Die Musik ist eine der ältesten Kunstformen der Menschheit. Während es schwierig, vielleicht sogar unmöglich sein könnte, zu wissen, wie prähistorische Musik klang, wissen wir, dass es sie gab. Im Laufe der Geschichte wurde Musik für Unterhaltung, Magie, Rituale und Religion verwendet. Das spanische Start-up-Unternehmen Método Sáncal nutzt Musik als Instrument zur Entwicklung kognitiver Fähigkeiten.
Die starke Wirkung, die Musik auf das Gehirn haben kann, ist bekannt. Zum Beispiel kann Musik bei der Erinnerung, Schmerzreduktion oder bei Stressabbau helfen. Nicht nur das Hören von Musik, sondern auch das Spielen ist bringt Vorteile. Das junge Start-up arbeitet nach dem Prinzip, dass das Erlernen eines Musikinstruments eine Aktivität ist, die den größten Einfluss auf unser Gehirn haben kann. So kann sie helfen, das Gehirn zu entwickeln und zu stärken. Das ist an sich vielleicht nicht neu. Doch in Kombination mit der vom Start-up entwickelten digitalen Technologie ist es möglich, nicht nur die kognitive Entwicklung des Menschen durch Musik zu verfolgen, sondern auch Menschen zu helfen, die an kognitiven Störungen oder Krankheiten leiden, die diese Funktionen beeinträchtigen, z.B. Krebs.
Innovation Origins diskutiert das Start-up mit dem Musiker und Mitbegründer der Sancal-Methode, Marián Sánchez Calderón.
Was ist die Sancal-Methode?
Nun, die Sancal-Methode ist eine echte Revolution im Bereich des kognitiven Trainings. Kognitive Fähigkeiten sind jene Fähigkeiten, die uns zu Menschen machen: Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Sprache, Exekutivfunktion und Koordination. Wir sind heute einer sich stark verändernden Welt mit viel Input und Reizen ausgesetzt, auf die unsere kognitiven Systeme evolutionär nicht ausreichend vorbereitet sind. Es gibt Daten, die zeigen, dass mehr als ein Drittel der Bevölkerung an einer Art kognitiver Störung leidet und dass dies nicht nur Menschen mit Demenz sind. Es gibt mehr neurologische Entwicklungsstörungen bei Kindern und mit zunehmendem Alter mehr Stress und Angst. Ein Teil des Problems ist, dass wir keine pharmakologische Alternative haben und die derzeitigen Therapien für immer mehr gebildete Menschen veraltet sein werden.
Warum Musik?
Weil es die Aktivität ist, die den größten Einfluss auf die neurologische Ebene hat. Dank Neuroimaging wissen wir, dass es die einzige Aktivität ist, die in der Lage ist, bestimmte Bereiche des Gehirns zu verändern, unser Gehirn zu optimieren und auf eine andere Ebene zu bringen. Kurz gesagt, das Erlernen von Musik macht uns besser.
So haben wir diese neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse durch zwei innovative Verfahren in einen Geschäftsvorschlag umgesetzt: die Entwicklung einer multidisziplinären Methodik (basierend darauf, Musik zu erlernen) und die Entwicklung einer intelligenten Online-Plattform.
Wie bist Du auf diese Idee gekommen?
Ich habe Musik und Architektur studiert und mehr als 10 Jahre lang Klavier unterrichtet. Während meines Masters gab ich einer Gruppe älterer Erwachsener Klavierunterricht, und dabei wurde mir klar, dass dieser Prozess mehr als nur musikalisches Wissen ist. Er hatte auch eine deutliche Verbesserung ihrer Gesundheit zur Folge, sie fühlten sich besser, und sie erreichten eine bessere Lebensqualität. Also habe ich nach wissenschaftlichen Beweisen dafür gesucht. Damals entdeckte ich die wissenschaftliche Perspektive in den Neurowissenschaften und der Musik, auf dem die Sáncal-Methode basiert.
Kannst Du die Sáncal-Methode in 3 Worten beschreiben?
Neurowissenschaften, Musik und Technologie.
Wie kombiniert man Musik und Technologie?
Dank unserer Methodik, bei der alle unsere Inhalte ausschließlich auf dem Erlernen des Musizierens basieren. Darüber hinaus sind alle Inhalte speziell zusammengestellt, um jede kognitive Fähigkeit zu trainieren. Die Nutzung dieser Inhalte über eine intelligente Online-Plattform hilft, die Verbesserung in jedem Einzelnen zu optimieren. Der Benutzer muss lediglich eine digitale Tastatur (die bis zu 50 € kosten kann) an einen Computer mit MIDI-USB anschließen und sich dann anmelden, um auf alle personalisierten Programme zugreifen zu können.
Zu Beginn durchläuft der Nutzer ein „Willkommenspaket”, in dem wir seine kognitive Leistungsfähigkeit und kognitiven Bedürfnisse bewerten. Mit diesen Daten wählt unsere Plattform die besten Inhalte für ihn aus, indem sie prädiktive Modelle verwendet. Wir bewerten den Benutzer alle fünf Monate erneut, um relative Verbesserungen aufzuzeigen. Wir überwachen den gesamten Prozess, so dass wir das Programm für jede einzelne Person optimieren können.
