Will die Europäische Union die gemeinsamen Klimaziele erreichen und die Treibhausgase bis zum Jahr 2030 um mindestens 55 Prozent unter den Wert von 1990 senken, muss unter anderem eines erreicht werden: Der Fernverkehr muss sauberer werden und Lkws und Busse vom Dieselantrieb wegkommen.
Deshalb wollen die drei größten Nutzfahrzeughersteller TRATON GROUP, Daimler Truck und die Volvo Group ein öffentliches Hochleistungs-Ladenetz aufbauen, das nicht nur für Fahrzeuge der eigenen Unternehmen, sondern allen batteriebetriebenen schweren Fernverkehrs-Lkw und Reisebussen zur Verfügung stehen soll. In ihrer Absichtserklärung zum Aufbau eines solchen Netzes betonen sie, sie wollen mit dem Projekt “zum einen das Vertrauen der Kunden in die Elektrifizierung stärken und zum anderen einen klaren Beitrag zu einem klimaneutralen Transportwesen in der EU leisten”.
Investition von 500 Millionen Euro
Auf der Basis dieser Vereinbarung planen die drei Parteien, ein Joint Venture it Sitz in Amsterdam zu gründen, das zu jeweils gleichen Teilen gehalten werden und 2022 in Betrieb gehen soll. Dabei sollen zunächst 500 Millionen Euro investiert werden, mit denen innerhalb von fünf Jahren mindestens 1.700, mit Ökostrom betriebene, Hochleistungs-Ladepunkte in der Nähe von Autobahnen, an Logistik-Hubs und an Abladestellen errichtet werden sollen. Langfristig ist geplant, dass die Anzahl der Ladepunkte mit Hilfe von zusätzlichen Partnern und öffentlichen Fördermitteln “deutliche erhöht” wird. Bezüglich der Ladezeiten sollen die Betreiber von Flotten mit batteriebetriebenen Fahrzeugen zwei Möglichkeiten haben: Sie können sowohl die in Europa gesetzlich vorgegebene 45-minütige Fahrerruhezeit zum Laden nutzen oder auch über Nacht laden.
Mi dem Joint Venture wollen die drei Partner “den Weg für die Umsetzung des Green Deal der Europäischen Union für einen klimaneutralen Güterverkehr bis 2050 bereiten”. Auf der einen Seite heißt das, die nötige Infrastruktur bereitzustellen, auf der anderen Seite, den Fokus auf Ökostrom an den Ladepunkten zu richten. Auf diese Weise wollen die TRATON GROUP, Daimler Truck und die Volvo Group den Lkw-Flottenbetreibern eine Hilfestellung geben, um auf CO2-neutrale Transportlösungen umzustellen, insbesondere im schweren Fernverkehr, und so die CO2-Emissionen “in kurzer Zeit deutlich zu reduzieren”.
“Durchbruch bei der Transformation zur Elektrifizierung”
“Für die TRATON GROUP ist klar, dass die Zukunft des Transports elektrisch ist. Dies erfordert den raschen Ausbau öffentlich zugänglicher Ladepunkte, insbesondere für den schweren Fernverkehr”, erklärt Matthias Gründler, CEO TRATON GROUP. “Gemeinsam mit unseren Partnern Daimler Truck und Volvo Group wollen wir dieses leistungsstarke Ladenetz so schnell wie möglich umsetzen. Wir gehen jetzt den ersten Schritt, um den Übergang zu einem nachhaltigen Transport ohne fossile Brennstoffe zu beschleunigen. Der zweite Schritt sollte ein starkes Engagement der EU für den vollständigen Ausbau des Ladenetzes in ganz Europa sein.“
Um bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu sein, sei es unerlässlich, “dass der Aufbau der richtigen Infrastruktur Hand in Hand mit der Einführung CO2-neutraler Lkw geht”, sagt Martin Daum, CEO Daimler Truck und Martin Lundstedt, President und CEO Volvo Group erklärt, die Schaffung eines europäischen Marktführers im Bereich Ladeinfrastruktur bilde die Grundlage, “damit wir für unsere Kunden einen Durchbruch bei der Transformation zur Elektrifizierung erzielen können”. Zudem würden die drei Partner dank des europäischen Green Deal nicht nur über einen branchenweiten Konsens verfügen, “sondern auch über ein politisches Umfeld, das den bedeutenden Fortschritt in Richtung nachhaltiger Transport- und Infrastrukturlösungen ermöglicht”.
Klimaziele gemeinsam erreichen
Laut eines im Mai 2021 veröffentlichten Branchenberichts des Verbands europäischer Automobilhersteller ACEA sind bis spätestens 2025 bis zu 15.000 Hochleistungsladepunkte und bis spätestens 2030 bis zu 50.000 Hochleistungsladepunkte nötig. Mit ihrem Ladenetz wollen die TRATON GROUP, Daimler Truck und die Volvo Group eine Vorreiterrolle spielen und alle anderen Branchenakteure, Regierungen und auch Gesetzgeber dazu ermutigen, ihren Beitrag dazu zu leisten, “die gesetzten Klimaziele gemeinsam mit einem zügigen Ausbau des notwendigen Ladenetzes zu erreichen”.
Ein paar Hürden muss das künftige Joint Venture bereits vor seiner Gründung überwinden: Die Gründung unterliegt behördlichen und weiteren Genehmigungen. Bis Ende 2021 soll die Vereinbarung aber unterschriftsreif sein.
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