Die beiden wichtigsten Säulen der nachhaltigen Energiegewinnung in Deutschland sind Wind und Sonne. Solaranlagen auf Dächern spielen dabei eine besondere Rolle, weil Flächenknappheit herrscht. Das Berliner Start-up Solarimo macht es möglich, dass nicht nur Hausbesitzer, sondern auch Mieter Strom von ihrem Dach geliefert bekommen. Innovation Origins sprach mit Daniel Fürstenwerth, CEO und Mitgründer von Solarimo.
Was macht Ihr Unternehmen?
Wir bringen CO2-freien Solarstrom auf die Dächer der Stadt und direkt vom Dach zu den Mietern. Sie haben keine Möglichkeit eine Solaranlage auf ihr eigenes Dach zu bauen. Wir müssen dazu zuerst mit dem Eigentümer, dem Vermieter, eine Kooperationsvereinbarung treffen, damit wir die Solaranlagen aufbauen dürfen. Wir machen es dem Eigentümer so einfach wie möglich. So, dass er keinerlei Arbeit hat. Von A bis Z, von Planung bis zur Installation der Solaranlage übernehmen wir alles. Auch die Kosten für die Anlage tragen wir. Im zweiten Schritt bieten wir den Mietern an, diesen Strom von uns zu kaufen. Der Vermieter stellt uns den Platz zur Verfügung und die Mieter haben den günstigen Strom.
Was hat denn der Vermieter davon?
Unsere Kunden machen das nicht, um Geld zu verdienen. Sie machen das, um einen Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten. Aber auch, weil ihnen die Anliegen ihrer Mieter wichtig sind. Unsere Kunden sind Vermieter, denen das Wohl ihrer Mieter am Herzen liegt. Sie finden es gut, wenn ihre Mieter einen Vorteil haben, ohne selbst direkt davon zu profitieren.
Wer sind Ihre Kunden?
Das sind in Deutschland vor allem Genossenschaften. Genossenschaftlich organisierter Wohnungsbau betrifft hier fast 40 Prozent der größeren Gebäude. Die Mieter sind hierbei Miteigentümer, Anteilseigner. Es besteht da ein besonderes Interesse, etwas gemeinsam zu nutzen. Und es stärkt die Positionierung in puncto Nachhaltigkeit der Genossenschaft. Auch bei den größeren Wohnungsbaugesellschaften trifft unser Projekt auf sehr hohes Interesse. Vor zwei Jahren, als wir angefangen haben, da gab es nur ein paar Pioniere. Das waren Leute, die experimentierfreudig waren. Aber so langsam geht es in Richtung Massenmarkt.
Wie gewinnen Sie Ihre Kunden?
Wir sehen tatsächlich, dass das von alleine kommt. Es ist wirklich ein Selbstläufer geworden. Manche Eigentümer sind abwartend, aber wenn sie bei anderen sehen, dass es gut funktioniert, sind sie auch dabei. Was eine Herausforderung darstellt sind die politischen Rahmenbedingungen. Da gibt es seit 2017 das deutsche Mieterstromgesetz. Es hätte im Herbst 2019 eine Novelle davon geben sollen. Das ist bis heute nicht erfolgt. Es stecken in der alten Regelung Fehler – wer darf an wen Strom verkaufen, welche Steuern fallen an – technische Detailfragen sind nicht gut geregelt.
Wie funktioniert Mieterstrom für mich als Mieter?
Sie können den Strom kaufen, wenn Sie wollen. Dann sind wir Ihr neuer Stromanbieter. Wir liefern Ihnen den Strom von Ihrem Dach. Für die Zeit in der die Sonne nicht scheint, beliefern wir Sie mit grünem Strom aus Wasserkraft. Wenn die Mieter kein Interesse haben, speisen wir den Strom einfach ins Netz ein, was ja vergütet wird. Der Strom, den wir an die Mieter verkaufen ist immer mindestens 10 Prozent günstiger als der Grundpreis des Stromversorgers vor Ort. Wir versuchen den Vorteil auf 15 Prozent zu erhöhen.
Was unterscheidet sie von der Konkurrenz?
Wir sind der einzige Anbieter, der 100-prozentig auf das Thema Mieterstrom fokussiert ist. Under der explizit die Kundengruppe der Wohnungswirtschaft im Fokus hat.
Was sind neben den politischen Rahmenbedingungen die Herausforderungen, mit denen Sie zu kämpfen haben?
Eigentümer möchten selber Geld investieren und Geld verdienen. Wir haben mit vielen Leuten geredet bei denen dann klar wurde, dass das Thema Nachhaltigkeit für sie nicht relevant ist. Es geht ums Geldverdienen, gerade bei größeren Firmen. Also man muss die Leute vom Thema Nachhaltigkeit überzeugen. Und das war schon ein aufwendiger Lernprozess für uns.
Ist ihnen das Thema persönlich wichtig oder ist das eher eine Branche, die sie interessant finden?
Die Welt steuert auf eine Klimakatastrophe zu. Da sollte schon jeder einzelne schauen, was er beitragen kann. Das war der Punkt, an dem mein Partner, Malte Künzer, und ich diese Firma gegründet haben. Ich möchte in vierzig Jahren meinen Kindern in die Augen schauen können.
Was war der Moment, als bei Ihnen die Sektkorken geknallt haben?
Das waren zwei Momente. Der erste, als wir es nach einem Jahr geschafft haben die GmbH zu gründen, mit der entsprechenden finanziellen Ausstattung. Der nächste große Schritt war Ende letzten Jahres, als wir die ersten Folgeprojekte akquiriert und gemerkt haben, die Leute sprechen miteinander, das spricht sich rum. Und die Projekte wurden immer größer. Da haben wir gesehen: das funktioniert ja echt! Inzwischen sind wir 40 Leute. Und wir sind Marktführer im Bereich Mieterstrom in Deutschland.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Wir sind der Treiber für Solaranlagen auf Dächern in Deutschland. Das wollen wir auch bleiben. Wir möchten aber auch ein Markttreiber für ganz Europa werden. Der nächste Schritt wird es daher sein, unsere Aktivitäten auf ganz Europa auszuweiten.
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