Designerinnen Judith van Vliet und Amber Ambrose Aurel vor der Cube Loft
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Nachhaltigkeit und Design gehen Hand in Hand im Cube Loft der Pinakothek der Moderne an der Ecke Gabelsberger- und Türkenstraße. Fellrosa Turnschuhe aus Kaugummi, eine Initiative aus Amsterdam, um Kaugummi sinnvoll zu recyceln, Stiefel aus Fischleder, man riecht es nicht mal und ein robuster, dennoch schicker Overall aus alter Lidl-Arbeitskleidung. Der “Haben-wollen”-Preis des Abends geht in diesem Pop Up Design Store zweifellos an die Rietveld-Schuhe des Designers Amber Ambrose Aurele.

Die niederländische Hauptstadt organisiert gemeinsam mit Utrecht und Amersfoort, der Neuen Sammlung-Das Designmuseum und der Stadt München das Projekt DialoogKreativ. Im kommenden Monat wird die niederländisch-münchnerische Zusammenarbeit an weiteren Orten in der Stadt sichtbar: Veranstaltungen, Workshops und Diskussionen werden in ganz München in den Bereichen Smart Mobility, Gesundheit, Virtual and Extended Reality und Digitalisierung organisiert.

Niederländisches Meisterwerk in München

Für Liebhaber der Malerei des 17. Jahrhunderts hält der niederländische Monat in München nur einen Höhepunkt bereit: das am Montagnachmittag präsentierte Bild “Briefleserin in Blau” von Johannes van Vermeer, das die alte Pinakothek in den kommenden Monaten vom Rijksmuseum in Amsterdam ausleihen darf. Das 1663 entstandene Gemälde sieht prächtig aus in der Alten Pinakothek. Nach einer umfangreichen Renovierung wird das Museum für Meisterwerke erstmals seit dem Jahr 1836 von Tageslicht beleuchtet. Dank moderner Techniken lässt sich sogar das Tageslicht dimmen, so dass die mehrere hundert Jahre alten Bilder nicht beschädigt werden können.

Professor dr. Gerhard Maaz, Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, ist sichtlich bewegt, als er erzählt, was er fühlte, nachdem er das Bild an diesem Morgen im Museum hängen sah. “Es ist ein Stern aufgegangen.”

Das Gemälde ist, gut vor Witterungseinflüssen und Erschütterungen geschützt, mit dem Flugzeug von Amsterdam nach München transportiert worden und wird hier bis Ende September zu sehen sein. Direktor Taco Dibbets vom Rijksmuseum in Amsterdam erklärt, dass der Transport von Ölgemälden im Laufe der Jahre perfektioniert wurde, so dass es kaum Gefahren gibt. Eine größere Herausforderung ist der Transport von Pastellmalerei. Sie ist sehr empfindlich und kann schnell beschädigt werden. Deshalb verzichteten Museen bisher auf Leihgaben. In Zusammenarbeit mit Forschern des NICAS und der Technischen Universität Delft wird an einem Verfahren gearbeitet, das in Zukunft ermöglicht sensible Pastellmalerei zu transportieren.

Von Vergangenem und Gegenwart

Die Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlägt die junge Modedesignerin Tess van Zalinge, die eigens für die Ausstellung ein Kleid aus dem berühmten Gemälde “Mädchen mit der Perle” von van Vermeer anfertigte. Im Gegensatz zu bedruckten T-Shirts ist Van Zalinge’s Bild ins Kleid gestrickt, was sie jede Menge Kopfschmerzen gekostet hat. Inspiriert vom alten holländischen Delfter Blau ist ein Kleidungsstück entstanden, das nach Maß gefertigt wird. Der Preis für dieses moderne Meisterwerk: 3250 Euro.

Tess van Zalinge

Van Zalinge hat eine Vorliebe für das niederländische Erbe. ,,Durch den Einsatz innovativer Techniken möchte ich die Handwerkskunst nachhaltig und fair weiterentwickeln.” In München will sie sich, wenn möglich, Zeit für einen Besuch in einem Trachtengeschäft nehmen. “Es ist großartig, dass diese Kultur hier immer noch so verehrt und entwickelt wird.”

“Die Regionen Amsterdam, Utrecht und München haben viel gemeinsam”, sagt Botschafter Wepke Kingma in seiner Eröffnungsrede in der Abendsonne vor mehr als 100 Gästen vor der Pinakothek der Moderne. “Aber wir können auch viel voneinander lernen. Gerade die Unterschiede bieten dafür Chancen.”

Dr. Angelika Nollert, Direktorin Die Neue Sammlung – Das Design Museum freut sich über so viele junge Modetalente im Cube Loft vor ihrem Museum. “Traditionell halten wir uns von der Mode fern, denn das Münchner Stadtmuseum hat sie bereits als Herzstück in seiner Sammlung. Eigentlich ist das schade, denn Kleidung, wie unsere zweite Haut, hat eine große Ausdrucksform und Relevanz.”

Laut Nollert, treffend in Vermeer-blau gekleidet, geht der Trend in der Mode verstärkt zur Nutzung nachhaltiger Materialien, wie die niederländischen Designer bereits zeigen, sicherlich auf München über. ,,Dass die Kleidung etwas teurer ist, soll doch kein Problem sein. München ist eine so reiche Stadt, das kann und will sich die Zielgruppe hier auch leisten.”