Up Stream Surfing bringt Surfen in die Städte. Alles was es braucht, ist ein Fluss mit einer Strömungsgeschwindigkeit von einem Meter in der Sekunde und eine Brücke. Das System basiert auf einem Flaschenzug und nutzt die vorhandenen Ressourcen – ohne in die Natur einzugreifen.
Die drei Gründer lernten sich 2016 auf einer Messe kennen. Simon Garben (Zürich) tüftelte schon damals an dem Flaschenzugsystem, Michael Strobel (Innsbruck) an einer stehenden Welle und Andreas Trapp (München) hatte gerade eine neue Technologie für aufblasbare Stand-up-Paddling-Boards gelauncht. Als sie herausfanden, dass sie alle an der gleichen Sache arbeiten, schlossen sie sich zusammen. Schon im Jahr darauf war das Flaschenzugsystem Up Stream Surfing serientauglich und die drei starteten die erste Testsaison in Zürich. 2018 bekamen Sie die Genehmigung, das System gewerblich in Innsbruck zu nutzen. Dort verkaufen sie seit wenigen Monaten Surfsessions inklusive Equipment und Coaching. Die Technik ist eine Mischung aus Flusssurfen und Wakeboarden. Die einzige Voraussetzung für die Teilnehmer sind Schwimmkenntnisse.
Das System besteht aus einem Flaschenzug und einem Unterwassersegel. Der Flaschenzug verbindet Brücke, Unterwassersegel und Surfer. Eine Person stellt sich auf das Unterwassersegel. Dieses nimmt die Strömungsenergie auf und es kommt zur Kraftübertragung über den Flaschenzug, der den Surfer dreihundert Meter flussaufwärts zieht. Die Geschwindigkeit kann durch die Übersetzung der Flussgeschwindigkeit an das Können des Surfers angepasst werden. Das System ist mobil, verbraucht keine Energie und mit Kosten von 15.000 Euro kostengünstig. Das Patent gilt für Europa und USA. Michael Strobel im Interview:
Was ist Ihre Motivation? Welches Problem lösen Sie und warum ist das wichtig?
Surfer, die in Städten leben, haben keine Möglichkeit zu surfen. Wir sehen, dass es einen Trend zu urbanem Surfen gibt. Bestehende Lösungen sind energie-intensiv. Unsere Lösung ist energie-effizient und greift nicht in die Natur ein.
Was war das größte Hindernis, das Sie überwinden mussten? Gab es einen Moment in dem Sie aufgeben wollten?
Es gab viele Hindernisse. Aber wir versuchen, Probleme als versteckte Möglichkeiten zu sehen. Es war schwierig, das Produkt zur Serienreife zu bringen. Im Prototyp haben manche Unterwassersegel dem Wasserdruck nicht standgehalten und wir mussten sie aus dem Wasser fischen. Dann haben wir eine eigene Ausbildung für unsere Surfcoaches entwickelt. Im Genehmigungsprozess ging es darum, auch die Wasserrettung zu überzeugen. Jetzt sind wir dabei, neue Standorte zu erschließen. Auch das ist nicht einfach, weil das Produkt noch unbekannt ist. Die Leute, die vorbeikommen, um es auszuprobieren, haben Spaß. Wir bekommen ein super Feedback. Aufgeben ist keine Option. Ich habe noch nie erlebt, dass ein Produkt so positives Feedback erhält.
Was waren die bisher schönsten Momente? Welche Leistungen haben Sie wirklich stolz gemacht?
Ganz besonders waren der Moment als unser Produkt funktionierte, die ersten Tests, die Genehmigung für die gewerbliche Nutzung des Systems in Innsbruck – und dann der Auftritt bei der Fernseh-Show 2 Minuten – 2 Millionen bei dem wir die hochkarätige Jury vom Potenzial unserer Idee überzeugen konnten. Aber am schönsten war es zu sehen, dass das Produkt funktioniert und dass es wirklich gut ankommt.
Was können wir im kommenden Jahr von Ihnen erwarten?
Wir wollen Partner finden, die Lust haben, unser System in die Städte zu bringen. Außerdem planen wir eine mobile Welle als Update zu launchen, sobald wir mehr Standorte haben. In dem Bereich wurde schon viel gemacht, aber wenig umgesetzt.
Wo möchten Sie mit Ihrem Unternehmen in fünf Jahren sein – was ist Ihr höchstes Ziel?
Durch den Genehmigungsprozess in Städten lernen wir, wie wir in Flüssen Sportstätten etablieren können und möchten uns so auch zum Ansprechpartner für urbanes Surfen entwickeln. Wobei wir nicht nur eigene Produkte anbieten wollen, sondern auch vertretbar Produkte anderer Anbieter. Zum Beispiel Artwave, eine Welle aus Finnland, mit der man im See surfen kann. Unser eigenes Produkt möchten wir nicht nur selber anbieten, sondern auch im Franchise-System verfügbar machen.
Was macht Ihre Innovation besser/anders als existierende Dinge?
Ein System wie das unsere gibt es noch nicht. Unsere Lösung ist einfach, mobil, erschwinglich, macht Spaß und greift nicht in die Natur ein.
Danke für das Gespräch.
Über das Start-up
Name: Marke: Up Stream Surfing, Firmenbezeichnung: Urban Surf Solutions GMBH;
Gründer: Simon Garben (Helikopter Test Ingenieur), Michael Strobel (MA Sport und Technik), Andreas Trapp (Mitgründer Tripstix Surfboards);
Gründungsjahr: 2017
Finanzierung: Bis Anfang 2019 erfolgte die Finanzierung aus Eigenmitteln in Höhe von 120.000 Euro. Im Mai 2019 bekam das Start-up in der Fernseh-Show 2 Minuten – 2 Millionen ein Investment von 125.000 Euro in Form von zwei Angeboten. Seither sind Hans-Peter Haselsteiner und Martin Rohla beteiligt. Es wurden gemeinsam Ziele definiert und das Geld steht zur Verfügung, sobald die Ziele erreicht sind. Außerdem werden seit August 2018 mit dem Verkauf von Surfsessions Umsätze lukriert.
Mitarbeiter: Vier Mitarbeiter in der Administration, fünfzehn Surfcoaches;
Hiring? Wir suchen einen Produktentwickler und Leute, die unser System in ihrer Stadt betreiben wollen.
Höchstes Ziel kurzgefasst: Wir sehen uns als Pfeilspitze für urbanes Surfen und wie es auf einfache und vertretbar Weise in die Städte zu bringen ist.
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