Die Stadtwerke München (SWM) wollen die bayerische Landeshauptstadt zur Smart City machen und suchen dazu Startups, die mit ihren Ideen und Projekten dazu beitragen können. Außerdem bauen sie dafür ein LoRa-Netz auf, das in erster Linie Sensoren vernetzten soll.
„Bisher fehlte eine Technologie, über die relativ geringe Datenraten bei niedrigem Energieverbrauch übertragen werden können, die sich aber durch große Reichweite, Tiefendurchdringung und Verlässlichkeit auszeichnet“, sagt SWM-Geschäftsführer Dr. Florian Bieberbach. „Die LoRa-Technologie ist vielfältig einsetzbar: Egal, ob Smart City, Smart Metering, Smart Building, moderne Mobilität, Industrie 4.0 oder einfach die Vernetzung von Devices/Sensoren miteinander — LoRaWAN bringt Vorteile für alle Branchen. Es ist das Netz für das Internet der Dinge — und die SWM stellen es in München und der Region bereit.“
Um München zur echten Smart City zu machen, werden nun Startups gesucht, die datengesteuerte, nachhaltige und sichere Smart-City-Lösungen entwickeln, die Menschen im Alltag nutzen können. Die Jungunternehmen können hierbei die Möglichkeiten der LoRaWAN-Infrastruktur der SWM in Gebäuden und im öffentlichen Raum Münchens nutzen. Bisher gibt es nur ein paar „smarte“ Stadtteile wie das „Smarter Together“-Projektgebiet Neuaubing – Westkreuz und Freiham.
Was ist LoRa?
„LoRa“ steht für Long Range (große Reichweite) und ist ein kostengünstiges, energiesparendes Funknetz, das die Stadtwerke aktuell speziell für Anwendungen im Bereich des Internet of Things (IoT) aufbauen. Mithilfe dieses LoRa-Netzes in München und Umgebung wollen die SWM „der ganzen Stadt weitere Türen für Digitalisierung und Smart City öffnen“, heißt es bei den Stadtwerken.
Die LoRa ist Technologie aus der Familie der LPWANs (low power wide area networks), Netzwerke mit niedrigem Energieverbrauch und hoher Reichweite. Sie bietet Nutzern die Möglichkeit, auch batteriebetriebene Datenquellen mit dem Netz zu verbinden, wie etwa Ortungsdienste für bewegliche Gegenstände wie Fahrräder, die mit einem Sensor ausgerüstet werden und in regelmäßigen Abständen ihren Standort mitteilen. Ebenso können Unternehmen das neue Funknetz nutzen, um eigene Geräte einzubinden und Daten verlässlich und unabhängig zu übertragen.
Weitere Anwendungen in den Bereichen Versorgungs-, Telekommunikations und Verkehrsnetzen nutzen auch die Stadtwerke selbst. So können zum Beispiel Sensoren in Bremssandkisten bei der Tram regelmäßig den Füllstand an die Leitstelle mitteilen. Messstellen im Leitungsnetz können melden, wenn sie Unregelmäßigkeiten feststellen, noch bevor Schäden eintreten.
„Wir stellen ein robustes, hochverfügbares und sicheres Netz zur Verfügung“, erklärt Dr. Bieberbach. „Startups und Gründer rufe ich auf, ihre Ideen für Anwendungen zu verwirklichen und sich auf die Ausarbeitung ihrer Visionen zu konzentrieren. Die Infrastruktur für den Datentransport steht bereit und kann gegen Entgelt genutzt werden. Die SWM sind ein bekannter und verlässlicher Partner für Startups: Seit vielen Jahrzehnten stehen wir für eine sichere Versorgung Münchens mit Trinkwasser, Strom, Erdgas und Wärme — und jetzt eben auch für die Telekommunikation.“
München investiert in die Zukunft
Als wichtigste Zukunftsthemen nannte der SWM-Geschäftsführer im Interview mit „Munich Startup“ die Energieversorgung, Kommunikation und Mobilität. „Ich sehe das als Glücksfall und Herausforderung zugleich. In allen drei Bereichen ergeben sich elementare Umbrüche, die die Wertschöpfungsketten verändern und ergänzen. Elektromobilität, autonomes Fahren, Sektorenkopplung, Smart Home, Konnektivität und IoT, aber auch intelligente Netzsteuerung mit jeweils vielen Detailthemen sind nur ein paar der für uns relevanten Felder.“
Desweiteren sei die klimaneutrale Energieversorgung auch weiter Kernthema. „Immerhin arbeiten wir seit 10 Jahren an der Energiewende. Aber die Umsetzung mit ihren vielen Details wird uns noch viele Jahre beschäftigen, wie man etwa beim Ausbau der Geothermie für die klimafreundliche Fernwärmeversorgung Münchens sieht.“
Die Digitalisierung als Treiber für Effektivität und Effizienz sowie die vielfältigen technologischen Entwicklungssprünge würden eine große Rolle spielen, betonte er. „So etwa Data Analytics, Künstliche Intelligenz oder AR. Wir profitieren bereits in vielen Bereichen von neuen digitalen Lösungen, z.B. in der Instandhaltung. Unser LoRa-Netz legt die Grundlage für verschiedenste Anwendungen im Bereich Konnektivität. Und mit dem Aufbau von Service-on-Demand-Angeboten ergänzen wir das Mobilitätsangebot der Stadt.“
Dabei arbeiten die Stadtwerke schon seit einiger Zeit vermehrt mit Startups zusammen, was sowohl für die SWM als auch für die Unternehmen eine Win-win-Situation darstelle. „Mit Vorteilen sowohl für uns als etabliertes Unternehmen als auch für die Startups: Startups helfen uns dabei, unser Portfolio zu ergänzen. Themen, die wir entweder noch nicht besetzt oder bisher nicht erkannt haben – oder aber für die uns bisher schlicht die Zeit fehlte –, können sie schneller anpacken und umsetzen. Im Gegenzug bieten wir ihnen die Möglichkeit, in einer internationalen Vorzeigemetropole im Rahmen neuer Konzepte aktiv die Zukunft mitzugestalten.“
Der Bewerbungszeitraum für die LoRa-Challenge läuft noch bis 18. Januar 2019. Interessierte Startups können sich per E-Mail bei den SWM bewerben.
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