Fruchtbarkeits-Tracker (c) Ava AG
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Liechtenstein hat die erste COVID-19 Welle perfekt kontrolliert: Bisher gab es nicht mehr als 81 Fälle! die Zahl der Neuinfektionen ist verschwindend gering. Aber genau das sei gefährlich, sagt Mauro Pedrazzini, der für Gesundheit zuständige Regierungsrat. Er fürchtet, die Spur des Virus zu verlieren. Im Falle einer zweiten Infektionswelle im Herbst, könne das Gesundheitswesen schnell überfordert sein. Jetzt soll ein Fruchtbarkeits-Tracker Abhilfe schaffen. Das berichtet der Tagesanzeiger Schweiz in einem Online-Artikel.

Das Gesundheitssystem des 39.000 Einwohner zählenden Staats ist verwundbar: Es gibt nur ein einziges Krankenhaus. Beatmungsgeräte seien zwar vorhanden, aber keine vollwertige Intensivstation. Schwere COVID-19 Fälle müssten also in den Nachbarländern behandelt werden: in der Schweiz oder in Österreich.

Fruchtbarkeits-Tracker

Andere Länder diskutieren über Corona Tracking Apps. Mit diesen kann man Infektionsketten über Personenkontakte verfolgen. In Liechtenstein fand man eine andere Lösung: Nicht Personenkontakte sollen verfolgt werden, sondern die Gesundheit der Einwohner – und zwar mit dem hochpräzisen Fruchtbarkeits-Tracker der Schweizer Ava AG. Das Armband funktioniert mit integrierten Sensoren. Es wird nachts getragen und erkennt mehrere physiologische Kennzeichen von Fruchtbarkeit. Darunter auch jene, die ein Gesamtbild des gesundheitlichen Zustands geben: Hauttemperatur, Puls, Atmung und Blutfluss.

Eine Früherkennung ermöglicht eine rasche Isolation und Behandlung der Patienten. Sie schützt zudem das Gesundheitspersonal und schont die begrenzten Ressourcen des Gesundheitssystems.

Algorithmus gesucht

Es ist ein wissenschaftliches Forschungsprojekt, betont Pedrazzini gegenüber dem Tagesanzeiger. Ziel ist es, einen Algorithmus zu entwickeln, der fähig ist, eine COVID-19 Infektion zu erkennen. Erste Ergebnisse sind im Herbst zu erwarten. Erfolgsgarantie gebe es keine.

Geleitet wird es von Lorenz Risch, einem Arzt. Er betreibt mehrere Labors in Liechtenstein und arbeitet schon seit zehn Jahren an einer Langzeitstudie zu Herz-/Kreislauferkrankungen. Mehr als 2000 Personen nehmen teil. Es ist diese Gruppe, der nun auch die Fruchtbarkeits-Tracker angeboten werden. Die Teilnahme ist freiwillig. Verläuft die Studie erfolgreich, werden im Herbst weitere 3000 Tracker an weitere Bürger ausgegeben. Dann wäre fast ein Fünftel der Einwohner abgedeckt.

Epidemiologische Studie

Wie Risch gegenüber dem Tagesanzeiger erklärt, eigne sich seine Heimat aufgrund der Größe gut für epidemiologische Studien: Alles sei übersichtlich und man könne schnell einen ausreichend großen Teil der Bevölkerung zur Teilnahme gewinnen. „Beim Public-Health-Studium in Harvard haben mich immer alle um meine Herkunft beneidet: ‚Du sitzt da auf einer Goldmine.’“

Es war Risch, der auf die Regierung zukam. Diese habe das Projekt durch die Ethik-Kommission Zürich prüfen lassen. Auch Datenschutz sei gegeben. Pedrazzini versichert, dass der Staat keinen Zugriff auf die Daten erlange. Die Daten seien zwar bestimmen Personen zugeordnet, verblieben aber bei Risch.

Finanzierung durch Regierung

Die Studie läuft unter dem Titel  COVI-GAPP und wird von Regierung und Fürstenhaus finanziert. Eine weitere Strategie, die das Land im Kampf gegen COVID-19 verfolgt, ist die Untersuchung des Abwassers nach Spuren des Virus. Die Maßnahme ist relativ einfach: das Land verfügt nur über eine einzige Kläranlage, so der Tagesanzeiger.

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