Beinahe tagtäglich verfolgt uns das Thema Plastikmüll in den Medien und in unserer unmittelbaren Umwelt. Durch Verbote, wie die von Plastiktüten und Strohhalmen, versuchen die Regierungen rund um den Globus, dem Problem Herr zu werden. Zwei junge Allgäuerinnen, Sandra Palazzolo und Kristina Immerz, tragen bereits seit 2017 dazu bei, Plastik zu vermeiden. Sie stellen mit ihrem Start-up Wabenwerk Bienenwachstücher her, die nicht nur online und im Allgäu vertrieben werden, sondern auch in Österreich und der Schweiz. Außerdem hat Wabenwerk auch seine Produktlinie erweitert und die beiden Gründerinnen spielen sogar mit dem Gedanken, in Kaufbeuren einen Unverpackt-Laden zu eröffnen.
Innovation Origins sprach mit Mitbegründerin Sandra Palazzolo über Wabenwerk und ihre weiteren Pläne für ihr Start-up.
Wie kamen Sie auf die Idee zur Gründung des Start-ups?
Kristina und ich sind Schwägerinnen und haben schon vor der Gründung von Wabenwerk immer gerne gemeinsam Naturfolien gebastelt und uns mit kreativen Themen beschäftigt. Eines Tages hat Kristina einen Bericht über Bienenwachstücher in einem Biomagazin gelesen und wir waren sofort Feuer und Flamme – was für ein wertiges, nachhaltiges Produkt, dachten wir uns, und bestimmt leicht selbst herzustellen.
Die ersten Bienenwachstücher waren als Weihnachtsgeschenke gedacht, allerdings feilten wir so lange an unserer Wachs-Technik und der Zusammensetzung des Bienenwachsgemisches, dass es letztendlich Muttertagsgeschenke wurden. Natürlich bekamen auch unsere Freundinnen Bienenwachstücher von uns geschenkt und waren begeistert. Eine Freundin bestand darauf, uns eine Verpackung zu designen, eine andere lud uns als Aussteller auf ihren Kreativmarkt ein. Auf diesem Markt waren wir bereits nach einigen Stunden ausverkauft und hatten Einladungen für andere Märkte und Einzelhändleranfragen bekommen. Das war die Geburtsstunde von Wabenwerk Naturfolien.
Was macht Wabenwerk, bzw. Ihr Produkt, im Vergleich zu Ihrer Konkurrenz besonders und welche Probleme löst es?
Wir Bienenwachstuch-Hersteller sehen uns untereinander nicht als direkte Konkurrenz – das ist zumindest unsere Erfahrung, die wir über die Jahre gesammelt haben. Wir alle werden angetrieben von Themen wie Umweltverschmutzung, Mikroplastik und Bienensterben. All diesen Punkten können wir durch unsere Arbeit entgegenwirken. Da entsteht schnell ein Gemeinschaftsgefühl und man tauscht sich aus. Wir konnten die ersten Hochrechnungen selbst nicht glauben, als wir zum ersten Mal schwarz auf weiß sahen, wie viel Alu/Frischhaltefolie wir pro verkauftem Tuch einsparen können!
Was war die größte Hürde, die Sie überwinden mussten?
Unsere größte Hürde war die EU-Konfirmitätserklärung für Bedarfsgegenstände. Wir erhielten einen Anruf von unserem örtlichen Ordnungsamt, welches uns darauf hinwies. Diese Erklärung ist verpflichtend, um unsere Kunden darauf hinweisen zu können, ihre Lebensmittel direkt in unsere Tücher zu verpacken. Abgesehen von der der finanziellen Belastung, war es auch nicht einfach, ein Labor zu finden, welches diese Art von Labortests mit Naturprodukten wie Bienenwachs durchführt. Wir haben uns damals dafür entschieden, die Tücher erst mal nicht zum Verpacken für Lebensmittel zu bewerben. Das hat uns einige schlaflose Nächte bereitet und wir haben uns gefragt, ob es die ganze Arbeit wirklich wert ist. Im Nachhinein war es nur ein kleiner Rückschlag, doch damals schien uns diese Hürde unüberbrückbar.
Und umgekehrt: Was hat Sie besonders stolz gemacht?
Besonders stolz macht uns, wenn wir auf einem Markt ausstellen und dort Kunden vom letzten Jahr treffen, die uns begeistert mitteilen wie oft sie unsere Bienenwachstücher im Einsatz haben und wie viel Plastik sie einsparen konnten. Auf diesen Märkten begegnen uns auch immer mehr Kinder und Jugendliche, welche ihre Brotzeit in Bienenwachstücher verpacken und uns das stolz erzählen. Das ist für uns immer etwas ganz Besonderes.
Was motiviert Sie, jeden Morgen zur Arbeit zu gehen?
Da gibt es bei uns viele Gründe – die Begeisterung unserer Kunden und Einzelhändler, die abwechslungsreiche Arbeit bei der Produktion, dass wir unsere Ideen verwirklichen können und natürlich der stetig wachsende Erfolg unseres Unternehmens. Die größte Motivation allerdings ist unser Team und die Stimmung in unserer Werkstatt – unsere Arbeit bereitet uns allen sehr viel Spaß und wir erschaffen ein gutes, sinnvolles Produkt. Was kann man sich besseres wünschen?
Worauf dürfen wir uns in den nächsten Jahren freuen, sprich: Was können wir in den kommenden Jahren von Wabenwerk erwarten?
Wir planen fürs neue Jahr eine reine Bio-Linie, eine vegane Linie, ein DIY-Set und vor allem möchten wir Unternehmen, Hotels und Organisationen die Möglichkeit geben, personalisierte Bienenwachstücher mit ihrem eigenen Logo als Kundengeschenke, Werbegeschenke und Weihnachtsgeschenke gestalten zu lassen. Damit haben wir dieses Jahr schon begonnen und freuen uns, in Zukunft noch mehr in dieser Richtung zu machen.
Was ist Ihre Vision für Wabenwerk? Wo sehen Sie sich in fünf oder zehn Jahren?
Unsere Vision ist, mit der gleichen Motivation für unser Wabenwerk weiterzuarbeiten – ein sinnvolles und nachhaltiges Unternehmen wachsen zu lassen und stolz darauf sein zu können. Wir versuchen, uns stetig weiter zu entwickeln und unseren Kunden und unserer Umwelt etwas Gutes zu tun.
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