Eine Hürde bei der Umstellung auf erneuerbare Energien sind wetter- und verbrauchsbedingte Netzengpässe. Diese zu überwinden, erfordert flexible Strommärkte. Wie diese Flexibilität erreicht werden kann, soll mit Hilfe eines Forschungsprojekts in Altdorf in Niederbayern untersucht werden. Im Fokus steht der Einsatz einer digitalen Austauschplattform. Projektverantwortlich sind die Bayernwerk Netz GmbH (Bayernwerk) und die Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE).
Die Belastung der regionalen Verteilnetze steigt – verursacht durch den Ausbau erneuerbarer Energien und die wachsende Anzahl neuer elektrischer Verbraucher, wie etwa Wärmepumpen oder Elektrofahrzeuge.
Flexibilität nutzbar machen
In der Modellregion Altdorf sind die Voraussetzungen für einen flexiblen Strommarkt grundsätzlich gegeben. Es gibt bereits eine Reihe von Besitzern und Betreibern von sogenannten Flex-Optionen, also von steuerbaren Energieerzeugungs- und Energieverbrauchsanlagen. Dr. Egon Westphal, Technik-Vorstand des Bayernwerks, sieht darin die Weiterentwicklung von Verbrauchern hin zu sogenannten Flexumern. Diese stellen ihre Flexibilität mit Hilfe digitaler Infrastruktur netzdienlich zur Verfügung und nehmen somit aktiv am Energiesystem teil.
Erneuerbare Energien zentral steuern
Konkret spricht Westphal von Besitzern und Betreibern von Wärmepumpen, Speichern wie Batterie- und Nachtspeichersystemen oder auch Elektrofahrzeugen im Bayernwerknetz. Die Flexibilität der Systeme soll mit dem Altdorfer Flexmarkt über eine Austauschplattform erschlossen und für den Netzbetreiber nutzbar gemacht werden. Durch deren zentrale Steuerung über eine digitale Austauschplattform können wetterabhängige Erzeugung, flexibler Verbrauch und netzdienliche Speicherung kontrolliert werden.
Im Forschungsprojekt werden wissenschaftliche Erkenntnisse vor Ort schnell und bürgernah in die Praxis umgesetzt.
Behebung von Netzengpässen
Mit Hilfe von intelligenten Messsystemen sollen Einspeise- und Verbrauchsspitzen reduziert und das Stromnetz optimal ausgelastet werden. Laut Professor Wolfgang Mauch, Geschäftsführer der Forschungsstelle für Energiewirtschaft, konnte der Proof-of-Concept des Ansatzes zur Behebung von Netzengpässen mit der erfolgreichen Schaltung bereits nachgewiesen werden.
Mehr erneuerbare Energien integrieren
Ziel des Projekts Altdorfer Flexmarkt ist es, künftig mehr erneuerbare Energien und neue Verbraucher ins bestehende Netz zu integrieren und Netzengpässe zu vermeiden. Die Ergebnisse sollen anderen Regionen als Musterlösung dienen. Das Vorhaben wird im Rahmen des Verbundprojekts C/sells entwickelt, welches Teil des Förderprogramms Schaufenster intelligente Energie – Digitale Agenda für die Energiewende (SINTEG) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie ist.
Über die Projektpartner
Bayern Netzwerk ist der größte regionale Verteilnetzbetreiber in Bayern: Sein Stromnetz umfasst 154.000 Kilometer, sein Gasnetz 5.800 Kilometer und das Straßenbeleuchtungsnetz 34.600 Kilometer.
Die Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE e.V.) ist eine unabhängige, gemeinnützige Institution, die sich auf wissenschaftlicher Grundlage mit energietechnischen und energiewirtschaftlichen Fragen befasst.
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