Was passiert mit ausrangierten Seecontainern? Mitunter stehen sie als Lagerräume bei Umzugsunternehmen auf dem Hof oder einige findige Architekten setzen sie wie ein Lego-Haus zusammen und bauen sie sogar zu Wohnhäusern um. Die meisten der Metallriesen werden jedoch verschrottet. Das Start-up Mein Lagerraum³ aus Dresden hast einen weiteren Weg gefunden, die Container für neue Zwecke einzusetzen. Es baut sie um zu Lager- und Kühlräumen, mobilen Werkstätten, Baustelleneinheiten, Cocktail-Bars, Bühnen, mobilen Laboren, Pferdeboxen und so weiter.
Patrick Schmieder, Gründer und Geschäftsführer von Mein Lagerraum³ , im Interview mit Innovation Origins:
Wie kamen Sie auf die Idee, Mein Lagerraum³ zu gründen?
Mein Cousin, der Bruder von Ramon, hat eine Tischlerei und benötigte 2014 Stauraum für Material und Werkzeug. Gemeinsam gingen wir drei verschiedene Optionen durch und kamen auf Seecontainer als passenden Lösung. Gesagt, getan, ein Container wurde beschafft. Andere lokale Gewerke nahmen dies wahr und hatten nun auch Interesse. Daraus entwickelten wir eine Geschäftsidee: den Handel mit Seecontainern im Hinterland.
Was macht Mein Lagerraum³ im Vergleich zu anderen Unternehmen besonders?
Wir leben Out-Growing und sehen uns als Dirigent eines Orchesters an Dienstleistern (Konstruktion, Industriedesign, Metallbau, diverse andere Gewerke, Spedition/Logistik) zum Wohl des Kunden. Somit bedienen wir uns des passenden Dienstleisters für das jeweilige Kundenprojekt. Das macht uns flexibel und bedient so den Kunden umfassend. Zudem bieten wir immer eine „schlüsselfertige Lösung“ an, so dass der Kunde uns als Generalauftragnehmer nutzen darf und so die „stille Post“ minimiert wird. Wir stehen für: Container. Umfassende Lösungen
Wie entscheiden Sie, wo die Container aufgestellt werden? Auf Nachfrage?
Das richtet sich nach den Kundenwünschen. Ein Container ist dabei eher „schmerzfrei“. Es werden vier Eckfundamente oder ein fester Untergrund benötigt – mehr nicht. Solange der LKW bzw. der Autokran die Abstellung gewährleisten kann, ist (fast) alles möglich.
Was war die größte Hürde, die Sie überwinden mussten?
Wir wurden nicht mit Gründerstipendien oder umfangreichen Förderungen bedacht. Wir haben einfach einen Gewerbeschein ausgefüllt, die GmbH gegründet und los gelegt. Unsere immer noch größte Hürde sind liquide Mittel. Egal ob Kredite, Darlehen oder Förderungen. Aktuell fehlt eine Finanzspritze, denn aus dem Tagesgeschäft sind die nächstem größeren Schritte nicht zeitnah stemmbar.
Gab es einen Moment, an dem Sie aufgeben wollten?
Ja leider, als einer unseren größten Kunden spontan Insolvenz anmeldete und wir Außenstände im fünfstelligen Raum hatten. Und uns zudem eine Warenausfallschutz-Versicherung bis dato fehlte.
Und umgekehrt: Was war für Sie in Bezug auf die Gründung der beste Moment? Was hat Sie besonders stolz gemacht?
Zum Einen, dass wir nach knapp drei Jahren als Marke und ernst zu nehmender Marktbegleiter wahrgenommen werden und, dass wir im Mai den 2. Platz bei SACHSEN GRÜNDET – START-UP 2019 belegt haben.
Worauf dürfen wir uns in den nächsten Jahren freuen, sprich: Was können wir in den kommenden Jahren von Ihnen erwarten?
Der reine Handel und die Vermietung von „leeren Seecontainern“ werden sich zum normalen Tagesgeschäft entwickeln. Der Fokus wird immer mehr auf unserer Kompetenz für Sonderbau liegen. Hier werden wir weitere Event-Container fertigen, die Produktpalette für den eMobility-Bereich erweitern und allgemein die industriellen Projekte forcieren (wir durften explosions-geschützte Container anfertigen, für Automobilzulieferer Kühlcontainerlösungen bereitstellen, Rechenzentren + Blockheizkraftwerke + Wasserstoff Produktion + Photovoltaik-Verwertungsanlagen in Container einbauen, usw.).
Was ist Ihre Vision für Mein Lagerraum³?
Wir möchten ein Arbeitgeber für viele Angestellte sein, welche Montags gern auf Arbeit kommen und von unserem Spirit freudestrahlend berichten. In Summe möchte ich ein Unternehmen nach den Werten aus den Büchern “The Big Five for Life“ schaffen.
Hintergrund:
Gründer: Patrick Schmieder (www.patrickschmieder.de) bringt sein Know-how aus Vertrieb und Marketing ein. Ramon Schmieder unterstützt aus dem Hintergrund mit Strategie und technischem Verständnis.
Gründungsjahr: 2015
Finanzierung: Leider zu stark aus privaten Darlehen, einem KfW Kredit und dem Tagesgeschäft.
Anzahl Mitarbeiter: Aktuell vier.
Zum Thema:
E-Mobility-Container zum Laden von E-Bikes und E-Scootern
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