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Anfang des Monats wurde auf der Autobahn 39 zwischen dem Kreuz Wolfsburg-Königslutter und Cremlingen eine sieben Kilometer lange Teststrecke für autonom fahrende Autos in Betrieb genommen. Dieser Autobahnabschnitt ist Teil eines größeren „Testfeld Niedersachsen“ und mit insgesamt 71 Masten mit den nötigen Apparaturen und Kameras entlang Straße ausgestattet. Die hochauflösenden Kameras erfassen den Verkehr, und werten ihn und das Fahrverhalten genauestens aus.

Die Bürger müssten sich aber keine Sorgen um den Datenschutz machen, betont Dr. Sven Klomp, der Projektleiter in der Vorentwicklung von Assistenzsystemen bei Volkswagen. „Die neue hochmoderne Teststrecke wird anonymisierte Daten zum Fahrverhalten liefern, die in dieser Menge so noch nicht existieren.“ Seinem Unternehmen käme es in erster Linie darauf an, Erkenntnisse und Daten darüber sammeln zu können, wie sich der Verkehr tatsächlich verhält, um daraus Rückschlüsse für die Software für das autonome und assistierte Fahren gewinnen zu können, erklärt er.

Besonders wichtig sind dabei dynamische Daten, da die gewonnen Erkenntnisse bereits jetzt in die Verbesserung der Car2X-Kommunikation einfließen, die im neuen Golf eingebaut ist. Dank dieser Car2X-Kommunikation sind Fahrzeuge künftig in der Lage, untereinander und unter anderem auch mit Ampeln zu kommunizieren. Das kann nicht nur dem Verkehrsfluss nützen, das System kann auch vor Gefahren um rechtzeitig reagieren zu können.

Dr. Sven Klomp ist Projektleiter in der Vorentwicklung von Assistenzsystemen bei Volkswagen. © Volkswagen

Auch Fahrzeuge ohne Car2X liefern wichtige Infrmationen

Die Car2X-Kommunikation ist pWLAN-basiert und braucht nur Millisekunden um sich mit dem Umfeld abzustimmen und kann den Fahrer dadurch über Gefahren informieren, bevor der sie bemerkt. pWLAN dient hier laut Volkswagen speziell für die lokale Kommunikation zwischen den Fahrzeugen. Das Signal kann, je nach Umfeld, in der Stadt über eine Reichweite von 150 Metern übertragen werden, auf dem Land und der Autobahn über 800 Meter. „So können Fahrzeuge zum Beispiel vor ungesicherten Bahnübergängen, Stauenden oder Baustellen warnen“, sagt Klomp. „Zudem können die Fahrer informiert werden, dass sie eine „grüne Welle“ nutzen können, wenn sie ihr Tempo anpassen.“

Außer auf dem Autobahnabschnitt der A39 ist diese Art der Kommunikation zwischen Fahrzeugen und mit dem Umfeld momentan allerdings noch gar nicht möglich, da die nötige Infrastruktur fehlt, die die nötigen Signale an die Autos sendet. Das Testfeld kann durch das Zusammenspiel von Kameraerfassungstechnik und Car2X-Kommunikation jedoch bereits jetzt eine 100-prozentige Car2X-Ausstattung aller Fahrzeuge simulieren. Dazu wird für jedes Fahrzeug, das die Kameras erfassen, eine pWLAN-Botschaft generiert und ausgesendet. Zur zeit werden diese Signale aber nur für spezielle Testzyklen gesendet. Fahrzeuge wie der neue Golf mit der Car2X Technologie werden erst im nächsten Schritt davon profitieren können.

Um die Informationen auf der neuen Teststrecke möglichst genau dokumentieren zu können, wurde eine digitale Karte der Strecke erstellt, auf der alle Fahrzeuge lokalisiert werden. Dadurch, dass alle Fahrzeuge, auch solche, die nicht über Technologien wie Car2X verfügen, Daten liefern, könne man elementare Erkenntnisse über das Verkehrsgeschehen auf der Autobahn gewinnen, sagt Klomp. „Somit sind diese Daten gleich doppelt wertvoll – kurzfristig für assistiertes Fahren wie Car2X und auf etwas längere Sicht für die Software für das automatische Fahren.“ Die Karte wird regelmäßig erneuert und immer auf dem neusten Stand gehalten, denn die Daten müssen stets aktuell sein. Je detaillierter die Erfassung sei, desto genauer ließ sich die Rückschlüsse in der Software umsetzen.

Finanziert wird das so genannte „Testfeld Niedersachsen“ vom Land Niedersachsen und dem Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR) in Braunschweig. Betreiber ist das DLR.

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