Ragweed ist ein invasives Gewächs. Es bedroht die Biodiversität und belastet Pollenallergiker. Kurz vor Start der Ragweed-Saison veröffentlicht die Medizinische Universität Wien eine Finder App. Diese soll Betroffene aufklären und und zur Partizipation anregen sowie Daten liefern, welche die Forschung voranbringen.
Die Medizinische Universität Wien startete die Initiative zur Bekämpfung des aggressiven Allergens schon im Jahr 2017. Damals wurde der Online-Pollenwarndienst www.ragfinder.at gelauncht. Mit der Veröffentlichung der Ragweed Finder-App sollen jetzt Bürger informiert und aktiviert werden. Sie bekommen gesundheitliche Hinweise, aber auch Tools um Ragweed zu erkennen und zu melden.
Die Pollen von Ragweed (Ambrosia artemisiifolia) sind starke Allergene und stellen ein internationales Gesundheitsproblem dar. Empfindliche Menschen reagieren mit Heuschnupfen, Bindehautentzündung und Hautausschlägen. Im Extremfall kann es zu einem anaphylaktischen Schock und argen Schwellungen von Gliedmaßen kommen.
Allgemeines Problem
In Österreich sind rund elf Prozent der Bevölkerung von einer Ragweed-Pollenallergie betroffen. Die Blütezeit läuft von August bis September. Durch die starke Verbreitung in den östlichen Nachbarländern kommt es allerdings auch zu Ferntransport und Ragweed-Pollen können gegebenenfalls bis in den Oktober gemessen werden. Weshalb Bewohner südöstlicher Regionen Österreichs stärker von der Belastung betroffen sind.
„Es muss erkannt werden, dass Ragweed ein allgemeines Problem darstellt“, sagen die Initiatoren der Ragweed Finder App Uwe E. Berger und Katharina Bastl vom Pollenwarndienst der Medizinischen Universität Wien an der Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten. Den Medizinern bringen die Daten, welche die App liefert, die Möglichkeit, neue medizinische Therapien zu entwickeln. Außerdem soll auch die Agrarforschung davon profitieren.
Der Nutzen der App
Der Nutzen der Ragweed Finder App für die Bürger ist vielfältig und besteht in folgenden Aspekten:
- Aufklärung über Ragweed;
- Pollenwarndienst für Allergiker;
- die Möglichkeit sich zu Symptomen auszutauschen;
- Anleitung zur Erkennung von Ragweed;
- die Möglichkeit, Vorkommen von Ragweed zu melden;
- Unterstützung im Umgang mit der Pflanze in Landwirtschaft und in Gärten – zum Beispiel Entfernung, Vernichtung und Vermeidung von Kontamination;
Vorkommen von Ragweed
Man findet Ragweed vorwiegend an brachliegenden, vom Menschen übernutzten Flächen, wie etwa entlang von Bahnstrecken und Straßen, auf Schutthalden und Äckern. Aber auch in der Landwirtschaft kommt es zahlreich vor und beeinträchtigt die Ernten. Ein Beispiel dafür sind Sonnenblumenfelder. Da Ragweed das Potenzial hat, sich rasch zu verbreiten, gefährdet die Pflanze auch die Biodiversität.
Ursprünglich war Ragweed in Nordamerika heimisch und wurde nach Europa, Asien und Australien eingeschleppt. Die größten europäischen Ragweed-Aufkommen finden sich in Osteuropa, im Rhone-Tal (FRA) und in Norditalien.
Sachgemäße Entfernung
Aufgrund der hochallergenen Wirkung der Pflanzen warnt die App vor der eigenständigen Entfernung von Ragweed. Empfohlen wird dies nur Menschen, die nachgewiesenermaßen nicht allergisch auf die Pflanze reagieren und unter Vorsichtsmaßnahmen wie das Tragen von Handschuhen und Atemmaske.
Auch sollen die ausgerissenen Pflanzen nicht einfach verbrannt oder im Kompost entsorgt werden, weil so eine weitere Verbreitung möglich ist. Samen bleiben bis zu vierzig Jahre keimfähig. Die Entsorgung sollte in einem verschlossenen Plastikbeutel im Sondermüll erfolgen.
Kooperation mit Landesregierungen
Die App bietet die Möglichkeit, die Vorkommen zu melden. Laut Website wurden bereits im Vorjahr 634 Ragweedfunde gemeldet und 578 verifiziert. Nach der Verifizierung wird das Vorkommen an die zuständige Institution weitergeleitet, welche dann geeignete Maßnahmen trifft. In Kooperation mit allen Landesregierungen wurde ein Aktionsplan entworfen, um bei blühendem oder heranwachsendem Ragweed rasch reagieren zu können. Berger: „Wenn jemand ein Feld oder einzelne Pflanzen meldet, dann wird so rasch wie möglich gemäht.“ Zum richtigen Zeitpunkt gemähte Pflanzen kommen nicht zur Blüte und kehren in der laufenden Saison nicht wieder.
Medizinische Forschung
Die Medizinische Universität Wien ist übrigens auch in der Forschung aktiv. Die Forschungsgruppe von Sabine Flicker am Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung arbeitet an einer passiven Behandlung von Pollenallergien. Hierzu werden Kamele mit Pollenallergenen immunisiert, um anschließend aus dem Kamelblut Antikörper zu gewinnen. Diese sollen lokal verabreicht werden – in Form von Nasensprays oder Augentropfen. Also da, wo Pollenallergie stattfindet. Projektpartner ist Sergei Tillib von der Russischen Akademie der Wissenschaften.
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