About Balcosy
- Founders: Florian Holzmayer
- Founded in: 2021
- Employees: 4 Mitarbeiter und 5 aktive Gesellschafter mit work for equity;
- Money raised: Eigenkapital durch die Gesellschafter und Förderungen durch Gründerfonds Oberösterreich, Österreichische Forschungsförderungs GmbH (FFG) Projekt;
- Ultimate goal: Wir wollen mehr Freiraum für viele schaffen und Balcosy in allen mitteleuropäischen Städten verfügbar machen;
Im ersten Lockdown hatte Florian Holzmayer öfters das Bedürfnis, sich ins Fenster zu setzen, um ein paar Sonnenstrahlen abzubekommen. Das Mietshaus, in dem er wohnt, hat zwar einen Garten, ist aber von hohen Gebäuden umgeben und liegt deshalb meist im Schatten. Aber auch wenn es möglich ist, sich ins Fenster zu setzen, so ist es weder sicher noch bequem.
Holzmayer ist Absolvent einer Höheren Technischen Lehranstalt – und hatte bald eine Lösung gefunden: Er schraubte kurzerhand ein Holzbrett und eine Absturzsicherung ins Fenster und der Fensterbalkon war fertig. Seine Freunde waren begeistert – und als er zu recherchieren begann, fand er heraus, dass er mit dem Problem nicht allein war: Allein in Wien haben 44 Prozent der Bevölkerung keinen Zugang zu Freiflächen. In der Reihe Start-up-of-the-day erzählt Florian, wie aus der Idee das mittlerweile markttaugliche Produkt Balcosy wurde:
Wie können wir uns den Fensterbalkon vorstellen?
Balcosy ist eine Holzkonstruktion, die unter dem Fenster angebracht wird. Bei geschlossenem Fenster hat sie die Form eines Us, das auf dem Kopf steht und man kann sie als Tisch oder Ablage verwenden. Wenn man das Fenster aufmacht, kann man die Konstruktion hochklappen und das U entpuppt sich als Sitzfläche mit zwei Seitenwänden. Zusätzlich kann noch ein Teil von der Sitzfläche aufgeklappt werden, das der straßenseitigen Sicherung dient.
Die Montage ist einfach und wenn man will, kann man den Fensterbalkon im Winter ganz einfach entfernen.
Und wie können Nutzer den Fensterbalkon kaufen?
Wir haben einen Online-Shop mit einem Konfigurator und die Produkte werden auf Basis der übermittelten Daten in einer Tischlerei maßgefertigt. Derzeit läuft die Produktion teilautomatisiert – auf Basis von CNC (Computerized Numerical Control). Aber wir arbeiten schon an der Vollautomatisierung. Seit neuestem bieten wir auch ein Bestellservice an. Manche unserer Kunden sind schon etwas älter und scheuen sich den Onlinekonfigurator anzuwenden. In dem Fall fahren wir hin, schauen ob das Produkt passt und nehmen Maß.
Was treibt euch an?
Wir wollen mehr Freiraum für viele schaffen. Ich bin mir sicher, dass die Raumatmosphäre auf die Psyche wirkt. Damit meine ich, dass man sich in einer engen und dunklen Wohnung weniger gut fühlt, als in einer großen und hellen Wohnung. Mit Balcosy schaffen wir es, auch in beengte Raumverhältnisse Sonne, Licht und Weite zu bringen.
Was war das größte Hindernis, das ihr überwinden musstet?
(Lacht) Viele! Besonders herausfordernd war das Thema Sicherheit. Deshalb waren wir froh, das Bautechnische Institut Linz/Puchenau als Kooperationspartner gewinnen zu können. Dadurch hatten wir professionelle Unterstützung in sicherheitstechnischen und in baurechtlichen Belangen. Uns war wichtig, dass es für die Montage von Balcosy keine Genehmigung braucht. Mit den Experten vom Bautechnischen Institut haben wir eine Konstruktion geschaffen, die baurechtlich als Möbelstück durchgeht. Dadurch kann der Fensterbalkon nicht nur in Eigentums-, sondern auch in Mietwohnungen montiert werden. Es braucht nicht einmal eine Genehmigung vom Vermieter.
Ein weiteres Problem ist die Wahrnehmung durch die Konsumenten: Unser Produkt ist zwar für viele Leute relevant, aber nur wenige kennen uns. Momentan kommt noch niemand auf die Idee, ‘Fensterbalkon‘ in die Internetsuchmaschine einzugeben. (lacht)
Was macht euch stolz?
Am coolsten ist, dass sich mittlerweile so ein tolles Team um mich gebildet hat. Ich habe vor zwei Jahren allein mit einer Idee begonnen und jetzt sind es schon über zehn Personen, die mitarbeiten – alle mit der Vision, dass man unseren Fensterbalkon in fünf oder zehn Jahren in jeder mitteleuropäischen Stadt sehen kann. Weil es jedem möglich sein soll, Sonne, Licht und Weite in seinen eigenen vier Wänden zu erleben.
Wie finanziert ihr euer Projekt?
Wir haben uns bis jetzt super mit Förderungen und Eigenkapital der Gesellschafter durchgeschlagen. Da darf ich ein ganz großes Lob an das Land Oberösterreich aussprechen. Wenn man eine innovative Idee und ein tolles Team hat, dann gibt es hier viele Möglichkeiten an Kapital zu kommen. Das ist bis jetzt gut gegangen und wir sind gut ausfinanziert.
Aber wir wissen natürlich, dass wir Geld brauchen, wenn wir Balcosy groß machen wollen. Deshalb werden wir uns dieses Jahr auf die Suche nach Investoren und strategischen Partnern machen.
Was gilt es zu finanzieren?
Wie in allen Firmen geht es hauptsächlich um die Personalkosten. Bisher haben wir vor allem in Produktentwicklung und Marketing investiert. Jetzt wollen wir expandieren und auf den deutschen Markt gehen, der viel Potenzial bietet – weil er zehnmal so groß ist, wie der österreichische.
Könntet ihr euch einen idealeren Standort vorstellen?
Wir sind in der Tabakfabrik in Linz. Das ist DER Innovationsspot in Oberösterreich, wenn nicht sogar in Österreich. Darüber bin ich sehr glücklich, weil man hier gut Netzwerken kann. Man lernt so viele Leute kennen und das nicht nur aus der Region. Manche kommen von weit her. Das macht richtig Spaß und schätze ich sehr.
Was sind eure Ziele?
Aktuell arbeiten wir auf Business-to-Consumer Basis und wollen möglichst viel Feedback von Privatkunden sammeln. Aber mittel- bis langfristig möchten wir auch im Business-to-Business Bereich Fuß fassen und denken dabei an Sektoren, in denen es um die Aufwertung von Räumlichkeiten geht – wie etwa in Wohnungsgenossenschaften, Immobiliengesellschaften, Studentenwohnheimen, Hotels und Gastro.
Was macht euren Fensterbalkon besser/anders als existierende Dinge?
Auch wenn es andere Lösungen gibt, sind wir bis jetzt weitgehend konkurrenzlos, weil Balcosy günstig und unkompliziert ist. Bei Bloom Frame, einem Produkt aus den Niederlanden, ist die Konstruktion zum Beispiel untrennbar mit dem Fenster verbunden. An sich ein super Ding, aber natürlich wesentlich teurer und aufwändiger im Einbau. Außerdem ist es für Altbauwohnungen nicht geeignet. Unser Fensterbalkon hat den Vorteil, dass er günstig, unkompliziert und eine Lösung für viele ist.
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