(c) Pixabay - Torsten Simon
Author profile picture

About Arteria Technologies GmbH

  • Founders: Dr. Stefano Coss
  • Founded in: 2020
  • Employees: 3
  • Money raised: Laufende Umsätze aus Kundenprojekten im fünfstelligen Bereich; Förderungen: AWS PreSeed, Initiative Greenstart 2021, Climate Accelerator, DENA (Deutsche Energieagentur) Mentoring Programm;
  • Ultimate goal: Wir wollen die digitale Infrastruktur für die Energiesysteme der Zukunft liefern und dabei vor allem die Dezentralisierung vorantreiben;

In einem dezentralisierten Energiemarkt produzieren die Bürger selber die Energie, die sie benötigen. Eine Entwicklung, die das Start-up Arteria Technologies vorantreiben will, indem es die digitale Infrastruktur für die Wärmenetze der Zukunft liefert. Gründer Dr. Stefano Coss hat in Energietechnik promoviert und für einen Energieanbieter gearbeitet, bevor er sich vor 1 ½ Jahren selbstständig machte. Er will zeigen, dass die Nutzung von Daten ein Teil der Lösung ist und nicht ein Teil des Problems, wie es oftmals dargestellt werde. Coss im Interview mit Innovation Origins:

Wärmenetze, Arteria Technologies, erneuerbar Energien, Digitale Infrastrukturen für die Energiewende
Das Team Arteria (von links): Sebastian Dorfer, Catalina Gaona, Stefano Coss (c) Arteria Technologies

Wie können wir uns die Arbeit von Arteria Technologies vorstellen?

Wir sind ein Software-Unternehmen im Hochtechnologiebereich und entwickeln Softwareprodukte für die Digitalisierung des Energiesystems. Eines der ersten Services, die wir auf unserer Plattform anbieten, ist ein Softwaretool, mit dem wir Wärmetze planen und optimieren können. Es eignet sich, um Fernwärme oder Nahwärmenetze zu digitalisieren und später zu verbessern.

Wir digitalisieren die Wärmenetze, indem wir auf Basis von Screenshots oder Zeichnungen ein Datenmodell erstellen und auf unsere Plattform laden. dort kann es dann von dem jeweiligen Kunden gemeinsam mit Datenmanagement-Tools genutzt werden.

Viel komplexer sind die Echtzeit-Simulationen, die wir von gesamten Energiesystemen erstellen, wie etwa Wärmenetzen. Dabei lesen wir mittels Sensoren Daten ein und machen dann Analysen und/oder Vorschläge zur Betriebsoptimierung. Wobei wir hier noch in der Entwicklungsphase sind.

Neben diesen Beratungstools gibt es dann noch die reine Software in Form von Planungs- und Digitalisierungstool.

Was motiviert Sie?

Viele Probleme die wir im Energiesystem sehen, sind auf eine mangelnde Datenqualität und Datennutzung zurückzuführen. Dadurch wird sehr viel an Effizienz eingebüßt – vor allem wenn es um Wärmenetze geht, weil hier noch nicht so viele Optimierungsschritte gesetzt wurden wie bei Stromnetzen. Wenn wir die Ziele der Energiewende erreichen wollen, dann braucht es mehr Optionen vorhandene Daten zu nutzen. Ich habe das früh erkannt und deshalb eine Technologie entwickelt, die das ermöglicht.

Welches war das größte Hindernis, das Sie überwinden mussten?

Meine Frau überzeugen (lacht). Also ein Hindernis technischer Natur gab es nicht. Was man beim Gründen überwinden muss, ist die eigene Angst – das ist die größte Barriere.

Die Angst wovor?

Da gibt es viele Dinge: finanzielle Unsicherheit, Angst vorm Scheitern und nicht zu wissen, was auf einen zukommt. Für mich war es eigentlich kein Problem, weil ich mich dem immer schon gestellt habe. Ich finde es langweilig immer das gleiche zu tun und empfand meine Tätigkeit für Unternehmen wenig herausfordernd und so hat es für mich gepasst. Aber trotzdem ist eine Gründung etwas, wo man sein Umfeld mitnehmen muss.

Was waren die bisher größten Erfolge?

Die AWS PreSeed Förderung zu bekommen war ein toller Erfolg – und auch die ersten Kunden zu akquirieren. Unser erster Kunde war ein Schweizer Stadtwerk.

Auch interessant: Kristallographie hilft bei der Energiewende

Im Hinblick auf die aktuelle Auftragslage: Welche Rolle spielt Österreich?

Wir decken die gesamte DACH-Region ab – wobei im Moment sicher Deutschland der Hauptmarkt ist. Auch weil die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Energiewende dort um ein Zehnfaches höher sind. Vereinzelt bekommen wir auch Aufträge aus osteuropäischen Ländern, die einen großen Aufholbedarf im Bereich der Digitalisierung haben. Österreich spielt aktuell eine untergeordnete Rolle. Unser Portfolio reicht von Hochtechnologie-Anwendungen bis hin zu ganz einfachem Digitalisieren und Österreich bewegt sich im Mittelfeld. Das heißt, die Digitalisierung ist großteils schon vollzogen, aber zu den Hochtechnologie-Anwendungen kann sich noch keiner durchringen. Hier wird Veränderung oft als bedrohlich empfunden.

Wie schwierig war die Finanzierung?

Die Finanzierung ist immer ein Problem. Aber wir haben uns von Anfang an über Kundenprojekte finanziert und sind bisher ohne Investoren ausgekommen. Derzeit sind unsere Aufträge stark auf Beratungsprojekte konzentriert. Aber in Zukunft möchten wir mehr Umsätze über Software erzielen.

Wo möchten Sie mit ihrem Start-up in fünf Jahren stehen?

Außer ein paar AI-Start-ups und Software-Herstellern, die mit veralteter Software arbeiten, gibt es noch nicht so viele Mitbewerber. Der Markt muss erst aufbereitet werden. Derzeit glauben viele noch, dass die Energiewende automatisch passiert. Weil es die Politiker in ihren schönen Reden so prophezeien. Aber das ist nicht so. Es gibt Menschen, die dafür arbeiten und ich bin einer von ihnen. Was ich mir wünschen würde, ist wirklich ernst genommen zu werden. Im Sinne von ‚Ja, wir brauchen das und wir müssen das jetzt machen‘. Außerdem würde ich mir natürlich auch viele Kunden und gute Umsätze wünschen.

Was macht ihre Innovation besser als existierende Dinge?

Unser Wettbewerbsvorteil liegt in der Technologiekomponente, die wir auch kontinuierlich ausbauen. Ich habe viele Jahre an unserer proprietären Technologie geforscht – und eine eigene Methode entwickelt, dezentrale Energiesysteme zu simulieren. Jetzt kann ich sie einsetzen, um Energiesysteme schneller und präziser zu simulieren und realistischere Prognosen zu erstellen.

Möchten Sie mehr Beiträge über Start-ups lesen? Weitere Folgen dieser Serie finden Sie hier.