An einem arbeitsreichen Tag hilft eine kurze Atemübung dabei, Stress abzubauen oder zu vermeiden. Brigitte van der Lugt, Industriedesign-Studentin an der Technischen Universität Eindhoven (TU/e), integrierte Technologie in die Kleidung, um das zu ermöglichen. Sie präsentiert ihr Konzept auf der Ausstellung Drivers of Change während der Dutch Design Week (DDW).
Die Technologie funktioniert nach dem Prinzip eines Magnetfeldes. In die Nähte eines Kleidungsstücks ist ein Magnet eingenäht. „Die Naht wird mit zwei Fäden genäht. Der innere Faden ist ein Stromleiter”, erklärt Van der Lugt. „Wenn ich eine kleine Menge Strom durch den Faden fließen lasse entsteht ein elektromagnetisches Feld.” Wechselspannung zieht den Magneten an und stößt ihn ab. So vibriert der Stoff. Van der Lugt: „Man kann Atemübungen machen, indem man dem Muster verschiedener vibrierender Magnete mit den Händen folgt.”
Wie schnell die Magnete vibrieren, hängt von von der Atmung des jeweiligen Benutzers ab. „Auf diese Weise kann man seine Atmung verlangsamen und zum Beispiel wieder an die Arbeit gehen.” Ein Benutzer kann das Gerät einschalten, wann immer er möchte, oder eine feste Zeit für die Übung festlegen. In Zukunft kann es sogar möglich sein, das Gerät an Sensoren anzuschließen, die messen, wann die Atmung eines Benutzers zu schnell ist. „Dann könnte die Übung beginnen, wenn die Menschen sie am meisten brauchen.”
Subtile Technologie
Die Technologie wurde von einem Professor der Universität entwickelt. Van der Lugt musste sich nur eine Einsatzmöglichkeit dafür ausdenken. Sie hat sich bewusst für den Einsatz der Technologie in der Bekleidung entschieden. Es ist subtil und persönlich. „Die Menschen um den Benutzer herum merken nicht sofort, dass er diese Technologie trägt”, erklärt sie. „Mir fällt auf, dass viele Leute sagen, dass sie diese Art von Hilfe nutzen, aber dass sie nicht wollen, dass andere Leute sie sofort bemerken können.”
Viele Anwendungsmöglichkeiten
Van der Lugts Meinung nach soll die Präsentation des Konzepts während Drivers of Change dazu dienen, dass die Menschen über den Einsatz der Technologie nachdenken. Und es funktioniert. „Die Besucher sehen für sich sofort eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten.” Für Menschen die gerne Yoga machen, ist es zum Beispiel ein gutes Werkzeug zur Unterstützung bei Übungen. Auch Sportler sehen Möglichkeiten. „Es sind zahlreiche Anwendungen möglich”, sagt Van der Lugt. „Ich möchte vor allem zeigen, wie Technologie in verschiedenen Formen existieren kann und wie sie auf verschiedene Weise genutzt werden kann.” In den kommenden Monaten will sie das Konzept im großen Stil testen, um die verschiedenen Erfahrungen aufzuzeichnen. Sie will es weiter erforschen und zu einem Produkt entwickeln, das auf den Markt kommen könnte.
Medizintechnik
Auf der Ausstellung Drivers of Change gibt es mehrere Projekte zum Thema Gesundheit. Von der Kleidung bis einer App, die Stress in eine künstliche Gebärmutter abbaut. So präsentieren die Forscherinnen Suzanne Koch und Matilde Putti eine „lebende” Herzklappe. Die Kunststoffherzklappe übernimmt die Funktion der beschädigten Herzklappe, genau wie die bestehende mechanische Variante. Mit dem neuen Kunststoff werden aber auch die körpereigenen Zellen aktiviert. Diese Zellen bauen den Kunststoff ab und ersetzen ihn durch gesunde Zellen. Auf diese Weise kann die Herzklappe einfach mit dem Körper mitwachsen und sich selbst reparieren.
Darüber hinaus kann die neue Herzklappe mit dieser Technologie ebenfalls sehr einfach angebracht werden. „Ein spezielles Gerät sorgt dafür, dass Operationen am offenen Herzen nicht mehr notwendig sind. Die neue Herzklappe wird sozusagen in das Herz gespritzt. Das bedeutet, dass es nicht mehr notwendig ist, das Herz zu anzuhalten”, sagt Matilde Putti, Doktorandin der Chemietechnik.
Einer der Spin-offs dieser Forschung ist das Start-up-Unternehmen Xeltis. Mehr über das Unternehmen erfahren Sie hier.
„Wir wollen den Menschen auf der Messe die Vorteile dieser Technologie näher bringen”, so die Geschäftsführerin weiter. „Wenn Menschen jetzt eine neue Herzklappe erhalten, müssen sie oft für den Rest ihres Lebens Medikamente wie Blutverdünner einnehmen. Einige müssen sich vielleicht sogar mehrmals operieren lassen, wenn die mechanische Herzklappe nicht mit dem Körper mitwächst.” Koch stimmt zu: „Ich finde es toll, dass wir diese Technologie nutzen können, um sicherzustellen, dass sich Menschen mit Herzproblemen vollständig erholen können. Dann müssen sie nicht für den Rest ihres Lebens ein Patient sein.”
Technologie und Gesellschaft verbinden
Während der Dutch Design Week präsentieren Studententeams, Spin-offs, Doktoranden und andere TU/e-Forscher ihre Technologie auf der Strijp-T. Die Vizepräsidentin der Universität, Nicole van Ummelen, eröffnete die Ausstellung mit den Worten: „Es ist wichtig, eine Verbindung zwischen Technologie und sozialen Problemen herzustellen.” Die Studenten präsentieren ihre Lösungen für ein soziales Problem auf ihre eigene Weise. Von der Energiegewinnung mit Eisenpulver über 3D-Druck-Lebensmittel bis hin zu 5G-Netzwerken und intelligenten Drohnen als Assistenten.
‘Drivers of Change’: