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Schon heute sind Lastkraftwagen für den Gütertransport unverzichtbar. In Zukunft soll der Lkw-Güterverkehr laut des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur noch weiter steigen. Bis 2030 wird mit einem Anstieg von 39 Prozent im Vergleich zu 2010 gerechnet. Dass da neue, effiziente und vor allem umweltfreundliche Konzepte her müssen, um dieses Wachstum zu verkraften, ist logisch. Vor allem gilt es aber, Emissionen wie Kohlendioxid, Rußpartikel und Stickoxide zu vermeiden. Wissenschaftler der TU München haben im Rahmen des Projekts „Truck2030“ alle Bereiche des Lkws der Zukunft untersucht, die sie anlässlich der momentan stattfindenden IAA Nutzfahrzeuge in Hannover präsentiert haben.

Truck2030 – mehr Fitness für den Fahrer

Als Ausgangsbasis gehen die Forscher davon aus, dass Lastwagen in Zukunft auf den Autobahnen automatisiert fahren werden. Deswegen ist es vielleicht nicht weiter verwunderlich, dass der Fahrerkabine eine völlig neue Funktion zuteil kommt. Den Forschern zufolge könne der Fahrer die gewonnene Zeit in Gesundheitsprävention investieren. Deswegen befinden sich in der Kabine Seilzüge. Übrigens die gleichen, wie sie aus Fitness-Studios bekannt sind. Ein virtuelle Belohnungssystem soll die Motivation steigern, die Übungen zu absolvieren.

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So könnte der Truck2030 nach den Vorstellungen von Wissenschaftlern der TU München und weiterer Lehrstühle aussehen. (Bild: Lehrstuhl für Industrial Design / TUM)

Kraftstoffeinsparungen

Vielleicht weist der Projektname „Truck2030“ bereits schon ein erstes Indiz auf, dass die Länge der künftigen, Lkws auf eine Länge von 25,25 Metern anwachsen soll. Laut den Forschungsergebnissen sei dies ideal, um den Güterverkehr effizienter zu gestalten. Das Argument: Der Truck2030 würde zwei Lang-Lkws oder drei Lkws von normaler Länge ersetzen. So könne Kraftstoff eingespart werden, was wiederum Vorteile für Umwelt und Wirtschaftlichkeit mitbringen würde.

Die Forscher rechnen vor: Durch den Einsatz von Lang-Lkws könnten auf Grund des geringeren Kraftstoffverbrauchs bei gleicher Ladung etwa 20 Prozent der CO2-Emissionen gespart werden. Mit einem Diesel-Plug-in-Hybridantrieb würde der Schadstoffausstoß um weitere zehn Prozent gesenkt. Ein elektrischer Antrieb sei den Wissenschaftlern zufolge nach heutigem Stand der Technik nicht sinnvoll. Denn eine Batterie wäre zu groß und zu schwer, um die benötigte Reichweite zur Verfügung zu stellen.

Eine weitere Einsparmöglichkeit bei CO2-Emissionen sehen sie durch auf Rollwiderstand optimierte Reifen und eine verbesserte Aerodynamik. Weitere 10 Prozent wären möglich. Auch das Be- und Entladen nahmen die Forscher unter die Lupe. Mit Hilfe von Apps, die die Ladung über Scancode oder NFC erfassen, ließen sich Zeit und Ressourcen sparen.

Truck2030 – Wie umsetzen?

Eine der wohl wichtigsten Fragen, die das Konzept „Truck2030“ aufwirft, ist die Frage nach der Umsetzung. Um den Riesentruck auf die Straße zu bringen, müsste er in ganz Europa – und wohl auch darüber hinaus – zugelassen werden. Auch Fragen nach Sicherheit, Straßenabnutzung müssten geklärt werden. Ein weiterer Punkt ist aber auch die Infrastruktur. Für den Diesel-Plug-in-Hybrid sind zusätzliche Ladesäulen an den Autobahnen nötig, die auch von Elektroautos genutzt werden könnten.

Bis jetzt ist Truck 2030 ein Forschungsprojekt der Technischen Universität München in Kooperation mit der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg sowie fünf Industriepartnern. Gefördert wird es von der Bayerischen Forschungsstiftung. Bleibt abzuwarten, ob sich der Truck 2030 mit integrierter Fitnesskabine durchsetzen wird.

Foto: Lehrstuhl für Industrial Design / TUM

 

Weiterführende Links:

https://www.truck2030.tum.de/home/