Birgit Van Duyvenbode Gründerin und CEO REEDuce (c) REEDuce
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About REEDuce – noise protection technologies

  • Founders: Birgit van Duyvenbode
  • Founded in: 2021
  • Employees: 5
  • Money raised: Förderungen: aws First Inkubator, Greenstart, Climate Launchpad, GROW by Deloitte Future Fund & Impact Hub
  • Ultimate goal: Wir wollen Lärm an Straßen und aus anderen Quellen nachhaltig REEDuzieren und zu einem gesunden, nachhaltigen Leben jetzt und in den nächsten Generationen beitragen.

Birgit van Duyvenbode absolvierte das interdisziplinäre Masterstudium Environmental Technologies & International Affairs an der TU Wien und der Diplomatischen Akademie WienSie hatte gerade im Consulting Fuß gefasst, als sie von einer umweltfreundlichen Technologie für Lärmschutzwände erfuhr. Diese war schon 2008 aus einem hochdotierten EU-Projekt hervorgegangen. Birgit war begeistert und wollte zunächst Andere dazu bewegen, das Projekt zur Marktreife zu bringen – aber vergeblich. Als sie die Idee bis in den Schlaf zu verfolgte, realisierte sie, dass sie es selbst tun musste. 

2021 gründete sie REEDuce – noise protection technologies, begann mit der Entwicklung des Prototypen, suchte um Förderungen an und gab Normenmessungen in Auftrag. 2022 schaffte sie es mit ihrem Start-up auf die Forbes Magazin 30 under 30 Liste. Noch in diesem Frühjahr soll in Kooperation mit der ASFINAG ein 16 Meter langes Testfeld an einer Schnellstraße entstehen.

In dieser Folge der Serie Start-up-of-the-Day spricht Birgit über ihre Innovation und die Herausforderungen des Gründens:

Welches Problem löst ihr und warum ist das wichtig?

REEDuce ist das erste ökologische Lärmschutzsystem aus Schilf (engl.: reed), thermisch behandeltem Holz und Lehm. Es ist im Sinne der Kreislaufwirtschaft gebaut und bindet mehr CO₂ als im Rahmen seiner Produktion entsteht. Dadurch vermindert es nicht nur den Lärm von Straßen, Produktionsstätten und anderen Lärmquellen effektiv, sondern trägt auch zur Verbesserung der Luftqualität bei. Darüberhinaus kann die nachhaltige Lärmschutzwand auch Insekten eine Behausung bieten.”

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Lärmschutzwände aus Schilf, thermisch behandeltem Holz und Lehm (c) REEDuce

Was ist eure Motivation? 

“Allein in Österreich werden jedes Jahr Flächen in der Größe von über 50 Fußballfeldern aus herkömmlichen Lärmschutzwänden verbaut. Sie werden CO2-intensiv produziert und müssen am Ende der Lebensdauer – nach circa 20 bis 30 Jahren – als Sondermüll entsorgt werden. Problematisch sind vor allem die Dämmstoffe und Imprägnierungen.

Das erste Testfeld für unser ökologisches Lärmschutzsystem wurde schon 2008 im Zuge des Forschungsprojekts errichtet – und steht heute immer noch. Darum wissen wir, dass REEDuce eine lange Lebensdauer hat und länger halten kann als Lärmschutzwände aus chemisch behandeltem Holz oder aus traditioneller Betonbauweise.” 

Was war das größte Hindernis, das ihr überwinden musstet? 

“Die Marktzulassung für Lärmschutzsysteme ist ein langwieriger, aufwändiger und kostenintensiver Prozess. Dabei ist es verpflichtend, eine Reihe an akustischen und mechanischen Normmessungen durchzuführen. Diese Standards sind wichtig, weil sie die Qualität von Produkten sicherstellen. Allerdings werden einige dieser Normen von Gremien erstellt, in denen hauptsächlich etablierte Hersteller konventioneller Lösungen sitzen. Dadurch stellt sich eine Markteintrittsbarriere, die für ein junges und innovatives Unternehmen sehr schwer zu überwinden ist. Momentan befinden wir uns noch in der Phase der Marktzulassung, hoffen aber, alle erforderlichen Messungen bis 2024 erfolgreich absolviert zu haben.” 

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Lärmschutzwände aus Schilf, thermisch behandeltem Holz und Lehm (c) REEDuce

Welche Leistungen haben euch wirklich stolz gemacht?

“Wir erhalten täglich positive Rückmeldungen von potenziellen Kunden und Kundinnen – und dazu zählen sowohl Privatpersonen, die unter einer hohen Lärmbelastung leiden, als auch Unternehmen und öffentliche Stellen, die ihre Mitmenschen vor Lärm schützen wollen. Das treibt uns ungemein an und zeigt uns, dass wir mit REEDuce auf dem richtigen Weg sind.”

Wie schwer war es, eine Finanzierung zu bekommen?

“Es gibt in Österreich eine große Bandbreite an Förderungen und wir haben bereits einige wichtige Förderungen erhalten. Hervorzuheben sind hier zum Beispiel der First Inkubator der Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft (AWS), das Accelerator-Programm GROW von Impact Hub Vienna und Deloitte Future Fund sowie die Initiative Greenstart des Österreichischen Klima- und Energiefonds. Wir haben diese Förderungen für die Entwicklung des Prototypen und für die Durchführung der ersten Normenmessungen eingesetzt. Aktuell schreiben wir noch weitere Förderanträge, um auch die noch fehlenden Messungen durchführen zu können.” 

Wo möchtet ihr mit eurem Unternehmen in fünf Jahren sein – was ist euer höchstes Ziel?

“Wir wollen mit der REEDuce-Lärmschutzwand einen neuen Standard im öffentlichen und privaten Sektor etablieren. Wenn wir in Zukunft über europäische Autobahnen und Landstraßen fahren, möchten wir keine Wände aus Aluminium, Beton, Kunststoff oder chemisch imprägniertem Holz mehr sehen, sondern nur noch Wände, die umweltverträglich sind und einen nachhaltigen Mehrwert haben. Außerdem sind wir überzeugt, dass Schilf ein enormes Potenzial als nachhaltiges Baumaterial hat. Deshalb planen wir, unser Portfolio zu erweitern und weitere hochwertige, kosteneffiziente und ökologische Bauprodukte zu entwickeln.”

Was macht eure Innovation besser/anders als existierende Dinge?

“Wir setzen auf nachwachsende, leistungsstarke und widerstandsfähige Rohstoffe, die nicht nur kurz-, sondern auch langfristig einen Mehrwert schaffen. Durch die spezielle Anordnung der Schilfrohre wird der Schall effizient reduziert. Dabei kann die REEDuce-Lärmschutzwand in Sachen Lärmreduzierung mit herkömmlichen Produkten konkurrieren. Gleichzeitig dient unsere Lärmschutzwand als CO2-Senke. Das heißt, sie kann mehr CO2 binden als sie bei der Produktion verursacht.” 

Hiring?

“Ja, wir suchen momentan tatkräftige technische MitarbeiterInnen in der Produktentwicklung, eine/n ProjektmanagerIn, eine/n MitarbeiterIn im Supply Chain Management und eine/n CFO!”

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