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Die Koronakrise hat der Entwicklung von Start-ups, die sich auf Online-Bildung und Home Office konzentrieren, einen enormen Impuls verliehen. Diese Woche wird Innovation Origins daher den Start-ups in diesem Bereich der Edtech-Branche besondere Aufmerksamkeit widmen. Heute der letzte Beitrag dieser Serie. 

Kein Unternehmer, der es wagt, das laut auszusprechen: Aber die Ausbreitung des Coronavirus war wirklich ein Erfolgsticket für Start-ups, die schon vorher Produkte für das Online-Lernen oder das Arbeiten im Homeoffice anboten. In Unternehmerkreisen bezeichnet man diese Märkte als “Edtech”, eine Verbindung der Bildungstechnologie und der Technologie für Homeoffice.

Scham über den Erfolg in Corona-Zeiten ist nicht nötig. Schließlich haben die Start-ups, denen es jetzt gut geht, oft schon einige Jahre damit zugebracht, um Finanzierung zu kämpfen, das Produkt zu entwickeln und Kunden zu gewinnen. Genau aus diesem Grund geht es ihnen jetzt gut. Nun, da Kinder zu Hause lernen und Büroangestellte von zu Hause aus arbeiten müssen, um die Verbreitung von COVID-19 einzudämmen, erwiesen sich ihre innovativen, gut durchdachten Produkte als sehr nützlich.

Zu Hause arbeiten, im Büro ausdrucken

Ohne Probleme konnten Mitarbeiter aus aller Welt nach dem kostenlosen Download der AnyDesk-Software von zu Hause aus etwas im Büro ausdrucken. Dabei handelt es sich um ein deutsches Start-up, das ein integriertes Software-Framework bereitstellt, über das alle Systeme auf allen drahtlosen und mobilen Geräten mit anderen Systemen überall auf der Welt kommunizieren können. Die Anfangsschwierigkeiten waren schon vor Ausbruch der Krise überstanden. Die Benutzer konnten sich auf das Produkt verlassen. Welch ein Glücksfall!

Dasselbe gilt für die Online-Lehrpakete des Utrechter Start-ups Faqta: Sie sind quasi überrannt worden, jetzt, wo die Grundschulen den Kindern den Unterricht zu Hause geben müssen. Zuerst zögerten viele Lehrerinnen und Lehrer, die Online-Lektionen von Faqta zu kaufen, weil sie den Unterricht selbst vorbereiten wollten. Doch sie stellten sich bald um und machen nun gerne von Faqta’s kostenlosem Angebot Gebrauch.

Die Frage ist nun: Wird von den Umsätzen dieser Start-ups etwas übrig bleiben, wenn die Krise vorbei ist? Oder werden Schulen, Lehrer, Unternehmen, Manager und Angestellte die Anwendung der neuen Technologie so schnell wie möglich wieder aufgeben?

Was bleibt vom Online-Lernen und -Arbeiten?

Die meisten Unternehmer glauben das nicht. Zum Beispiel Martin Meulenkamp von 2DAYSMOOD. Dieses Start-up hat ein Tool entwickelt, mit dem die Stimmung der Mitarbeiter bezüglich ihrer Arbeit auf täglicher oder wöchentlicher Basis mit einer einfach zu bedienenden App gemessen werden kann. Seiner Meinung nach haben die Mitarbeiter keine Lust mehr, an fünf Tagen in der Woche im Stau zu stehen. Er selbst hätte einen stundenlangen Arbeitsweg, wenn er das Auto nehmen würde. Eine Zeitverschwendung, sagt er. Er war schon vorher dieser Meinung. Aber jetzt, da klar ist, dass man viele Arbeiten von zu Hause aus erledigen kann, ist er ganz sicher, dass dies “die neue Normalität” werden wird. In der Zeit, die man sonst im Auto verbringen würde, kann man jetzt mit den Kindern spielen, Sport treiben, ausgiebig kochen und essen oder sich mit Freunden treffen. Einfach ausgedrückt, es macht einen zu einem entspannteren Menschen. Und man kann weiterhin seine Arbeit tun.

