Wieder ist es ein Start-up, das die österreichische Bundesregierung in den Maßnahmen zur Bewältigung der Coronakrise unterstützt: Invenium liefert Bewegungsströme aus anonymisierten Mobilfunkdaten.
Ursprünglich wurde die Technologie entwickelt, um Mobilitätsverhalten von Menschen besser zu verstehen. Das kann hilfreich für Einsatzorganisationen von großen Veranstaltungen sein – wie etwa Fußballspiele. Das softwarebasierte Monitoring analysiert die Bewegungsströme und erkennt sicherheitskritische Situationen vor Ort. Die intelligenten Algorithmen wurden damals von zwei jungen Doktoranden und späteren Co-Gründer von Invenium entwickelt: Christopher Horn und Gunnar Schulze vom Know-Center, einem Forschungszentrum für Big Data und Artificial Intelligence,
Dort wurde das System mittlerweile weiterentwickelt und kann jetzt zum Beispiel auch im Straßenverkehr eingesetzt werden. Die anonymisierten Mobilfunkdaten lassen Verkehrsmuster erkennen und helfen, Mobilitätskonzepte für Städte und Regionen zu entwickeln.
Anonymisierte Mobilfunkdaten
Die Basisdaten für die Bewegungsstromanalysen stammen von österreichischen Mobilfunkanbieter A1, dem strategischen Partner von Invenium. Die Bewegungsanalysen werden auf Basis von Positionsdaten ermittelt, die über die Sendemasten von A1 ermittelt werden. Die Daten-Analystinnen und -Analysten von Invenium erhalten diese anonymisiert. Dabei sei es faktisch unmöglich, Rückschlüsse auf Einzelpersonen zu ziehen, erklärt der dritte Co-Gründer Michael Cik. Die Bewegungsströme werden mittels statistischer Verfahren und intelligenten Algorithmen berechnet. Die Bewegungsströme werden dann – ebenfalls aus Datenschutzgründen – in 20er-Gruppen visualisiert. Die Ergebnisse werden dadurch nicht unscharf, weil es ohnehin um Herdenverhalten gehe, so Cik.
Mit Mobilfunkdaten gegen die Coronakrise
Jetzt unterstützt das Start-up auch die österreichische Regierung in der Bewältigung der Coronakrise. Die Bewegungsstromanalysen zeigen dem Krisenstab auf Knopfdruck wie sich das Mobilitätsverhalten aufgrund der Coronakrise verändert – und ob die Ausgangsbeschränkungen eingehalten werden.
Außerdem dienen die Daten auch Simulationsforscher Niki Popper und seinem Team an der TU Wien. Popper hat mit seinem Start-up dwh ein Computermodell zur Simulation von Ausbreitungsszenarien des Coronavirus entwickelt. Derzeit will er die Technologie nutzen, um statistische Vorhersagen zur Ausbreitung des Coronavirus zu treffen. Popper: „Wir können anhand der Mobilitätsdaten sehen, wohin sich die Menschen verteilen und wo der nächste Virus-Hotspot entsteht.“ Im Sog der Coronakrise gab es auch schon Anfragen aus anderen europäischen Ländern. Deshalb sucht Invenium jetzt qualifiziertes Personal.
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Kritik der Datenschützer
Cik musste bereits viel Kritik für seine Analysemethode hinnehmen. Deshalb ist es ihm wichtig, zu betonen, dass alle Aktivitäten von Invenium datenschutzkonform und TÜV-geprüft seien. Auch lehne er Anfragen ab, die mit seinen ethischen Prinzipien nicht vereinbar seien. Selbst wenn es sich um Mitbewerberanalysen handle, die eigentlich erlaubt wären.
Über Invenium
Das Start-up wurde 2016 von Michael Cik, Christopher Horn und Gunnar Schulze gegründet. Strategischer Partner ist der österreichische Mobilfunkanbieter A1.
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