Leuchte mit intelligenter Lichtsteuerung soll Sturzgefahr von Pflegebedürftigen reduzieren 

Die Elektrotechniker Andreas Frankl und Anton Schurrer waren auf einer Baustelle in Wien, als sie Professor Jürgen Osterbrink, den Institutsvorstand der Pflegewissenschaften an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) in Salzburg kennenlernten. Im Gespräch warf Osterbrink die Frage auf, ob man denn nicht mit Licht die Sturzgefahr pflegebedürftiger Menschen reduzieren könne. Die Antwort auf diese Frage konnten die Beiden erst nach drei Jahren im Labor geben – mit ihrer multifunktionellen Leuchte Elly, die über eine intelligente Lichtsteuerung verfügt. Als solches wirkt sie orientierungsfördernd und kann so die Sturzgefahr Pflegebedürftiger reduzieren. Elly ist aber auch mit einer App verbunden und kann so Angehörige informieren, wenn pflegebedürftige Personen das Bett oder den Raum verlassen. Zusätzlich werden über ein Mobilitätsprotokoll Rückschlüsse auf die Schlafqualität der pflegebedürftigen Person ermöglicht. In dieser Folge der Reihe Start-up-of-the-day erzählt Frankl über die Herausforderungen in einem wachsenden aber sensiblen Markt:

Welches Problem löst ihr? 

Sturzgefahr und Orientierungslosigkeit stellen oftmals ein erhebliches Gesundheitsrisiko für pflegebedürftige Menschen dar: Etwa 53 Prozent der Stürze von pflegebedürftigen Menschen ereignen sich in deren Wohn- und Schlafbereich. Wobei etwa 77 Prozent der Stürze auf mangelnde Beleuchtung zurückgehen. Die Folgen jedes vierten Sturzes müssen im Krankenhaus behandelt werden – und jeder 200. Sturz endet mit dem Tod (Quelle: Versicherungsverband Österreich). Diese Gefahr kann für pflegende Angehörige sehr belastend sein – nicht zuletzt, weil es auch wichtig ist, die Privatsphäre der Pflegebedürftigen zu wahren.  

Diese Situation wollen wir mit Elly und unserem Start-up Opus Novo verbessern, indem wir pflegenden Angehörigen eine niederschwellige technische Unterstützung bieten. 

Der Bedarf ist zweifellos gegeben. Zum Beispiel gibt es Schätzungen wonach jeder zehnte Österreicher ein aktiv pflegender Angehöriger ist. Aber derzeit nehmen erst etwa 43 Prozent der pflegebedürftigen Menschen Unterstützungsmöglichkeiten in Anspruch (Quellen: Kontrast und Statista).

Warum ist das so?

Die Betreuung Pflegebedürftiger ist im deutschsprachigen Raum und vermutlich auch darüber hinaus noch immer ein Tabuthema. Nur wenige Menschen identifizieren sich mit der Rolle eines pflegenden Angehörigen und sind offen für Unterstützung und technische Hilfsmittel. Deshalb sehen wir es als eine unserer Kernaufgaben, Bewusstsein für das Thema zu schaffen und die Menschen dazu anzuregen, auch offen darüber zu sprechen. Das ist eine herausfordernde, aber sehr wichtige Aufgabe, an der wir aktuell und auch in Zukunft intensiv arbeiten möchten. Denn schließlich leisten pflegende Angehörige eine enorm wertvolle aber zumeist eben versteckte Leistung für unsere Gesellschaft. 

Welche Leistungen haben euch stolz gemacht?

Bereits nach den ersten Testversuchen konnten wir erkennen, dass dieses Thema von enormer Wichtigkeit ist. Unsere ersten Probanden wollten Elly nach dem Test nicht mehr zurückgeben und verwenden das Produkt nach wie vor. Das war für uns die ultimative Bestätigung, dass wir mit unserer Lösung am richtigen Weg sind.

Wie schwer war es, eine Finanzierung zu bekommen?

Pflege wird jeden Menschen einmal betreffen – direkt oder indirekt. Insofern handelt es sich nicht nur um einen großen, sondern auch um einen wachsenden Markt. Das wird auch den Förderagenturen und Investoren, sowie anderen Kapitalgebern wie Banken und Inkubatoren immer mehr bewusst. Deshalb haben wir, nicht nur finanziell, sondern auch operativ, organisatorisch und strukturell breite Unterstützung gefunden.

Wie sind die Bedingungen an eurem Standort?

Graz ist eine Stadt der Start-ups und hat uns in der Anfangs- und der Umsetzungsphase wertvolle Unterstützung geboten. Dafür sind wir enorm dankbar und das ist auch der Grund dafür, dass unser Head Office mittelfristig sicher in Graz bleiben wird. 

Wo möchtet ihr mit eurem Unternehmen in fünf Jahren sein?

Wir möchten mit unserem Produkt Elly die familiäre Altenpflege mitgestalten und eine hohe Sicherheit für alle Beteiligten des Pflegeprozesses schaffen. In fünf Jahren soll Elly für alle Betroffenen in der gesamten Europäischen Union, sowie in Nordamerika und Japan verfügbar sein.

Was macht eure Innovation besser/anders als existierende Dinge?

Durch unsere Sensortechnologie und die individuell einstellbare Lichtsteuerung können wir pflegebedürftigen Menschen ein maximales Level an Privatsphäre bieten. Gleichzeitig werden pflegende Angehörige enorm entlastet. In der Kombination ihrer Funktionen ist Elly bislang einzigartig am Markt und die Technologie ist durch mehrere Patente geschützt. 

Hiring?

Wir sind ständig auf der Suche nach interessierten studentischen Teilzeitarbeitskräften, insbesondere in den Bereichen Produktentwicklung und Marketing/Vertrieb. 

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