Bei dem Wort Crashtest-Dummy denken die meisten Menschen als erstes an eine glatzköpfige Puppe, die ebensogut im Schaufenster eines Kaufhauses stehen könnte. Die wird – meistens im Fahrersitz – eines Autos festgeschnallt, das anschließend ungebremst in eine Mauer oder ein anderes Auto knallt.
Im Prinzip stimmt das natürlich, den modernen Dummy mit einer Schaufensterpuppe zu vergleichen ist allerdings, wie Dame mit Schach zu vergleichen. Die Anfangszeiten der Crashtests, in denen er nichts weiter war als eine lebensgroße Puppe mit Perücke, sind längst vorbei. Der Dummy bekam im Laufe der letzten 40 Jahre immer mehr Innenleben in Form von Sensoren, und dank immer detaillierter Tests wurden die Autos immer sicherer. Insbesondere der neue Crashtest-Dummy des ADAC, mit dem der Automobilclub aktuell experimentiert, ist gespickt mit modernster Technik und Technologie.
Jede Menge Sensoren, die die Kräfte messen, die auf einen Menschen bei einem Crash oder auch nur einer Vollbremsung einwirken, werden viel detaillierter gemessen als bisher. „Der neue Dummy ist an den richtigen Stellen flexibler. Er ist insgesamt sensibler und nimmt die Krafteinträge noch viel besser wahr, wenn es zu einem Crash kommt als seine Vorgänger“, sagt Unternehmenssprecher Dr. Christian Buric.
Und was sind die richtigen Stellen? „Die sind vor allem der Brustbereich, der Rippenbereich, der gesamte Oberkörper, und er ist auch im Rückgrat und meines Wissens nach auch im Genick flexibler.“ Bei einem Aufprall verhält sich der neue Dummy in Echtzeit menschlicher als frühere Crash-Test-Dummies. So verfügt der „Neue“, wie auch seine Vorgänger, über Metallstreben im Oberkörper, die wie menschliche Rippen geformt sind, mittels Sensoren kann man beim Aufprall nun aber nicht nur die Belastungen von vorne, sondern auch von der Seite registrieren und so neue Messwerte zu generieren,
Mit diesem Werten könne man dann weiter in Richtung Unfallforschung arbeiten und Informationen an die Industrie geben, was man an den Autos verbessern könne. Außerdem bekäme man Informationen „bezüglich Verletzungen, die auftreten können, vor allem im Bereich Weichteile“, denn der gesamte Rippenbereich werde sehr realitätsnah dargestellt, erklärt Buric. „Man sagt immer, ein Rippenbruch ist nicht so schlimm und nicht so gefährlich, aber natürlich kann sich eine Rippe leicht mal in die inneren Organe wie Lunge oder im schlimmsten Fall auch das Herz bohren. In dieser Richtung erhoffen wir uns genauere Erkenntnisse über die Biomechanik, die menschliche Physis und dann auch über die Schnittstelle Mensch-Auto, wenn es zum Crash kommt.“
Natürlich waren Erkenntnisse über derartige Verletzungen auch mit den früheren Dummies möglich, aber bei weitem nicht so detailliert. Aus diesem Grund hat der ADAC auch die Anschaffung des neuen Dummies getätigt, der allerdings, aufgrund des beachtlichen Preises von 900.000 Euro keinen Kollegen bekommen wird. Im täglichen Einsatz ist er momentan noch nicht. „Wir haben eine Kalibrierung gemacht und jetzt gibt es erste Versuche damit“, so Buric. Ab 2020 soll der neue Crashtest-Dummy beim ADAC und seinen europäischen Partnerklubs bei allen Tests eingesetzt werden.
Foto: ADAC