Start-up Bioseco produces a system that protects birds from colliding with windturbines and airplanes at airports
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Start-ups sind einer der Schwerpunkte der polnischen Regierung. Mit dem Programm Start In Poland, in das 700 Millionen Euro investiert wurden, hat die Behörde das Ziel, Polen zu einer Anlaufstelle für Mitteleuropa zu machen. Dies ist der zweite Artikel über das Innovationsklima in Polen.

WARSCHAU, 18. November 2018 – “Die vierte industrielle Revolution kann nicht ohne Politiker stattfinden” – sagte Jarosław Gowin, stellvertretender Ministerpräsident und Minister für Wissenschaft und Hochschulwesen. 2016 hat er das Programm Start In Poland in Höhe von 3 Milliarden PLN (rund 700 Millionen Euro) eingeführt. Die Absicht der polnischen Behörden ist klar. Sie wollen alle Möglichkeiten nutzen, um Polen zu einem der wichtigsten Anlaufstellen für Start-ups in Mitteleuropa zu machen. Das Ziel: junge polnische Unternehmen bei der Kommerzialisierung ihrer Innovationen zu unterstützen.

Zusammenarbeiten

Zahlreiche Initiativen wurde für Start-ups ins Leben gerufen. Diese sind sowohl für polnische als auch für ausländische Unternehmen insteressant. Vorausgesetzt sie sind bereit, ihre Geschäftstätigkeit nach Polen zu verlagern. Zu den Initiativen gehören Business-Accelerator, Geld für Risikokapitalfonds und Gesetzesänderungen zugunsten neuer Unternehmen. Und das sind nur einige.

Am wichtigsten ist jedoch, dass staatliche Unternehmen, die noch immer eine bedeutende Rolle in der polnischen Wirtschaft spielen, mit neuen Unternehmen zusammenarbeiten.

Accelerator-Programme für Innovation

Eines der größten Probleme für Innovatoren in Polen ist das Fehlen erster Kunden. Die Regierung  (PiS) hat deshalb beschlossen, in Innovationen zu investieren, die von Start-ups geschaffen wurden.

Plötzlich gründeten große Unternehmen Risikokapitalfonds. Dabei hatten sie aber keine Erfahrung mit der Zusammenarbeit mit externen Innovatoren. Sie stellten einfach Technologiescouts ein oder schlossen sich Accelerator-Programmen an und begannen innovative Produkteideen umzusetzen. So haben zum Beispiel 66 Unternehmen aus verschiedenen Branchen an dem kürzlich fertiggestellten ScaleUp 66 Accelerator-Programm teilgenommen. Sie haben rund 150 Innovationen entwickelt.

“Es hat sich herausgestellt, dass es einen großen Bedarf an Lösungen von Start-ups gibt. Im Laufe des Programms haben Firmen und junge Unternehmen gelernt, wie man zusammenarbeitet und Beziehungen aufbaut. Auch das ist ein großer Erfolg des Programms,” erklärt die Pressestelle des Ministeriums für Unternehmertum und Technologie.

Die staatliche Kontrolle hat jedoch auch eine Schattenseite. Sowohl Menschen in Start-ups als auch in Unternehmen erklären hinter vorgehaltener Hand, dass es eigentlich um etwas anderes geht. Wenn das Ministerium staatliche Unternehmen auffordert, in Start-ups zu investieren, suchen sich diese einfach ein Start-up. Sie gehen eine unverbindliche Vereinbarung ein. Haben aber nicht aber nicht wirklich Interesse an der Umsetzung neuer Technologien. “Unternehmen brauchen uns nur für PR-Veranstaltungen,” beschweren sich die Gründer. Auch das Mitarbeiterkarussell in den stark politisierten Staatskassen ist nicht besonders hilfreich. Häufige Änderungen bei den Direktorenpositionen (in einigen Unternehmen wechselten in den vergangenen drei Jahren mehrfach Direktoren) blockieren Entscheidungen.

Mentalitätswandel

Trotz der Veränderungen im polnischen Innovationsökosystem, sind diese aber noch nicht sichtbar.

“Wir werden ein paar Jahre warten müssen, bis wir konkrete Effekte sehen. Aber es sieht danach aus, dass die Mentalität des Unternehmenssektors sich in den letzten Jahren stark geändert hat. Sogar das altmodischste Unternehmen macht es zu seiner Hauptsache, über Innovation zu sprechen. Viele Unternehmen beginnen, mit Start-ups zusammenzuarbeiten, und viele Leute werden für die F&E-Positionen eingestellt. Es wurden Prozesse auf hoher Ebene gestartet, die allmählich auf niedrigeren Ebenen übergreifen werden. Das ist etwas was die PiS-Regierung ermöglicht hat”, sagt Krzysztof Klincewicz.

Was ist aus der im ersten Teil der Serie erwähnten Just Drive App geworden? Nun, die ist gescheitert. Die App wurde tatsächlich nach einem Tag wieder deaktiviert. Die beiden Unternehmen warfen sich gegenseitig vor, Geschäftsverträge gebrochen zu haben. Dennoch entwickeln sich beide Unternehmen recht gut. Orlen hat eine eigene App entwickelt, die Just Drive sehr ähnlich ist. Und die Webseite des Start-ups zeigt, dass es neue Kunden hat. Es sieht aus, als hätte das Scheitern der Mustertransaktion der Politiker, polnische Unternehmen nicht davon abgehalten weiterhin innovativ zu sein.

(Dies ist der Zweite von zwei Artikeln über das polnische Innovationsökosystem)

Katarzyna Zachariasz-Podolak ist eine Polnische Journalistin und Chefredakteur and editor von InnovateCEE.