicht bloß Schlagwort. Durch die Tokenization via Blockchain haben die Nutzer die Möglichkeit zum Token-Holder zu werden – und sind live an den Fahrtumsätzen beteiligt.
Der Mitgründer Leroy Hofer im Interview:
Wie ist die Idee zum E-Car-Sharing-System entstanden?
Die Idee ist im Urlaub in Südafrika entstanden, den ich mit Nico Prugger verbrachte. Ich studierte damals noch Wirtschaft und Publizistik und Nico arbeitete bei Thyssen Krupp im Lean Management. Uns fielen die fehlenden öffentlichen Verkehrsmittel auf und der daraus resultierende Individualverkehr, der die Straßen verstopfte. Wir begannen das System gedanklich so zu optimieren, dass alle relevanten Kriterien erfüllt waren.
Nach unserer Rückkehr spannen wir die Idee weiter. Wir wollten ein emissionsfreies Flottenmanagement mit batteriebetriebenen E-Fahrzeugen im Car-Sharing-System organisieren. Basis sollte eine App sein, die größtmögliche Automatisierung ermöglicht – und einen Prozess, der sich selbst organisiert. Zusätzlich sollten die Autos mit Sensoren ausgestattet sein, welche die Umwelteffekte der Stadt in Echtzeit messen.
Mitstreiter fanden wir im Online-Marketing-Experten Elias Önder und dem Experten für IT und Growth Hacking, Frederic Nachbauer. Seit August 2019 sind wir mit unserem E-Car-Sharing-Service live in Wien.
Was ist eure Motivation? Welches Problem löst ihr mit Eloop und warum ist das wichtig?
Wir sind vom Klimawandel motiviert und der Tatsache, dass die Mobilität den Anforderungen der Zeit noch hinterherhinkt. Würden wir Verbrennungsmotoren einsetzen, so wären unsere Kosten halb so hoch. In Wien ist der Car-Sharing-Markt noch unterentwickelt. Es gibt erst einen Anbieter und ein umweltfreundliches Angebot fehlt vollkommen. Dass E-Car-Sharing profitabel sein kann, beweist Green Mobility in Kopenhagen, ein börsenotiertes Unternehmen mit 400 Fahrzeugen.
Unsere E-Autos bieten einen Mehrwert. Sie sind mit Sensoren ausgestattet und messen Werte wie Lufttemperatur, Feinstaub und Lärm. Die Feinstaubwerte variieren von Straße zu Straße und die lokale Belastung ist mit den herkömmlichen Messmethoden nicht zu erfassen. Durch unsere Flotte wird dies möglich. Bei Überschreitung der Werte könnte die Stadt einfache ad hoc Maßnahmen setzen. Es braucht zum Beispiel nur einen Lastkraftwagen mit Sprühnebel, der die Kohlenstoff-Partikel zu Boden sinken lässt.
Was war das größte Hindernis, das ihr überwinden musstet? Gab es einen Moment in dem ihr aufgeben wolltet?
Die Finanzierung. Unser Geschäft ist kapitalintensiv. Wir müssen Fahrzeuge und Ersatzteile anschaffen und das Service gewährleisten. Am Anfang waren wir naiv, fanden aber schnell heraus, dass eine Bankenfinanzierung seit Basel III unmöglich geworden ist. Für Investments hat uns das Proof-of-Concept gefehlt. Die einzige Möglichkeit, die wir hatten, war eine eigene Crowdinvesting- Kampagne zu starten. Wir hatten alle Kompetenzen im Team und ein stiller Teilhaber machte uns die Verträge.
Die Kampagne lief allerdings zögerlich an und es gab einen Punkt, an dem wir realisierten, dass wir etwas an der Kommunikation ändern müssen, wenn wir erfolgreich sein wollen. Wir lasen uns in die Marketing-Automatisierung über Bots ein und waren in Europa unter den Ersten, die das anwandten. Heute würde das nicht mehr funktionieren. Aber damals hatten wir damit in kurzer Zeit sehr viel Erfolg. Die Investments erreichten mit 330.000 Euro knapp unser maximales Limit. So kam der Stein richtig ins Rollen.
Was waren die bisher schönsten Momente?
Die letzten Tage der Crowdinvesting-Kampagne. Alle Gründungsmitglieder waren vor dem Computer-Bildschirm versammelt und sahen, wie die letzten Investments hereinkamen. Damals wurde uns bewusst, dass wir unsere Idee jetzt umsetzen können. Schön war auch der Moment, als unser erstes gebrandetes E-Auto vor uns stand und unsere Vision real wurde.
Wie sind die Bedingungen am Standort Wien?
Die Bedingungen sind nicht ideal. In Deutschland gibt es schon ein dezidiertes Car-Sharing-Gesetz. In Österreich gibt es das noch nicht. Hier zahlt man Unsummen an Parkplatzgebühren. Es wird nicht zwischen Verbrennungsmotoren und E-Autos unterschieden. Parkplatzgebühren sind unser höchster Kostenfaktor.
Was können wir uns von Eloop in einem Jahr erwarten?
Bis jetzt ist unsere Flotte noch klein, aber sie wird größer werden und wir möchten innerhalb eines Jahres eine gute Flächenabdeckung erreichen.
Wo möchtet ihr mit eurem Unternehmen in fünf Jahren sein?
Bis dahin möchten wir zumindest im deutschsprachigen Raum alle Metropolen abdecken.
Was macht euer E-Car-Sharing besser/anders als existierende Dinge?
Unser Konzept ist einzigartig und bietet für Kunden den größten Mehrwert. Vereinfacht gesagt, sind es drei Technologien:
- Mobile Data Integration;
- Elektrisches Car-Sharing;
- Blockchain-Technologie;
Mit der Blockchain-Technologie haben wir die Möglichkeit, die Unternehmens-Assets als Tokens abzubilden. Durch den Erwerb des Tokens sichern sich die Nutzer den Share, wenn das Auto fährt. In der Blockchain sind alle Fahrten einzusehen und der Nutzer wird in die Wertschöpfungskette des Unternehmens einbezogen.
Danke für das Gespräch.
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