Eine Ladestation für sein Elektroauto zu finden, ist nicht immer ganz einfach und wenn man eine gefunden hat, dauert das Laden der Batterie im Allgemeinen mehr als 30 Minuten, am heimischen Stromnetz auch schon mal mehrere Stunden. Dass das auch ganz anders geht, zeigt das israelische Start-up Chakratec. Die Erfinder aus Lod haben eine Energiespeichertechnologie entwickelt, die das Laden in wenigen Minuten ermöglicht. Das Konzept ist eine kinetische Batterie, die auf einem innovativen Schwungradkonzept basiert.
Firmenmitbegründer Nir Zohar sprach mit Innovation Origins über sein Start-up.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, das Start-up zu gründen?
Jeder von uns hatte seine eigene High-Tech-Karriere. Wir haben uns vor etwa sieben Jahren wieder getroffen und beschlossen, ein Start-up zu gründen, das der Menschheit zugute kommen soll und nicht nur ein weiteres Start-up-Unternehmen für “Internet-Anwendungen” sein sollte. Wir wussten, dass Energiespeicherung im Fokus der Energiewirtschaft steht, dieser Markt wird jedoch von chinesischen Batterieherstellern dominiert. Deshalb haben wir recherchiert und beschlossen, uns davon abzuheben, indem wir eine kinetische Batteriespeicher-Technologie anbieten, die das Beste aus den beiden Welten der Schwungräder und Batterien herausholt. Wie ein Schwungrad verfügt unser Speicher über unbegrenzte Ladezyklen, sofortige Reaktion, hohe C-Rate und ist umweltfreundlich, da er nicht toxisch und nicht umweltschädlich wie chemische Batterien ist.
Was macht Chakratec oder Ihr Produkt besonders im Vergleich zu Ihren Mitbewerbern und welche Probleme löst es?
Durch den Einsatz von Hochleistungsladern (150 kW, 350 kW und mehr) erreichen wir kurze EV-Ladezeiten. Bisher können schnelle und ultraschnelle EV-Ladegeräte nur dort installiert werden, wo genügend Netzstrom zur Verfügung steht (z.B. in der Nähe von Hochspannungsleitungen – Übertragungsnetz). Dadurch bleiben die meisten Straßen ohne brauchbare oder kostengünstige EV-Schnellladelösungen, was zu hohen Eintrittsbarrieren für den EV-Zugang in diesen Bereichen führt. Die Modernisierung der Infrastruktur ist mit enormen Kosten und langen Bauzeiten verbunden, die durch langwierige bürokratische Genehmigungs- und Ablehnungsprozesse entstehen.
Um diese Herausforderungen zu bewältigen, braucht man zusätzliche lokale Energiespeicher, um das Netz zur Schnellladung zu unterstützen. Diese Speichersysteme müssen zahlreichen leistungsstarken Lade- und Entladezyklen standhalten. Der Einsatz von chemischen (Lithium-)Batterien ist möglich, aber mehrere Ladezyklen verkürzen ihre Lebensdauer. Das führt zu häufigen Batteriewechseln, was diese Lösung teuer und umweltschädlich macht.
Chakratec hat eine einzigartige kinetische Energiespeichertechnologie entwickelt, die unbegrenzte Lade- und Entladezyklen mit hoher Leistung ermöglicht. Durch die Verwendung unserer eigenen Kinetic-Power-Booster-Technologie ermöglicht Chakratec den Einsatz von Schnellladestationen an jedem Ort, auch an Orten mit schwachem Netz. Unsere mehrfach patentierte Technologie speichert den Strom als kinetische Energie in einem schnell rotierenden Schwungrad. Diese Technologie bietet zwei wesentliche Vorteile:
– Unbegrenzte Hochleistungs-Lade- und Entladezyklen (mehr als 200.000) ohne Beeinträchtigung über die gesamte Systemlebensdauer von 20 Jahren.
– Das nicht-chemische Schwungrad ist ein nachhaltiges und wiederverwendbares System, im Gegensatz zu giftigen und umweltschädlichen chemischen Batterien.
Welche war die größte Hürde, die Sie überwinden mussten?
Die Entwicklung eines Hochgeschwindigkeitsschwungrades, das an der Grenze derphysikalichen Möglichkeiten arbeitet, ist kein Kinderspiel. Es dauerte etwa 5 Jahre, bis es uns gelang, ein System aufzubauen und es aus dem Labor und auf den Markt zu unserem ersten Kunden zu bringen, dem Energieversorger in Wien, Wien Energie.
Was motiviert Sie, jeden Morgen zur Arbeit zu gehen?
Unser Antrieb is es, an der Spitze der mechanischen und elektrischen Technologie zu arbeiten und zu wissen, dass wir, wenn wir erfolgreich sind, der Welt einen „grünen” Energiespeicher verschaffen werden.
Gab es einen Moment, an dem Sie aufgeben wollten?
Nein, nie.
Und umgekehrt: Was hat Sie besonders stolz gemacht?
Wir sind sehr stolz darauf, nach dem Gewinn des Preises für die beste Speichertechnologie 2017 erneut für den eMove360 2019 Award nominiert zu sein. Im Laufe der Jahre haben wir mehrere weitere bedeutende Auszeichnungen erhalten, wie den NREL Outstanding Venture Award 2018 oder den Innovationswettbewerb in Österreich, der schließlich zu unserem ersten Projekt in Österreich mit Wien Energie und dem internationalen Flughafen in Wien führte. Heute werden unsere Systeme in Österreich, Italien und der Tschechischen Republik bei führenden Energie- und Automobilunternehmen eingesetzt. Wir wurden ausgewählt, mit führenden europäischen Unternehmen wie dem Automobilhersteller SKODA AUTO, dem VW-Konzern und ENEL X zusammenzuarbeiten.
Was können wir von Chakratec in den kommenden Jahren erwarten?
Wir arbeiten hart daran, den Markt zu „erziehen” und unsere bahnbrechende kinetische Technologie einzuführen. Bis heute sind wir das weltweit einzige Unternehmen, das Schwungräder und EV-Ladungen aktiv nebeneinander einsetzt. Wir sehen von Jahr zu Jahr eine große Veränderung in der Wahrnehmung, vor allem dank unserer Hauptkonkurrenten, der chemischen Batterien, die zwar derzeit billiger sind als unsere Lösung, aber bei wiederholtem Einsatz mit hoher Leistung, wie der Unterstützung der EV-Ladung, im Laufe der Jahre sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch nicht nachhaltig sind. Wir hoffen, dass wir weiter die Aufmerksamkeit des Marktes auf uns ziehen und mit mehr führenden Unternehmen zusammenarbeiten werden, wie wir es in den letzten zwei Jahren begonnen haben.
Was ist Ihre Vision für Chakratec?
Wir wenden unsere Vision ständig an, um den Zugang zum Markt für erneuerbare Energien auf hohem Niveau zu ermöglichen, indem wir wirtschaftliche und ökologische Stromspeicherlösungen anbieten. Wir wollen die Speichertechnologie der Wahl werden, die “Go-to”-Technologie für High-End-Anwendungen. Außerdem wollen wir zum Umweltschutz beitragen, indem wir den CO2-Ausstoß und die Verschmutzung durch giftige chemische Batterien reduzieren.
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