Markus Linder, inoqo (c) privat
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„Wir sind alle verantwortlich für das was am Markt passiert. Wenn wir Dinge nicht kaufen, werden sie nicht produziert. Aber das System ist intransparent. Es ist zeitaufwändig herauszufinden, wie man nachhaltig konsumieren kann“, sagt Markus Linder, Gründer des Start-up inoqo. Er entwickelt eine App, die es den Konsumenten einfach macht, ihr Konsumverhalten mit ihren Werten in Einklang zu bringen.

Für Linder ist es schon das zweite Start-up. Sein erstes gründete er noch im Studium. Dabei entstand Zoovu, ein smarter Assistent, der Konsumenten bei der Kaufentscheidung berät. Heute gilt Zoovu als eines der erfolgreichsten Start-ups Österreichs – mit Venture Capital von mehr als 25 Millionen US-Dollar, Headquarter in London und knapp 200 Mitarbeitern. In seinem neuen Projekt inoqo steht er noch ganz am Anfang. Linder im Interview mit Innovation Origins:

Warum hast du dich von deinem ersten Start-up Zoovu zurückgezogen?

Ich hatte zunehmend mit Dingen zu tun, die mir eigentlich keinen allzu großen Spaß machten. Daher habe ich die Führung des Unternehmen bei dreistelligem Wachstum an einen sehr erfolgreichen Scale-up CEO übergeben. Ich habe mich aus dem operativen Geschäft zurückgezogen, bin aber immer noch der größte Teilhaber. Was ich wirklich spannend finde, ist die frühe Phase eines Start-ups: eine Vision haben, ein Team zusammentrommeln, erste Kunden finden, et cetera.

Wie ist dann die Idee zu deinem aktuellen Projekt inoqo gekommen?

Als ich mich von Zoovu zurückgezogen habe, nahm ich mir zunächst eine Auszeit. Ich bin mit meiner Familie drei Monate lang durch Nordeuropa gereist. Wir waren viel in der freien Natur und mir wurden dabei die Umweltprobleme bewusst, die auf die Menschheit zukommen. Damals habe ich beschlossen mich als Angel-Investor und Entrepreneur auf global skalierbare Geschäftsmodelle zu fokussieren, die eine positive Auswirkung auf die Klima- und Biodiversitätskrise haben. Insekten bestäuben Obst- und Gemüsepflanzen und ernähren Tiere, die wichtige Aufgaben erfüllen. Wenn wir ihnen den Lebensraum entziehen, gefährden wir das gesamte Ökosystem und die Ernährungssicherheit.

Wie wollt ihr diese positiven Auswirkungen auf die Umwelt erreichen?

Wir sind alle verantwortlich für das was am Markt passiert. Wenn wir Dinge nicht kaufen, werden sie nicht produziert. Aber das System ist intransparent. Es ist zeitaufwändig, herauszufinden, wie man nachhaltig konsumieren kann. Umgekehrt ist es auch für nachhaltig produzierende Unternehmen nicht einfach, für Konsumenten wahrnehmbar zu werden. Deshalb möchten wir eine internationale Plattform aufbauen, die nachhaltig produzierende Unternehmen und umweltbewusste Konsumenten verbindet. Das tun wir, indem wir eine App entwickeln, die den Konsumenten hilft, ihre Prioritäten und Werte zu definieren. Hier können sie ein Profil erstellen und festlegen, was ihnen wichtig ist. Zum Beispiel, dass sie keine Käfigeier, weniger Fleisch oder nur zertifiziertes Palmöl kaufen wollen.

Wir entwickeln eine Technologie, die es unseren Usern ermöglicht ihr in-store und online Konsumverhalten – ohne ihr Zutun, zu tracken. Die App gibt Feedback, wenn eines der Produkte nicht mit den Werten des Nutzers einhergeht – weil es zum Beispiel Palmöl enthält. Zusätzlich analysiert sie das Konsumverhalten des Nutzers, um ihm zu sagen, was er damit erreicht hat: Wenn er zum Beispiel viele Bio-Produkte kauft, unterstützt er damit Lebensraum von 30 Bienen … Wir nutzen auch spielerische Ansätze. Zum Beispiel kann der Nutzer die Herausforderung annehmen, seinen Fleischkonsum auf drei Mal die Woche zu reduzieren. Darüberhinaus liefern wir unseren Nutzern auch Zugang zu umweltrelevantem Content.

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inoqo (c) inoqo

Was treibt dich an?

Die Menschheit hat nicht mehr viel Zeit um die Klima- und Biodiversitätskrise einzudämmen und das Schlimmste abzuwenden. Mit unserem Unternehmen möchten wir zukünftigen Generationen ein lebenswertes Umfeld ermöglichen. Ich habe mit Zoovu erlebt, dass es möglich ist, eine global führende Rolle zu übernehmen. Auch Inoqo basiert auf einem Geschäftsmodell, das es uns ermöglichen wird, stark zu wachsen und global zu skalieren. Außerdem möchte ich andere erfolgreiche Entrepreneure dazu motivieren, nicht die 20. Dating-Plattform zu gründen, sondern ihre Fähigkeiten dazu einzusetzen ein Unternehmen aufzubauen, dass für sie selbst einen hohen Wert generiert und gleichzeitig einen positiven Effekt auf den Planeten hat.

Gab es schon ein Hindernis, das ihr überwinden musstet?

Die Coronakrise hat uns vor spannende Herausforderungen gestellt. Wir waren Anfang März gerade dabei erste Testnutzer zu finden, die nachhaltig konsumieren wollen. Das hat ein jähes Ende gefunden, weil es nicht mehr möglich war, Leute vor Ort anzusprechen. Wir haben unsere Aktivitäten dann auf online verlagert und hier sind wir auf einem guten Weg. Mittlerweile habe ich Mitgründer im Team, die ich noch nie persönlich getroffen habe. Es ist schön zu erleben, dass man auch gestärkt aus einer Krise hervorgehen kann.

Was sind eure nächsten Ziele?

Bis zum Sommer wollen wir einen Co-Founder und Chief Technology Officer (CTO) gefunden haben und die formale Gründung über die Bühne bringen. Dann wollen wir den ersten Testmarkt Österreich starten und anschließend den internationalen Markt ausrollen.

Hiring?

Wir suchen gerade nach einem Chief Technology Officer (CTO). Durch die Coronakrise scheint das Bewusstsein von vielen geschärft. Das sehen wir am großen Interesse von guten Kandidaten. Aber der Bewerbungsprozess läuft noch und wir freuen uns über weitere Bewerbungen. Details dazu findet ihr auf unserer Website.

Danke für das Gespräch.

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