Prinzipiell sind Helmkameras im Rennsport nichts Neues. Allerdings sind diese, wie die in der US-amerikanischen IndyCar-Serie, bisher auf dem Helm oberhalb des Visier platziert. In der Formel 1 testeten Pierre Gasly und Romain Grosjean vergangenes Jahr bei den freien Trainings zum Grand Prix von Monaco bzw. in Kanada eine spezielle Kamerabrille. Die FIA Formel E ist bezüglich dieser Technik schon einen Schritt weiter. Dort konnten die Zuschauer beim Rennen in Santiago de Chile das Rennen mittels einer Helmkamera live aus dem Blickwinkel des Fahrers verfolgen und jede Bodenwelle, Berührung mit Konkurrenten oder Crash in die Streckenbegrenzung auf dem engen Stadtkurs beinahe mit fühlen.
„Wenn Sie mit Formel-E-Piloten sprechen, ist das erste, was sie hervorheben, der Nervenkitzel und die Herausforderung, auf Stadtkursen zu fahren“, erklärt Sebastian Tiffert, Digitaler Direktor der Formula E. „Driver’s Eye bietet eine neue Perspektive aus dem Inneren des Helms unter Live-Rennbedingungen und zeigt, wie man das Auto zwischen den Wänden durch manövrieren kann, während man Daten verarbeitet und mit dem Team bei hoher Geschwindigkeit kommuniziert.“ Driver’s Eye würde dem Fernseherlebnis eine „einzigartige Dimension hinzufügen“, freute sich Siffert.
Bahnbrechende Kameratechnologie
Die bahnbrechende Kameratechnologie gehe an die Grenzen dessen, was bei Sportübertragungen möglich ist, indem sie Live-Aufnahmen von hinter dem Visier direkt auf Fernsehbildschirme übertrage, betonen die Verantwortlichen in der Formel E. Die innovative „Driver’s Eye”-Kamera ist eine winzige Linse, die auf Augenhöhe des Fahrers in der Schutzpolsterung im Inneren des Helms, also hinter dem Visier, positioniert ist.
Diese Kamera hat einen Durchmesser von 8 Millimetern, wiegt nur 2,5 Gramm und ist mit einem Kabel, das auf der hinteren Seite durch den Helm führt, mit der nötigen Übertragungstechnik verbunden. Die befindet sich in einer kleinen Box im Monocoque. Bis die neuen Kameras einsatzbereit waren und die Feinabstimmung für Rennbedingungen perfekt war, tüftelten Techniker der FIA, Formel E und der Teams monatelang an den Feinheiten. Der erste Testlauf des Driver’s Eye fand bereits beim ersten Rennen der sechsten Saison der Formel 1 im vergangenen November in Saudi-Arabien statt.
Zeigt, was die Fahrer, während eines Rennens tun müssen
„Ich finde es cool, wie Driver’s Eye den Fans genau das zeigt, was ich während eines Rennens in Echtzeit sehe”, sagte Venturi-Racing-Pilot Felipe Massa. „Sie gibt den Zuschauern einen Einblick in die engen und herausfordernden Stadtkurse, auf denen wir in der Formel E fahren, und es zeigt, was die Fahrer tun müssen, um den Verlauf eines Rennens zu managen und zu kontrollieren. Ich mag solche Technik, die die Fans noch näher an das Geschehen heranbringt. Driver’s Eye ist eine großartige Möglichkeit, die Arbeit hinter dem Lenkrad zu zeigen”, meinte der elfmalige Formel-1-Grand-Prix-Sieger.
Die nächste Möglichkeit, ein Formel-E-Rennen mittels Driver’s Eye mitzufahren, bietet sich den Fans am Samstag, den 15. Februar, beim Mexico City E-Prix im Autodromo Hermanos Rodriguez auf www.FIAFormulaE.com/watch/ways-to-watch.
Mehr Artikel über die Formel E und Elektroantrieb im Rennsport finden Sie hier.
Titelbild: Der Blick von hinten auf das Visier von Stoffel Vandoorne (Mercedes-Benz EQ) zu Beginn des Santiago E-Prix 2020 (Rd 3). © Mit freundlicher Genehmigung der Formel E