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Die Infektionszahlen mit dem neuartigen Coronavirus SARS-Co-Virus 2 steigen unaufhörlich an und Wissenschaftler auf der ganzen Welt forschen mit Hochdruck nach Heilmitteln und Impfstoffen. Virologen und Epidemiologien betonen immer wieder, dass der Verlauf der Pandemie zum großen Teil davon abhängen wird, wie schnell Medikamente oder Impfstoffe entwickelt werden.

Forscher des Max-Planck-Instituts für Infektionsbiologie stehen aktuell möglicherweise vor einem Durchbruch. In mindestens einer Phase-III-Studie wollen sie herausfinden, ob ihr ursprünglich gegen Tuberkulose entwickelter Impfstoff-Kandidat VPM1002 auch bei einer Corona-Infektion wirksam ist. Durchgeführt werden soll die Studie an mehreren Kliniken in Deutschland. Probanden werden sowohl ältere Menschen als auch Beschäftigte des Gesundheitswesens sein, die in erster Linie von einer Ansteckung bedroht sind.

Basis des Impfstoffs bereits seit fast 100 Jahren existent

Die Basis des Stoffs ist ein Impfstoff namens BCG, den es bereits seit Anfang des 20. Jahrhunderts gibt. Der hat in Studien an Mäusen gezeigt, dass er neben Tuberkulose auch vor Virusinfektionen der Atemwege schützen kann. Außerdem gibt es aus den Niederlanden und Großbritannien Hinweise, dass BGC als sogenannter Bystander-Impfstoff gegen das neue Corona-Virus helfen könnte. Eine Impfung mit BCG könnte demnach das Immunsystem aktivieren und so vor einer Infektion schützen oder zumindest den Verlauf einer Covid-19-Erkrankung abmildern und die Todesrate senken.

Der Impfstoff VPM1002 enthält abgeschwächte Tuberkulose-ähnliche Bakterien, die genetisch so verändert sind, dass Immunzellen sie besser erkennen können. dadurch schützt er wirksamer vor Tuberkulose als der herkömmliche Impfstoff. Der neue Impfstoff soll bei Babys eingesetzt werden aber auch zur Auffrischung einer Impfung bei Erwachsenen. Gemäß neuesten Studien kann VPM1002 sogar auch bei Krebserkrankungen eine Rückkehr von Blasentumoren verhindern.

Sicher und wirksamer als Standard-Impfung

Aktuell wird der Impfstoff in Indien Erwachsene in einer weiteren Phase-III-Studie an erwachsenen Probanden getestet. Sie soll bis Mitte 2020 laufen. „Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass eine Impfung mit VPM1002 sicher und wirksamer als eine Standart-Impfung mit BCG ist“, sagt Stefan H.E. Kaufmann vom Berliner Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie.

Das höhere Sicherheitsprofil von VPM1002 und die verbesserte Wirksamkeit ließen nun hoffen, dass der neue Impfstoff auch die Symptome einer Infektion mit dem SARS-Co-Virus 2 besser mildern könne als der BCG-Impfstoff. „Hinzu kommt, dass VPM1002 mithilfe modernster Produktionsmethoden hergestellt werden kann“, sagt Adar C. Poonawalla der Hersteller und Geschäftsführer von Serum Institute of India. „So könnten innerhalb kürzester Zeit Millionen von Dosen bereitgestellt werden.“

Gespräche mit Behörden

Momentan laufen „vielversprechende“ Gespräche mit den Behörden, um in Deutschland eine Phase-III-Studie durchzuführen, in der die Wirksamkeit des Impfstoffs bei älteren Menschen und Beschäftigen im Gesundheitswesen untersucht werden soll. „Diese Bevölkerungsgruppen sind besonders von der aktuellen Pandemie betroffen,“ so Leander Grode Geschäftsführer der VPM. „Sie könnten daher besonders von einer Impfung mit VPM1002 profitieren.“

Bei einem positiven Ergebnis könnte VPM1002 dazu beitragen, die Gesundheitssysteme zu entlasten, bis ein Impfstoff zur Verfügung steht, der spezifisch gegen SARS-CoV-2 wirksam ist, erklären die Wissenschaftler.