Zeitdruck, überfüllte Parkplätze, Übermüdung, hohes Unfallrisiko – so etwas wie „Fernfahrerromantik“ und „einsame Cowboys der Landstraße“ gibt es schon lange nicht mehr. Wäre es da nicht praktisch, wenn man seinen Truck bequem aus dem Büro lenken könnte? Was momentan noch wie eine Utopie klingt, könnte schon bald Wirklichkeit werden. Dank eines gemeinsamen Projekts des israelischen Start-ups Ottopia und von T-Systems. Die Unternehmen haben es auf einer Veranstaltung in Stuttgart vorgestellt.
Fernfahrer weit entfernt
Bei der Präsentation saß der „Fahrer“ eines LKWs in Stuttgart, während das Auto, 4.000 Kilometer entfernt, über eine Teststrecke in Tel Aviv fuhr. Die Basis dafür bildet die Technologie von Ottopia: Der – im wahrsten Sinne des Wortes – Fernfahrer bewegt Anhänger und Wechselbrücke auf dem LKW-Hof. Oder er fährt ein fertiges Auto vom Ende des Produktionsbands zum Parkplatz. Vielleicht springt er aber auch springt ein, wenn autonom fahrende Taxis überfordert sind. Und dabei muss er noch nicht einmal sein Büro verlassen. T-Systems und Ottopia wurden für dieses Projekt von der Inovations-Plattform „Startup Autobahn“ mit einem Preis ausgezeichnet.
„Wir haben uns für Ottopia entschieden, weil sie unterbrechungsfreie Services auch unter schwierigen Netzbedingungen ermöglichen“, sagte Joachim Klink, der Verantwortliche für Autonomes Fahren und Integrierte Mobilität bei T-Systems. „So zum Beispiel mit den derzeitigen öffentlichen LTE-Netzen an abgelegenen oder schlecht erreichbaren Orten. Oder mit vielen Nutzern in einer einzigen Funkzelle.“
„Es wird in vielen Marktsegmenten nicht nur Geld einsparen, sondern auch Leben retten.“
Während T-Systems sein Know-How für die Entwicklung und den Betrieb von Diensten in vernetzten Fahrzeugen einbringe, steuere Ottopia seine Expertise auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz bei. Sie sagt das Verhalten von Netzwerken vor und ermögliche so eine belastbare Videokompression, erklären die Partner. „Wir freuen uns darauf, ein neues Angebot auf den Markt zu bringen“, betonte Amit Rosenzweig, Gründer und CEO von Ottopia. „Es wird in vielen Marktsegmenten nicht nur Geld einsparen, sondern auch Leben retten.“
Herausforderung: Sicherheit und Zuverlässigkeit
Das größte Hindernis, das dieser neuen, ferngesteuerten Mobilität aktuell noch im Weg steht, ist die Sicherheit und Zuverlässigkeit unter schwierigen Netzwerkbedingungen. Die derzeitigen Netzwerke könnten nicht immer und überall die Bandbreite und Latenzzeit für das dem Fernsteuern von Autos garantieren, geben die Betreiber zu. Und 5G wird nicht vor Ende 2025 zur Verfügung stehen.
Aus diesem Grund nutzt die Technologie von Ottopia unter anderem künstliche Intelligenz. Sie soll die Qualität des Mobilfunknetzes in den nächsten Sekunden vorhersagen. Auf Basis dieser Vorhersagen passt Ottopia laufend Datenrate und Kompression an. So soll die höchste Videoqualität bei geringster Verzögerung erreicht werden. „Das ist wichtig beim Übermitteln eines 360-Grad-Videos von einem fahrenden Fahrzeug zu einem Kontrollzentrum.“
Außerdem baut und liefert Ottopia auch die für die Sicherheit verantwortliche Software im Auto und die Sicherheitsalgorithmen, die mit Situationen wie einer plötzlich abbrechenden Verbindung oder unerwarteten Gefahren auf der Straße fertig werden. Das Unternehmen hat zu dieser Technologie mehrere Patente angemeldet.
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