Die Elektromobilität ist eindeutig auf dem Vormarsch. eAutos, eBusse, eBikes, eScooter – und nun auch eStroller. Der deutsche Elektrogigant Bosch bringt zusammen mit dem schwedischen Kinderwagenhersteller Emmaljunga einen intelligenten Kinderwagen mit Elektroantrieb auf den Markt. Laut einer Umfrage, die das Unternehmen bei Eltern mit einem Kind von null bis vier Jahren sowie werdenden Eltern durchgeführt hat, wünschen sich immer mehr eine elektrische Unterstützung für Kinderwagen. Für neun von zehn Eltern sind außerdem Komfort und Sicherheit die wichtigsten Kriterien beim Kauf eines Kinderwagens.
Man mag sich nun fragen, wer braucht denn einen Kinderwagen, den er/sie nicht mehr schieben muss, weil er von einem Motor angetrieben wird? Beim e-Stroller geht es aber keineswegs um Faulheit, betonen die Erfinder. „Grundsätzlich kann das Bosch eStroller System für alle Eltern den Komfort und die Sicherheit im Alltag sowie bei Ausflügen steigern“, erklärt Johannes Kähm, Produktmanager für den eStroller bei Bosch. „In einer hügeligen Umgebung kommen die Vorteile des Systems natürlich besonders zur Geltung. Aber auch in sehr windigen Gegenden, wie beispielsweise an der Küste, kann das System eine enorme Hilfe beim Schieben und Abbremsen darstellen, wie unsere Produkttests zeigen. Auch für Großeltern oder Menschen mit Handicaps ergeben sich durch das Bosch eStroller System neue Möglichkeiten.“
Dank der elektronischen Unterstützung ist das Schieben das Nachwuchses für die Eltern aber nicht nur bequemer, es ist auch für die eigene Gesundheit besser. In Nutzertests hat Bosch herausgefunden, dass sich die Körperhaltung der Eltern durch den eStroller entscheidend verbessern lässt: Sowohl bergauf als auch bergab wird der Rücken von Mama, Papa, Oma oder Opa weit weniger belastet als bei einem rein mechanischen Kinderwagen. „Auch beim Schieben mit einer Hand bringt er durch seine Lenkunterstützung klare Vorteile. Beispielsweise lassen sich Kurven leichter bewältigen. Außerdem hilft das Antriebssystem beim Überqueren von Schrägen die Spur zu halten. Schließlich bewegen Eltern Kinderwagen recht oft mit einer Hand, etwa wenn das ältere Geschwisterkind parallel an der Hand gehalten wird“, schreibt Bosch auf seiner Website.
Angetrieben wird der eStroller von zwei Elektromotoren an der Hinterachse – inklusive Bluetooth-Modul und Sensorsystem. Sensoren, wie sie auch in Smartphones zum Einsatz kommen, messen unter anderem Geschwindigkeit sowie Beschleunigung des Kinderwagens und beurteilen den Untergrund, auf dem er bewegt wird. „Anhand von Algorithmen können sie in Bruchteilen von Sekunden ermitteln, was Mama oder Papa gerade vorhat.“
Kein Ersatz für den Nutzer
Noch wichtiger als der Komfort ist beim eStroller nämlich die Sicherheit. Ähnlich wie bei eBike und Pedelec hilft der Motor mit, wenn es bergauf geht und erleichtert so das Schieben, bergab wird der Kinderwagen von der Motorbremse automatisch abgebremst. Gefährliche Situationen, dass der Wagen davonrollt, wenn die Eltern vergessen, die Feststellbremse zu ziehen, wird es auch nicht mehr geben. Dann schließt eine elektromechanische Arretierung die Feststellbremse. Trotzdem müssen die Eltern aber aufpassen, wo sie hinfahren. Auf dem Handy chatten und sich darauf verlassen, dass der eStroller vor einem Laternenmast automatisch stehenbleibt, geht nicht.
„Das Bosch eStroller System ist ein Assistenzsystem und so ausgerichtet, dass es auf Basis von Sensordaten und intelligenten Algorithmen die Nutzeraktivität unterstützt. Fahrlässiges Fehlverhalten des Nutzers wird aber nicht ausgeglichen“, betont Kähm. Eltern, die mit ihrem Kinderwagen unterwegs sind, müssten nach wie vor auf ihre Umgebung, auf den Verkehr und natürlich auf ihr Baby achten. „Die automatische Bremse setzt ein, um den Kinderwagen zum Stillstand zu bringen, wenn der eStroller nicht mehr durch einen Nutzer kontrolliert wird – beispielsweise bei versehentlichem Loslassen oder wenn vergessen wird die Feststellbremse zu betätigen.“ Der eStroller solle den Komfort und die Sicherheit von Eltern und Baby erhöhen und nicht den Nutzer ersetzen.
Steuerung per App
Schalter oder Knöpfe am Griff gibt es beim eStroller nicht. Alles wird über Bluetooth per App gesteuert, die sowohl für Android als auch für iOS erhältlich ist. So kann man in drei Stufen bestimmen, wie stark die elektrische Unterstützung ausfallen soll. Über die App kann auch eine Alarmfunktion aktiviert werden, die warnt, wenn Eltern den Kinderwagen beispielsweise vor einem Café stehen lassen und jemand versucht ihn wegzuschieben. Zusätzlich ertönt am Wagen über einen integrierten Lautsprecher ein Alarmton und die Feststellbremse rastet automatisch wieder ein. Darüber hinaus zeigt die App den Batteriestand an und warnt rechtzeitig, wenn die Energie zu Ende geht. Der 18-Volt-Lithium-Ionen-Akku ist der gleiche, wie auch in handelsüblichen Bosch-Werkzeugen wie Akkuschraubern, was den Vorteil hat, dass man den jeweiligen Akku auch als Ersatzakku für das andere Gerät verwenden kann.
Die Reichweite beträgt bis zu 15 Kilometer, die Ladezeit rund zweieinhalb Stunden. Die maximal unterstützte Geschwindigkeit liegt bei 6 km/h, dem aktuellen gesetzlichen Limit. Natürlich könne der Nutzer mit dem eStroller auch joggen, betont, Kähm. „Allerdings wird er bei Geschwindigkeiten über 6 km/h nicht mehr unterstützt.“ Außerdem verfügt der eStroller auch über eine USB-Schnittstelle, über die das Smartphone aufgeladen werden kann.
Sollte dennoch einmal der Akku den Geist aufgeben, muss der eStroller nicht geparkt werden. „Wenn sich das mit dem eStroller gepairte Smartphone abschaltet, wird die Bluetooth-Verbindung getrennt“, sagt Johannes Kähm. „Bei eingeschaltetem eStroller System stehen dem Nutzer dann nach wie vor die Sicherheitsfunktionen des Systems zur Verfügung: Bremsunterstützung beim Bergab gehen und die automatische Bremsfunktion. Falls auch der Akku des eStrollers leer ist, kann er wie ein konventioneller Kinderwagen genutzt werden. Und dies ohne Einschränkungen.“
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