Die von FWF und ÖAW initiierten Zukunftskollegs zur Forderung interdisziplinärer Forschung gehen an den Start.
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In österreichischen Forschungsstätten startet das Projekt Zukunftskollegs. Dieses ermöglicht talentierten Postdocs die fächerübergreifende Arbeit. Sieben interdisziplinäre Forschungsprojekte werden über maximal vier Jahre aus öffentlichen Mitteln gefördert. An zwei Projekten sind Nachwuchswissenschaftler der TU Wien beteiligt.

Die Zukunftskollegs bilden eine neue Form der Forschungsförderung und wurden vom Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) und der Österreichischen Akademie für Wissenschaften (ÖAW) entwickelt. Die Finanzierung erfolgt aus Mitteln der Nationalstiftung für Forschung, Technologie und Entwicklung sowie des Kuratorium für Wissenschaftsforschung. Ziel ist es, Forschungserkenntnisse interdisziplinär zu kombinieren.

„Mit den Zukunftskollegs wagen wir neue Forschungsansätze und unkonventionelle Forschungskooperationen, um somit herausfordernde Themen bearbeiten und besonders spannende Fragen beantworten zu können“. FWF-Präsident Klement Tockner

Internationale Jury

Die Projekte wurden von einer internationalen Jury ausgewählt. Neben der interdisziplinären Zusammenarbeit waren internationale Gutachten und Kriterien der wissenschaftlichen Originalität und Innovation ausschlaggebend. Die Jury-Vorsitzende Gabriele Bammer, Professorin für Integrations- und Implementierungswissenschaften an der Australian National University, betonte die Vorreiterrolle des FWF in der Gestaltung von Förderungsprogrammen interdisziplinärer Forschung. Zitat: „Die Zukunftskollegs könnten zum Modell für andere Institutionen werden.“ Zu den herausragenden Forschungsvorhaben zählen unter anderem:

  • Physik- und Computerwissenschaften zur lichtstimulierten Anregung im Bereich von neuronalen Zellen mit dem Ziel der neuronalen Regeneration;
  • Genetik und RNA-Biologie;
  • hochdimensionales statistisches Lernen zur Entwicklung neuer Methoden für die Wirtschafts- und Nachhaltigkeitspolitik;

Hier erfahren Sie mehr über die Forschungsnation Österreich

Medizinische Forschung mit Ribonukleinsäure

Eines der zwei im medizinischen Bereich positionierten RNA-Projekte läuft unter dem Titel bioSTAR. Koordinator ist Hannes Mikula vom Institut für Angewandte Synthese-Chemie an der TU Wien. Partner ist die Universität Wien. Es geht um bioorthogonales Targeting von RNA (Ribonukleinsäure). Diese ist zentral in der Entwicklung von diagnostischen und therapeutischen medizinischen Verfahren. RNA spielt eine Schlüsselfunktion im Körper und ist verantwortlich für die Materialisierung der in der DNA gespeicherten Informationen. Relevant an RNA sind deren

  • biologische Funktionen;
  • Potenzial zur Regulierung biologischer Prozesse;
  • Assoziation zu verschiedensten Krankheiten;

Entwicklung neuer Antibiotika

Die interdisziplinären Forscher haben das Ziel chemische Sonden zu entwickeln. Das sind Moleküle, die sich selektiv mit einer spezifischen RNA-Sequenz verbinden. In der darauffolgenden chemischen (bioorthogonalen) Reaktion, wird die Sonde auf der RNA fixiert. Dieses Verfahren soll die gezielte Regulierung der Genexpression ermöglichen.

Das angestrebte bioorthogonale Targeting würde die Entwicklung neuer Antibiotika ermöglichen, welche gezielt auf einen bestimmten Genabschnitt von Bakterien hin geplant werden könnten. Im Fall von resistenten Bakterien würde dies die schnelle und unkomplizierte Entwicklung einer Alternative ermöglichen.

Wirkstoffe in Tumorzellen freisetzen

In einem weiteren Schritt sollen die bioorthogonalen Sonden modifiziert werden um einen Teil des Moleküls nach dem Binden an die RNA abzuspalten. Dieses Verfahren würde die Entwicklung vollkommen neuer therapeutischer Strategien ermöglichen. Wirkstoffe auf Basis von spezifischen RNA-Sequenzen könnten in Tumorzellen freigesetzt werden.

Die nächste Ausschreibung der Zukunftskollegs soll im Frühjahr 2019 erfolgen. Nähere Informationen erhalten Sie hier: https://www.fwf.ac.at/de/forschungsfoerderung/fwf-programme/zukunftskollegs/

 

(c) OEAW/Klaus Pichler