The Shark Screw bone screw. (c) sure bright
Author profile picture

About surgebright GmbH

  • Founders: Dr. Klaus Pastl
  • Founded in: 2017
  • Employees: 16
  • Money raised: Finanzierung: > 3 Mio. Euro; Umsätze: > 2 Mio. Euro
  • Ultimate goal: Keine Operationen zur Metallentfernung mehr!

Metallimplantate haben eine Reihe von Nachteilen. Meist müssen sich Patienten einer zweiten Operation unterziehen, um das Metall wieder entfernen zu lassen. Das ist für die Patienten erneut mit Schmerzen und Risiko verbunden – und bindet die wertvollen Zeitressourcen der Ärzte. Bei Kindern können Metallimplantate wachstumsbedingt auch zu Fehlstellungen führen. Der Linzer Orthopäde Dr. Klaus Pastl suchte nach einer Alternative zu Metallimplantaten und entwickelte gemeinsam mit Biomechanikern der TU Graz Shark Screw, eine Schraube aus humanem Spenderknochen. Um die Idee am Markt umzusetzen, gründete er gemeinsam mit seinen zwei Söhnen Lukas und Thomas das Start-up surgebright. Mittlerweile versorgen sie fast alle österreichischen Krankenhäuser mit der Knochenschraube und beginnen sukzessive auch international Fuß zu fassen. In dieser Folge der Serie Start-up of the day erzählen Lukas und Thomas Pastl von den Herausforderungen der Gründung:

surebright, Implantat, Knochenschraube Shark Screw,
Der surgebright Gründer Dr. Klaus Pastl (vorne) mit den Geschäftsführern Thomas (links) und Lukas Pastl (c) surgebright

Wie können wir uns die Herstellung und Anwendung der Knochenschraube vorstellen?

Surgebright ist eine Gewebebank. Das ist der regulatorische Status, um mit humanem Material arbeiten zu dürfen. Das Gewebematerial beziehen wir von anderen Gewebebanken und fertigen daraus die Shark Screws am Standort Lichtenberg. Dafür wird ausschließlich die besonders harte kortikale Schicht des Knochens verwendet.

In der Herstellung wird der Knochen zunächst sterilisiert, um sicherzustellen, dass es zu keinen Abstoßungsreaktionen oder Krankheitsübertragungen kommt. Es verbleibt eine humane Knochenmatrix, die in Schraubenform in den menschlichen Körper eingesetzt wird. Dort wird sie sofort als körpereigen erkannt – durchblutet und in den Knochen integriert. Schon nach sechs Wochen ist sie von körpereigenem Gewebe durchwachsen und nach circa einem Jahr ist sie vollständig in den Knochen des Patienten eingeheilt und lässt sich im Röntgen nicht mehr erkennen.

Knochenschraube, Implantat, Knochenbruch, Shark Screw, surgebright,
Der Status sechs Wochen nach der Operation (c) surgebright

Welches Problem löst die Knochenschraube – und warum ist das wichtig? 

Surgebright bietet eine Alternative zu herkömmlichen Metallschrauben in der Fuß- und Handchirurgie. Diese werden in einem zweiten operativen Eingriff entfernt oder bleiben für immer im Körper der Patienten. 

Patienten, die mit Shark Screw versorgt werden, profitieren von einer maximal hohen Wahrscheinlichkeit, dass die Knochenfragmente zusammenwachsen und die Knochenschraube in einen patienteneigenen Knochen umgewandelt wird. Dadurch sparen sie sich die zweite Operation zur Metallentfernung. Shark Screw kann bei Brüchen, Fehlstellungen – wie dem Hallux valgus – oder Gelenksabnützungen beziehungsweise Arthrosen eingesetzt werden. 

Knochenschraube, Shark Screw, surgebright, Implantat, Knochenbruch,
Der Status 12 Monate nach der Operation (c) surgebright

Was waren die größten Hindernisse? Gab es einen Moment in dem Sie aufgeben wollten?

Ich denke viele Start-ups unterschätzen die Wichtigkeit des Vertriebs. Auch wir dachten, es reicht, einfach ein geniales Produkt anzubieten. Aber es gehört viel mehr dazu. Mittlerweile haben wir auch einen professionellen Außendienst, der Operationen begleitet und bieten Operations-Workshops beziehungsweise -Trainings für Ärzte an.

Ein zweiter Irrtum ist es, die Idee unter Verschluss zu halten, einfach weil man fürchtet, dass jemand das Produkt oder die Idee nachmachen könnte. Aber als Start-up muss man möglichst vielen Leuten von der Idee erzählen, um sie so weiterzuverbreiten.

Wir haben von Anfang an, an die Idee geglaubt. Aufgeben wollten wir nie. 

Was waren die bisher schönsten Momente? 

Die schönsten Momente erleben wir, wenn wir sehen, was unsere Produkte im medizinischen Alltag der Ärzte und für das Leben der Patienten bedeuten. Wenn durch unsere Produkte schwierige Fälle gelöst werden können, oder einem Patienten ein Metallimplantat erspart wird, dann freut uns das sehr. Wir durften auch zahlreiche Start-up-Preise und -Auszeichnungen gewinnen und auch das boostet die Motivation für einige Zeit ungemein.

Wie schwer war es, eine Finanzierung zu bekommen?

Wir haben sehr erfolgreich österreichische Fördermittel bekommen. Diese Fördermittel sowie eine Erstfinanzierung über die Gesellschafter und Leasingfinanzierungen über die Bank waren unsere ersten Finanzierungsquellen. Venture Capital ist somit gerade in der Frühphase nicht zwingend notwendig.

Könnten Sie sich einen besseren/idealen Ort für Ihr Start-up vorstellen?

Ja, das ist natürlich vorstellbar. Die Bedingungen in Österreich sind jedoch sehr gut. Insbesondere die qualifizierten Arbeitskräfte und die frühphasigen Fördermöglichkeiten sind spitze. Bei der Bürokratie gibt es viel Luft nach oben. Außerdem ist es auch von Nachteil, dass der österreichische Markt klein ist, weil man dadurch gezwungen ist, relativ früh, zusätzliche Hürden im Ausland zu nehmen.

Wo möchten Sie mit Ihrem Unternehmen in fünf Jahren sein? 

Mission 2030 ist es 500.000 Patienten zu helfen! Die Anzahl an aktiven Shark Screw® Heros wächst – und damit auch die der Patienten, die durch eine Behandlung mit Shark Screw® profitieren können. Wenn wir es schaffen, dass bis 2030 etwa 5.000 Chirurgen mit Shark Screw® arbeiten, dann können in diesem Zeitraum etwa 500.000 Patienten mit Shark Screw® versorgt werden.

Was macht die Knochenschraube besser/anders als existierende Dinge?

Für die Metallentfernung ist meist eine zweite Operation notwendig. Durch unsere Innovation entfällt diese Operation – und somit das damit verbundene Risiko. Da die Schraube zu patienteneigenem Knochen wird, bleiben Patienten nach der Fusion der Knochenfragmente von Fremdkörpergefühl und Komplikationen verschont. Gleichzeitig ermöglicht Shark Screw den Ärzten und Ärztinnen enorme Ressourcen für das Gesundheitssystem zu sparen.

Hiring?

Ja, die Jobs sind hier auf unserer Website ausgeschrieben.

Danke für das Gespräch.

Möchten Sie mehr Beiträge über Start-ups lesen? Weitere Folgen dieser Serie finden Sie hier.