Prof.Dr. Nils Pohl © RUB, Foto: Nelle.
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Mit zunehmendem Alter der Menschen nimmt auch die Anzahl der Hüft- und Knieprothesen in den Niederlanden zu. Derzeit bekommen rund 50.000 Menschen eine neue Hüfte oder ein neues Knie. Für eine gute Heilung ist es extrem wichtig, dass Menschen mit einer solchen Prothese vom ersten Tag wieder herumlaufen. Das ist im Krankenhaus kein Problem. Dort gibt es einen Physiotherapeuten, der die Patienten bei ihren ersten Schritten nach der Operation begleitet. Aber nach der Entlassung verschwindet der Patient aus dem Blickfeld.

Dank eines mobilen Systems, das die Ruhr-Universität Bochum (RUB) derzeit entwickelt, kann der Patient auch zu Hause beobachtet werden. Wenn sich jemand mit einer neuen Hüfte oder einem neuen Knie eine falsche Bewegungsart angewöhnt, kann ein Arzt oder Physiotherapeut das sofort korrigieren. Dieses von der Firma „ID4us” in Duisburg geleitete „Reha to go”-Projekt wird mit rund 2,1 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) finanziert.

Patienten werden unsichtbar

In den Niederlanden gibt es viele Menschen, die Schwierigkeiten haben, auf die eine oder andere Weise zu gehen. Das muss nicht immer auf einen Unfall oder eine Arthrose zurückzuführen sein. Spezialisierte Zentren können mithilfe einer Ganganalyse herausfinden, wo das Problem liegt und wie es am besten behandelt werden kann. Zum Beispiel durch physiotherapeutische Übungen oder bestimmte Hilfsmittel. Nach der Entlassung aus der Klinik werden die Patienten jedoch unsichtbar. Kein Fachmann überprüft, ob der Heilungsprozess voranschreitet oder ob durch dauerhaft falsche Bewegungsmuster Schäden entstehen.

Bewegungsmuster aufzeichnen

Das kann sich dank des „Reha to go”-Teams ändern. Die Forscher entwickelten eine neue Methode, um die Bewegungen von Armen, Beinen und Hüfte abzubilden. Das erfolgt auf Basis der Radio Frequency Identification-Technologie. Dazu müssen RFID-Etiketten, sogenannte Tags, auf der Kleidung angebracht werden. Die Sensoren erfassen die Bewegungsmuster. Die Aufgabe von Prof. Dr. Nils Pohl und seinem Team ist es, die RFID-Technologie mit Hochfrequenz-Radarsystemen zu verknüpfen, um die einzelnen Tags am Körper exakt zu verfolgen.

Direktes Online-Feedback

Patienten erhalten online direktes Feedback darüber, wie sie gehen oder wie sie ihre physiotherapeutischen Übungen durchführen. Behandelnde Ärzte können aus der Ferne schädliche Laufmuster erkennen und gegebenenfalls korrigieren. Das System bietet auch die Möglichkeit, den Verlauf der Genesung nach der Operation genau zu verfolgen und die Behandlung entsprechend zu optimieren.

Qualität der Behandlung verbessert sich

In der Abteilung für Orthopädie und Unfallchirurgie des St. Marien-Krankenhauses Mülheim / Contilia wird diese neue Technologie erstmals bei Patienten nach einem Knie- oder Hüftersatz eingesetzt. „Online-Monitoring wird die Behandlungsqualität verbessern, die Patientensicherheit erhöhen und gleichzeitig den Krankenhausaufenthalt verkürzen”, sagte Klinikdirektor Prof. Dr. Dr. Marcus Jäger.