Cartoon Albert Jan Rasker
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Eigentlich hatten die Artikel über die Vor- und Nachteile der Elektromobilität auch in dieser Woche wieder die meisten Leser, aber da wir nicht jede Woche im Abschnitt „Meistgelesen” über das gleiche Thema reden wollen, nehmen wir das Thema, das auf Platz vier liegt. Es ging um ein Experiment, bei dem Journalisten im Hamburger Fußballstadion nicht über WLAN, sondern über Li-Fi kommunizieren, eine Form des drahtlosen Internets, bei dem Daten über das Licht übertragen werden. Das ist eine seltene Gelegenheit, die Leser daran zu erinnern, dass der Erfinder des WLAN ein Niederländer ist, die Amsterdammer Cees Links. Links gefiel die Abkürzung „WiFi” damals besonders gut, weil sie ihn an seine geliebte Snack-Wurst „Bifi” erinnerte. Aber zurück zum Thema: Wir stellten den Assistenzprofessor für Computertechnologie von der TU Delft, Marco Zuniga Zamalloa, die Frage, ob Li-Fi das inzwischen alte, vertraute WiFi ablösen wird.

Letzte Woche fand in Den Haag ein Protest gegen die angeblichen Gefahren der Ausstrahlung der Radiowellen bei der zukünftigen 5G statt. Ist Li-Fi eine bessere Option?

Der Klarheit halber: 5G ist ein Sammelbegriff für mehrere Technologien, die wir für das drahtlose Internet verwenden können. 5G steht für „fünfte Generation”. So kann auch eine Technologie wie Li-Fi, die Licht verwendet, grundsätzlich in diese Kategorie fallen. Um auf Ihre Frage zurückzukommen: Ein Nachteil von WiFi ist, dass wir dafür Radiowellen nutzen müssen. Da sind die Frequenzen bereits gut gefüllt. Wie viel Platz steht dort also noch zur Verfügung, um noch mehr Daten zu versenden? Du weißt, was passiert, wenn es dort zu voll wird. Zum Beispiel, wenn jeder gleichzeitig von seinem Handy aus anrufen möchte. Dann wird das Netzwerk überlastet und es funktioniert nicht richtig. Du hast dieses Problem nicht, wenn du anfängst, Licht zum Senden von Daten zu verwenden. Denn das Spektrum für Licht ist noch völlig frei. Und um diesen leeren Raum des Lichtspektrums zum Senden von Daten zu nutzen, muss man keine Millionenbeträge zahlen. Weil es dafür noch keine Regeln gibt. Wenn man Funkfrequenzen benutzt, muss man das tun.”

Also wird es Li-Fi sein?

Das bleibt abzuwarten. Auch Licht hat Nachteile. Mit den heutigen Lampen kann man Lichtsignale aussenden, mit der ehemaligen Glühlampe war das nicht möglich. Aber die Frage ist, wie effizient man seine Energie einsetzt. Angenommen, die Sonne scheint und man muss keine Lampen einschalten, um das Haus oder Büro zu beleuchten. Zur Datenübertragung muss man dann doch das Licht einschalten. Das kostet Energie, die man mit den Radiowellen des WiFi gespart hätte. Ein weiterer Nachteil ist, dass alles, was Licht blockiert – eine Wand, eine Tür oder ein Vorhang vor dem Fenster – auch die Daten blockiert. Wie Schallwellen kann auch Licht nicht durch alles hindurchgehen. Dieses Problem kann jedoch gelöst werden, da man auch über Empfänger in dem Raum, in dem man sich befindet, Daten senden kann. Ein Vorteil ist, dass Li-Fi die Privatsphäre der Daten garantiert, denn aufgrund von physischen Barrieren kann das Licht mit den Daten den Raum nicht verlassen. Das kann z.B. für Krankenhäuser von Vorteil sein.”

Gibt es ein weiteres drahtloses System in der Entwicklung, das mit WiFi und Li-Fi konkurrieren kann?

Es gibt LoRaWAN. Das ist eine Abkürzung für Low-Power-Weitverkehrsnetz. Damit werden kleine Datenpakete z.B. von Sensoren, die im Außenbereich hängen, gesendet. Die Batterie solcher Systeme, die für das „Internet der Dinge” genutzt werden, ist nur dann aktiv, wenn Daten gesendet werden. Es verbraucht daher sehr wenig Energie. Infolgedessen wird sie zehn Jahre oder sogar länger halten. Beim Handy ist das anders: Der Akku wird ständig benutzt und wird schneller leer. Es ist unmöglich zu sagen, welche drahtlose Internettechnologie letztendlich dominieren wird. Ich denke, wir werden alle drei nebeneinander nutzen. Ich glaube nicht, dass WiFi wegen Li-Fi verschwinden wird. Wir nutzen Funkwellen, solange die Basis unserer Infrastruktur darauf ausgerichtet ist.”