Wer wendet die Sancal-Methode an?
Derzeit konzentrieren wir uns auf den Gesundheitsbereich und arbeiten mit älteren Erwachsenen zusammen, um neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer zu verlangsamen. Zusammen mit onkologischen Patienten mit kognitiven Beeinträchtigungen. Durch die Zusammenarbeit können sie diese kognitiven Verluste überwinden, die durch die Toxizität ihrer Behandlungen verursacht werden. Wir bilden Therapeuten in unserer Methodik aus; musikalische Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Sie werden zu Sancal-Experten und können, wenn sie dafür zugelassen sind, die Menschen in Palliativabteilungen ihrer Zentren (Krankenhaus, Klinik….) behandeln.
Außerdem möchten wir auch in den Bereich der Bildung gehen. Denn wir wollen nicht nur jemanden behandeln, wenn er eine Krankheit hat, sondern auch dazu beitragen, diese Krankheiten frühzeitig zu verhindern. In der Schule kann unser Instrument ihnen zeigen, dass Klavierspielen ihnen nicht nur Musik beibringt, sondern gleichzeitig ihren neurologischen Entwicklungsprozess optimiert. Das verschafft ihnen in Zukunft einen Wettbewerbsvorteil.
Was unterscheidet Sancal-Methode von anderen ähnlichen Start-ups?
Wir sind die einzige kognitive Trainingsplattform, deren Inhalte auf dem Erlernen von Musik am Klavier basieren. Das macht einen großen Unterschied, denn wir nutzen die Aktivität, die den größten Einfluss auf das Gehirn hat.
Habt Ihr die Technologie hinter Sancal-Methode entworfen?
Ja, das haben wir. Wir sind ein multidisziplinäres Team aus Musikern, Ingenieuren, Entwicklern und Neuropsychologen, so dass wir die Technologie und den Inhalt multidisziplinär entwickeln konnten. Das ist sehr wichtig, um unser System zu perfektionieren; es ist ein sehr bereichernder Prozess. Wir nutzen künstliche Intelligenz, um das Leben der Menschen zu verbessern.
Was war das größte Hindernis, das Ihr während des gesamten Método Sáncal-Prozesses überwinden musstet?
Unternehmertum ist ein schwieriger Prozess, das gilt umso mehr für das Gesundheitswesen. Wir haben ein multidisziplinäres Team gebildet und haben intern angefangen, weil wir glaubten, dass wir etwas schaffen könnten, das sehr gut für die Gesellschaft ist. Es war am Anfang sehr schwierig, in die Welt der Medizin einzudringen. Am schwierigsten war es, das notwendige Vertrauen zu schaffen, um in diesen Sektor einsteigen zu können.
Gab es einen Moment, in dem Du daran dachtest, aufzugeben?
Nun, Unternehmertum ist ein bisschen wie eine Achterbahnfahrt. Oft bist du wirklich super motiviert, aber oft auch völlig niedergeschlagen. Es sind schwierige Zeiten. Wir haben das Glück, seit der Gründung des Unternehmens echte Anwender zu haben. der Motor, der uns immer wieder vorantreibt ist es, jeden Tag Verbesserungen zu sehen.
Kannst Du mir deine schönste Erinnerung während des gesamten Método Sáncal-Prozesses nennen?
Das erste Mal, als uns eine Benutzerin mitteilte, dass wir ihr Leben nach fünf Monaten der Anwendung der Sancal-Methode verändert hatten. Sie war eine 38-jährige Frau, die nach der Überwindung von Brustkrebs einen sehr starken kognitiven Rückgang erlitten hatte. Als sie anfing, die Sancal-Methode anzuwenden, konnten wir ihr helfen, diesen Zustand komplett umzukehren.
Was können wir in den kommenden Jahren von Euch erwarten?
Wir wollen uns im Gesundheitsmarkt etablieren und auch auf den Bildungsmarkt expandieren, um die Schulleistungen zu optimieren. Unser langfristiges Ziel ist es, den internationalen Standard im Markt für kognitive Bildung zu setzen.
Kannst Du mir ein wenig über das Feedback erzählen, das Ihr bekommen habt?
Wir haben eine Abbrecherquote von weniger als fünf Prozent und unsere Patienten sind von der Plattform begeistert. Tatsächlich benutzen sie die Plattform noch monatelang nach der Behandlung weiter, weil sie sie lieben. Und für uns ist das ein Traum, der wahr wird. Wir freuen uns auch, über den guten Empfang von Fachleuten. Es ist etwas sehr Innovatives, und sie werden sich immer mehr des Potenzials des Tools bewusst.
Was ist Euer ultimatives Ziel?
Das Paradigma der Musikausbildung zu ändern. Es ist ein Instrument, mit dem wir einen evolutionären Sprung in unserer kognitiven Entwicklung und in unserer neurologischen Optimierung machen können. Als wir lesen und schreiben lernten, entwickelte sich unser Gehirn. Wir können einen ähnlichen Schritt machen, indem wir von klein auf lernen, Musik zu spielen. Musiker haben immer größere und schnellere Gehirne, und jetzt sind wir in der Lage, eine Veränderung in der Bevölkerung herbeizuführen. Auf diese Weise werden wir in der Lage sein, länger und vor allem besser zu leben.
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