Meist ist der Skiurlaub nicht so stressfrei, wie er sein sollte: Es beginnt mit der Winterausrüstung für das Auto, setzt sich fort mit Verkehrsstau bei der Anreise und endet mit Parkplatzproblemen und der nicht ganz mühelosen Orientierung am Urlaubsort. Über all dem steht noch das Problem der mangelnden Nachhaltigkeit: 80 Prozent des durch Skifahren verursachten CO2-Ausstoßes entfallen auf An- und Abreise. Das ist die Realität, der sich die Alpine Pearls gestellt haben.
Der transnationale Zusammenschluss von Urlaubsorten in den Alpen ging 2006 aus dem EU-Projekt Alps Mobility II hervor. Die mittlerweile 23 Orte in Österreich, Schweiz, Slowenien, Italien und Deutschland haben sich einem ganzheitlichen Nachhaltigkeitskonzept verpflichtet und bieten vor allem eines: den Urlaub vom Auto. Die Anreise per Bahn und die perfekt organisierte Mobilität in der Urlaubsregion sollen den Gästen eine rasche Entschleunigung bringen.
Information und Kommunikation
In den Alpine Pearls ist die komfortable Anreise Chefsache. Im Projekt Mobility.Camp.Alps reisten die Bürgermeister zu einem Workshop in einer Mitgliedergemeinde per Bahn an, um dann ihre Reiseerfahrungen im Plenum zu teilen. Dabei ging es nicht zuletzt um eine Bewertung der Anreiseinformationen auf der Destinations-Homepage. Kommunikation ist ein zentrales Thema, wenn in einer zunächst fremden Umgebung mühelose Fortbewegung ohne eigenes Fahrzeug gelingen soll.
Das Informationssystem beginnt bereits am Bahnhof – mittels elektronischen Displays. Im Ort bietet eine Mobilitätsdienstleistungszentrale eine erste Anlaufstelle. Zugang zu den Fortbewegungsmitteln bietet eine Mobility Card. Die Services sind mitunter kostenfrei. Zusätzliches digitales Informationsmittel für die Reisenden sind GPS-basierte Handcomputer.
Alternative Mobilitätserlebnisse
Vorteile, die nachhaltig reisende Gäste haben, sind
- organisierter Gepäcktransport;
- landschaftlich ansprechende Routen;
- interessante Mobilitätserlebnisse;
- perfekte Information;
Lokal verfügbare Verkehrsmittel sind Bahn, Bus, Fahrrad, Null-Emissions-Fahrzeuge und Pferdeschlitten. Wobei es auch elektrisch angetriebene Pferdeschlitten geben soll.
Die Grundlage für die Alpine Pearls bildete bereits das EU-Projekt Alps Mobility I in 2003, das die transnationale Zusammenarbeit zur Förderung einer umweltverträglichen Anreise in die Modellregionen ins Leben rief und Vorbildlösungen für Tourismusregionen entwickelte. Schon damals wurden die Grundlagen für die Umsetzung einer umweltschonenden Reiselogistik und allen daraus folgenden Schritten gesetzt.
Homogene Elektromobilität in den Alpen
Als eine Form des Urlaubens ist auch das Reisen durch die Regionen, die sich über fünf Länder erstrecken, angedacht. Das Projekt Alpine Pearls ist ganzheitlich und partizipativ angelegt und die Bewohner der einzelnen Urlaubsorte tragen das Konzept mit, indem sie zum einen informiert sind und zum anderen die regionale Küche und das regionale Brauchtum pflegen. Neben der Landschaft erwarten die Besucher also auch kulturelle und kulinarische Highlights.
Um die Reise durch die Regionen auf eine nachhaltige und umweltschonende Art zu ermöglichen, wurde im jüngsten Projekt Interreg Alpine Space E-Moticon eine transnationale Strategie für eine homogene und interoperable Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge entwickelt. Die Ergebnisse liefern der öffentlichen Verwaltung die nötigen Instrumente für die Entwicklung einer homogenen Elektromobilität im Alpenraum.
Es gibt zwar 10.000 öffentlich zugängliche E-Ladestellen in den Alpen, deren Konzeption variiert allerdings länderspezifisch. Probleme, die E-Reisende haben, sind
- fehlende Kommunikation;
- beschränkte Akzeptanz von Zahlungsmethoden;
- E-Ladestellen, die nicht in Karten erfasst sind;
Die öffentlichen Verwaltungen erhielten in dem Projekt die nötigen Planungsinstrumente in Form von Wissen um Technologie und Geschäftsmodelle.
Wie Bruno Granjean vom Cluster Pôle Véhicule du Futur in diesem Erklärvideo anmerkt, unterscheiden sich die Länder vor allem in der Art der Vermittlung von Informationen und der Zahlungsmethoden.
Drei Pilotprojekte
Das Projekt bestand aus drei Pilotprojekten: E-Hub, E-Trail und GuV (Gewinn und Verlust):
- E-Hub ist ein Helpdesk und Kommunikationsmodell für öffentliche Verwaltungen, Interessensgruppen und Bürger. Dieser klärt auf regionaler Ebene zu Politik, Initiativen und Bedürfnissen der Elektromobilität auf und wurde in Form eines Web-Tools realisiert.
- In E-Trail wurden E-Ladestellen verbunden, um den Nutzern ein besseres Erlebnis zu bieten. Teil dessen war die Entwicklung einer Mobilitätskarte, die Zugang zu E-Ladestellen, zu öffentlichen Verkehrsmitteln, zum E-Car-Sharing und zum Bike-Sharing ermöglicht.
- In GuV wurden Instrumente der Informations- und Kommunikationstechnik für die Planung und Lokalisierung von E-Ladestellen getestet. Die Bedürfnisse der Nutzer wurden mit einer digitalen Karte abgedeckt. Die öffentliche Verwaltung erhielt die notwendigen Instrumente zur Planung und Überwachung von E-Ladestellen.
Die Ergebnisse der drei Pilotprojekte gingen in e-Moticon-Richtlinien für die Integration der E-CS-Infrastrukturplanung in die lokale und regionale Politik ein.
Sanfte Wintersportaktivitäten
Wie oben erwähnt, fallen fast 80 Prozent des durch Skifahren verursachten CO2-Ausstoßes auf An- und Abreise. Die Alpine Pearls haben aber auch Lösungen für die verbleibenden 20 Prozent. Diese fallen auf die Umweltbelastungen im Wintersportort. Alternativ zum Skifahren auf präparierten Pisten werden sanfte Aktivitäten angeboten, die den Winterurlaub nachhaltiger gestalten. Dazu zählen Schneeschuh- und Winterwandern sowie Langlaufen.
Regional werden Erlebnisse wie Eistauchen im Weißensee und Winterschwimmen in Bad Reichenhall angeboten. In Les Diablerets (Schweiz) kann die Winterlandschaft auf Fatbikes erkundet werden – und auch Downhill-Trails stehen zur Verfügung. Weitere Beispiele liefern die italienischen Perlen Ceresole Reale und Cogne, die Eisklettern für Anfänger und Fortgeschrittene bieten.
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