Die Arbeit am Start-up Rebel Meat begann mit Skype-Meetings zwischen Basel und Wien. Die Biochemikerin Cornelia Habacher war Postdoc an der Uni Basel und hatte die Idee, den Fleischgenuss nachhaltiger und regionaler zu gestalten. In Philipp Stangl in Wien, hatte sie einen start-up-erfahrenen Partner gefunden, der die Suche nach Investoren übernahm. Später kam noch der gastronomie-erfahrene Betriebswirt Wolfgang Haidinger dazu.
In der Rinderzucht sind 25 Kilogramm Futter für ein Kilogramm Fleisch notwendig. Das ist ressourcenintensiv und verschwenderisch, erklärt Cornelia. „Wir haben überlegt, wie wir die Welt 2050 ernähren können und das Problem des Fleischkonsums und des damit verbundenen Ressourcenverbrauchs sehr objektiv betrachtet. Es gab rein pflanzliche Lösungen und auch In-vitro-Fleisch. Beide Lösungen brauchen zu viel Zeit und Geld in der Entwicklung. Deshalb wollten wir etwas entwickeln, das gleich einen Unterschied macht: einen Hybrid, der den Fleischkonsum reduziert.“
Wie soll das funktionieren?
Unsere Produkte sind zu 50 Prozent aus Fleisch und zu 50 Prozent aus Kräuterseitlingen, Hirse und Gewürzen. Diese Mischung ist nährstoffreicher als pures Fleisch und hat 50 Prozent weniger Cholesterin und Fett.
Viele Menschen nehmen sich zwar vor, ihren Fleischkonsum zu reduzieren, sind aber mit veganen Alternativen nicht zufrieden. Bei Rebel Meat entscheiden sie sich für einen nachhaltigen Fleischkonsum bei hundert Prozent Genuss.
Ein Veggie-Burger mag zwar umweltfreundlicher sein, aber wir erreichen mit Rebel Meat eine größere Zielgruppe und deshalb werden unsere Burger einen größeren Effekt auf die Umwelt haben.
Die Burgereinlage ist unser erstes Produkt. Aber wir arbeiten laufend an Weiterentwicklungen und möchten mit dem Hybrid einen neuen Standard schaffen – neben Fleisch und pflanzlichem Fleischersatz.
Ihr habt schon kurz nach der Gründung den ersten Burger ausgeliefert. Das klingt so, als wäre alles sehr einfach gewesen?
(Lacht) Es gab viele Hindernisse, so dass es schwer ist das größte herauszufiltern.
Die Suche nach einem Produzenten war langwierig. Aber die zwei Fleischhauer, mit denen wir jetzt produzieren, sind innovativ und haben Freude daran, neue Produkte herzustellen.
Dann haben wir lang nur mit Förderungen gearbeitet. Die erste Finanzierung bekamen wir erst im Dezember 2019. Wobei man die öffentlichen Förderungen und Unterstützungen nicht unterschätzen darf. Wir haben schon ganz am Anfang eine Climate-Kic Förderung bekommen – und damit die Bestätigung, dass unser Problem relevant ist. Ohne Bestätigung verläuft man sich relativ bald.
Was waren die belohnendsten Momente?
Es gibt fast jeden Tag einen schönen Moment. Der erste entscheidende Moment war, einen Burger in einem Restaurant zu bestellen – ein Produkt, das man selber kreiert hat.
Der Teamaufbau war auch sehr schön. Wenn man merkt, dass es eine richtige Firma wird und man nicht mehr alles selber machen muss.
Wir waren auch schon für einen Test in der Schweiz. Es ist sehr cool, schon im Jahr der Gründung an der Auslandsexpansion zu arbeiten. Es hat uns fast drei Wochen gekostet, das Fleisch in die Schweiz zu bekommen. Aber die Verkostung war erfolgreich. Das war auch Bestätigung.
Was können wir uns in einem Jahr von euch erwarten?
Dieses Jahr ist das Jahr der Testmärkte. Wir wollen ausloten, welche Kanäle am besten funktionieren. Derzeit arbeiten wir über den Großhandel und den Direktvertrieb, wollen aber auch in den Einzelhandel. Gleichzeitig wollen wir Verbindungen nach Deutschland knüpfen und ein Netzwerk in der DACH-Region aufbauen. Wir wollen auch im Ausland Produzenten finden und regional produzieren. Aber bevor wir hinausgehen, wollen wir Österreich abdecken.
Wo wollt ihr mit Rebel Meat in fünf Jahren sein?
Langfristig wollen wir mit Produkten aus In-vitro-Fleisch arbeiten. Das ist aus Muskelfleisch gezüchtetes Fleisch, für das keine Tiere mehr sterben müssen. Wir wollen es nicht selbst entwickeln, sondern zukaufen. Es gibt 25 Start-ups weltweit, die an der industriellen Fertigung von In-vitro-Fleisch arbeiten. Wobei wir weiterhin bei unserer pflanzlichen Mischung bleiben wollen, aber den Fleischanteil von 50 Prozent auf 25 Prozent reduzieren – bei 100 Prozent Fleischgenuss.
Mit dem Hybrid bauen wir eine Community auf, die jetzt schon mit einer Mischung aus Fleisch und Pflanzen in Berührung kommt. Mit graduellen Änderungen ist es leichter, einen Markt aufzumachen. Der Großteil der Menschen kann nicht mit abrupten Änderungen in der Ernährung umgehen.
Was macht eure Innovation besser/anders als existierende Dinge?
Gemischte Fleischprodukte gibt es in Österreich noch gar nicht. Die Idee, Fleisch zu mischen, ist noch neu und es gibt erst wenige Anbieter. Wir sind vom Geschmack unserer Burgereinlagen überzeugt. Die Kräuterseitlinge, die wir verwenden, sind nicht nur gesund, sondern haben auch einen guten Biss. Vor allem aber produzieren wir nachhaltig. Mit Rebel Meat kann man auch als Fleischesser etwas für die Umwelt tun.
Hiring?
Ja, wir suchen einen Head of Marketing.
Danke für das Gespräch.
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