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Es sind zwei Gene, die im menschlichen Körper dafür verantwortlich sind, den Organismus vor der Entstehung von Dickdarmkrebs zu schützen. Ist die Zusammenarbeit jedoch gestört, entwickelt das Karzinom Metastasen. Hier hilft vor allem die Früherkennung. Aber auch die neusten Forschungsergebnisse der LMU in München lassen auf neue therapeutische Ansatzpunkte hoffen.

Laut Schätzungen des Robert-Koch-Instituts sind in diesem Jahr 33.000 Männer und 26.000 Frauen an Darmkrebs erkrankt. Obwohl die Zahl seit 2003 leicht rückläufig ist, gehört Darmkrebs zu den fünf häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland. Besonders gefährlich sind bei Dickdarmkrebs die Metastasen. Sie gelten als die häufigste Todesursache bei Patienten mit Dickdarmkrebs.

Gene kooperieren

Zwei Gene sorgen im menschlichen Organismus dafür, den Körper vor einer Krebserkrankung im Dickdarm zu schützen. Ist das Zusammenspiel der beiden Gene gestört, können sich Metastasen schnell entwickeln. Das Team um Heiko Hermeking, Professor für Experimentelle und Molekulare Pathologie (Deutsches Konsortium für translationale Krebsforschung), hat dies durch Forschungsarbeit festgestellt.

Metastasenbildung-Dickdarmkrebs
Krebszellen (braun) dringen in einen Lymphknoten vor, (blau gefärbt: Immunzellen). Foto: LMU, H. Hermeking

Metastasenbildung

Bei Gesunden arbeiten die Gene Gen Tp53, als auch das Gen Mir34a zusammen. Sie unterdrücken die Signalwege der Krebszellen. Dadurch verhindern sie, dass Krebszellen überleben und in gesundes Gewebe eindringen. Bei einer Erkrankung hemmt das Gen MikroRN miR-34a den IL-6 Rezeptor IL-6R. Der Rezeptor reagiert auf den Botenstoff Interleukin 6 (IL-6), der von der Tumorumgebung produziert wird. Interleukine regulieren die Entzündungsreaktion des Organismus. Dadurch wird die sogenannte epithelial-mesenchymale Transition (EMT) ausgelöst. Dabei handelt es sich um einen zellulären Prozess. EMT fungiert bei einer Dickdarm-Krebserkrankung als Vermittler der Mesastasierung. Gleichzeitig wird das Protein PAI-1 aktiviert. Es sorgt ebenfalls für das Fortschreiten des Primärtumors.

Testreihen

Werden der Il-6R- und der PAI-1-Signalweg therapeutisch inaktivert, verhindert das die Bildung von Metastasen. Dies wurde im Mausmodell nachgewiesen. Laut Forscher spielen gerade diese Signalwege eine große Rolle. Denn sie bieten interessante Ansatzpunkte für die Therapie bei Dickdarmkrebs. Die Wissenschaftler empfehlen deshalb, dies in weiteren Studien zu verfolgen. Für die Forschungsergebnisse wurden 628 Dickdarm-Krebs-Fälle in Online-Datenbänken ausgewertet. Zudem untersuchten die Forscher Proben von 61 Patienten. Die Ergebnisse des präklinischen Mausmodells sind der Analyse zufolge auf den Menschen übertragbar.

Dickdarmkrebs vorbeugen

Bis die Forschungsergebnisse der LMU in neue Therapiemethoden einfließen, wird noch einige Zeit vergehen. Sinnvoll ist deshalb Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung wahrzunehmen. Gesetzlich krankenversicherte Personen können im Alter von 50 bis 54 Jahren ihren Stuhl auf verstecktes Blut untersuchen lassen. Ab 55 kann eine Darmspiegelung durchgeführt werden. Besteht durch familiäre Darmkrebserkrankungen ein höheres Erkrankungsrisiko, ist eine Koloskopie in Absprache mit einem Arzt auch schon früher möglich.

Ernährung wichtig

Wer auf seine Gesundheit achtet, tut auch seinem Darm Gutes. Das heißt wenig Alkohol trinken und vor allem wenig rotes Fleisch verzehren. Auch Faktoren wie ballaststoffarme, beziehungsweise fettreiche Ernährung und Rauchen erhöhen das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken. Zudem sollte auf ausreichend Bewegung geachtet werden.

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