Lockdown in Madrid. (c) Koen Greven
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Der Ernst der Lage wurde unserer Familie am Montag, dem 9. März, deutlich. Weniger als 24 Stunden nach einer riesigen Demonstration von Feministinnen kündigte die spanische Regierung an, dass alle Schulen in Madrid und Umgebung wegen des Coronavirus geschlossen werden. Am Dienstag, dem 10. März, durfte unsere 16-jährige Tochter Laura für einen letzten Tag ins Colegio Inmaculada Concepción gehen, und danach schlossen die Schulen in Madrid. Bis auf weiteres.

In den ersten Tagen sorgte die Schließung der Schule für eine unerwartete Ferienstimmung in der Stadt. Immerhin waren alle Bars und Restaurants noch geöffnet, eine herrliche Frühlingssonne wärmte die Terrassen und einige der Madrilenen nutzten die Gelegenheit, in ihre zweite Heimat an der Küste zu fahren. Aber am Samstag, dem 14. März, war der Spaß vorbei. Premierminister Pedro Sánchez kündigte eine Alarmphase an und ordnete die Schließung aller Schulen in ganz Spanien an.

Kreidetafeln, wie ich sie früher kannte

So wurden von einem Tag auf den anderen zehn Millionen spanische Schülerinnen und Schüler zu Hause unter Quarantäne gestellt. Vom Kleinkind bis zum Studenten an der Universität und alles dazwischen. Wie Laura, die ihr erstes Jahr am Bachillerato lernt. Es geht dort ein bisschen konservativ zu. In den Klassenzimmern stehen die gleichen Tafeln, wie ich sie mit 16 Jahren in der Schule in der niederländischen Stadt Soest kannte. Niemand hatte damals im Jahr 1987 von Online-Unterricht gehört.

Und so ist es in Madrid im Jahr 2020. Die Schulen nutzen zwar digitale Plattformen, auf denen Schüler, Eltern und Lehrer miteinander kommunizieren können, aber es gibt in Spanien keinen nationalen Online-Bildungsplan. Der traditionelle Unterricht fand jedoch so schnell ein abruptes Ende, dass sich jede Schule plötzlich selbst für neue Lösungen entscheiden musste.

Berge von Hausaufgaben

Natürlich gibt es viel zu experimentieren. Google, Microsoft, Snappet, BlinkLearning, YouTube, Meet, WhatsApp und unzählige andere Plattformen möchten nichts lieber, als die Klassenzimmer auf innovative Weise mit ihren Produkten zu ersetzen. Auf jeden Fall hat dieser Markt mit den 850 Millionen Kindern, die weltweit zu Hause sitzen, einen enormen Auftrieb erhalten. Auf die nächste große Krise wird man besser vorbereitet sein.

Aber jetzt haben Laura und alle anderen Schülerinnen und Schüler in Spanien davon noch nichts. Anfangs dachten die Lehrer des Colegio Inmaculada Concepción, sie könnten das Problem lösen, indem sie Berge von Hausaufgaben aufgeben. Damit sollte klargestellt werden, dass von einem zusätzlichen Urlaub keine Rede sein konnte. Innerhalb weniger Tage sehnten sich meine Tochter und alle ihre Klassenkameraden nach der Schule wie nie zuvor. Aber sie wird in Madrid noch mindestens bis zum 27. April geschlossen bleiben. Und wahrscheinlich noch viel länger.

Die Osterfeiertage sind heilig

Nach einer kleinen Woche entwickelte sich eine digitale Revolution, bei der die Lehrer mit ‘Meet’ aufwarteten. Dies ermöglicht es den Lehrern, eine Videokonferenz mit allen Schülern gleichzeitig zu führen. Für Treffen von mehr als drei Personen erweist sich das allerdings schon als schwierig, ganz zu schweigen von einer Klasse mit vierzig eingesperrten Jugendlichen. Also nicht wirklich ideal. Und auch das Abhalten von Tests über Google Classroom ist nur eine Notlösung.

Auf jeden Fall werden die Lehrer und Schüler in Spanien in der kommenden Woche wirklich frei haben. Corona-Krise oder nicht. Die Osterfeiertage sind heilig. Für die zahllosen abgesagten Prozessionen gibt es allerdings noch keine Online-Alternative. Obwohl es zweifellos eine rasante Suche nach innovativen katholischen Lösungen geben wird.

Lesen Sie hier die früheren Kolumnen von Koen Greven.