Der Arbeitgeber profitiert auch, weil er weniger Reisekosten erstatten muss. In Zeiten überfüllter Züge und U-Bahnen und überlasteter Straßen besteht für die Regierung auch ein Interesse daran, Homeoffice zu fördern. Das Vermeiden von Staus ist kompliziert und teuer. Es müssen mehr Straßen und Brücken gebaut werden, und das kostet Milliarden. Der Ausbau der Zugkapazitäten und der U-Bahnnetze kostet ebenfalls Milliarden. Wenn man diese Ausgaben begrenzen kann, indem man von zu Hause aus arbeitet, erspart das dem Finanzminister – dessen Kasse sich infolge der gerade Krise leert – viel Geld.

Eingefahrene Muster in Schulen

Was das Online-Lernen anbelangt, ist das wahrscheinlich schwieriger. Sobald die Kinder in die Schule gehen, übernehmen die Lehrer wieder den Unterricht und sie nehmen ihre alten, eingefahrenen Methoden wieder auf. Es könnte für Lehrerinnen und Lehrer jedoch weiterhin interessant sein, dass sie Lektionen aus dem Internet – zum Beispiel von der LessonUp-Website – abrufen können. Dadurch sparen sie Zeit und erhalten sofort neues Lehrmaterial, das sie nichts kostet. Nur wenn eine Schule die Lizenz erwerben will, Tests online durchzuführen und bei den Hausaufgaben zu helfen, muss sie dafür bezahlen.

Wenn sich herausstellt, dass der Online-Unterricht zu besseren Ergebnissen führt und die Ergebnisse der Schule Geld einbringen, wie es der Gründer Klaas Lameijer von Symbaloo in den Vereinigten Staaten erwartet, werden sie sicher Kunden bleiben. Kinder in den USA erhalten ein Stipendium zum Studium, wenn sie sehr gut abschneiden. Und dort zu studieren ist sehr teuer. Das macht den amerikanischen Schulen zusätzlichen Druck, die Kinder so gut wie möglich abschneiden zu lassen.

Aber vielleicht werden die niederländischen Schulen, die vor der Corona-Krise die Faqta-Lehrpakete links liegen ließen, nun weiterhin online unterrichteten. Schließlich ist dieser Unterricht für Lehrerinnen und Lehrer gedacht, die keine Fachlehrerinnen und Fachlehrer in Bereichen wie Biologie, Kunstgeschichte oder Musik sind. Da die meisten Grundschulen keine Fachlehrer haben, müssen die “normalen” Lehrer diesen Unterricht erteilen. Die Eltern der Kinder haben natürlich jetzt auch den Fachunterricht von Faqta erlebt. Vielleicht werden sie die Schulen darum bitten, auch weiterhin mit diesen Anwendungen zu arbeiten und so auf einen Wandel hinwirken.

Corona-Scham macht keinen Sinn

Was “die neue Normalität” sein wird, weiß niemand. Aber es ist klar, dass diese Start-ups den Graben gefüllt haben, der durch die Corona-Krise entstanden ist. Einige Unternehmer schämen sich sogar dafür. Sie wollen nicht als Nutznießer einer Krise dastehen und bieten ihre Dienste kostenlos an. Dabei konnte nur dank all dieser Unternehmer die Arbeit im Homeoffice funktionieren.

Großen, alten Unternehmen wie dem Luftfahrtunternehmen KLM wurden Milliarden an staatlicher Unterstützung versprochen. Start-ups bekommen nicht so viel. Es war schon immer eine Herausforderung für sie, Geld von Investoren zu bekommen, um ihre Produkte weiter zu entwickeln. Aber jetzt ist es wirklich schlimm. Klagen hört man sie allerdings nicht.

Die Start-ups von heute sind die Rettung von morgen

Natürlich hält der Staat große Anteile an KLM. Es entstünde Schaden, würde man sie nicht unterstützen. Aber die Start-ups sind es, die die Wirtschaft jetzt am Laufen halten. Man hört kaum jemanden darüber reden. Aber die Start-ups von heute sind die Rettung von morgen.

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