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Was wäre, wenn wir in einer Welt leben würden, in der wir darauf achten, Dinge wiederzuverwenden, anstatt sie wegzuwerfen? Zwar können wir feststellen, dass das Bewusstsein in Bezug auf Nachhaltigkeit stetig wächst. Doch leider reicht das immer noch nicht aus.

Adam Hańderek, CEO und Gründer der polnischen Firma “Hańderek Technologies”, arbeitet daran, den Abfall des einen in den Schatz des anderen zu verwandeln. Wenn wir Abfall sagen, meinen wir nicht wiederverwertbares Plastik. Hańderek hat einen Weg gefunden, es zu recyceln und wiederverwertbar zu machen. Die Kernkompetenz seines Unternehmens ist eine Technologie, die aus Altkunststoff raffinierte Kraftstoffe herstellt.

Adam Hańderek bekennt, dass er in einer Familie aufgewachsen ist, in der nichts verschwendet oder weggeworfen wurde. Seine Mutter warf nicht einmal ein trockenes Stück Brot in den Müll.
“Als ich ein Teenager war – in den 1970er Jahren also – war der Konsumismus, wie wir ihn heute kennen, bereits im Gange. Meine Mutter allerdings war weiterhin der Meinung, dass wir kein neues Hemd und keinen Pullover mehr brauchten, wenn wir noch genügend Kleider auf dem Dachboden hatten. Und dann benutzte meine Oma die Stoffe dieser Kleider, um mir ein neues Hemd zu machen. Seitdem sind fünfzig Jahre vergangen, und wir sind dabei, auf solche Verfahren zurückzukommen”.

Diese Haltung brachte Hańderek dazu, darüber nachzudenken, wie er selbst die Welt ein wenig machen besser könnte. Seine Firma hat inzwischen für ihre innovativen Leistungen mehrere Preise gewonnen. Sie hat mit zahlreichen Unternehmen international zusammengearbeitet und hat noch weitere ehrgeizige Pläne für die Zukunft.

Wie sind Sie zu Ihrer Idee gekommen?

“Es ist eine lange Geschichte, die vor fast fünfzehn Jahren begann. In den 2000er Jahren versuchte ich, eine Idee umzusetzen, die damals eine Innovation war. Und zwar wollte ich einen sauren Katalysator in einen alkalischen Katalysator umwandeln. Damals verwendeten die meisten Länder in Europa zur Herstellung von Biokraftstoff ausschließlich Rapsöl. Unsere Idee war es, neben raffinierten Ölen, Fetten aus Kläranlagen oder aus der Lebensmittelindustrie auch andere Fettabfälle zu verwenden. Irgendwann stieß ich auf eine Technologie, die als Polymerisationskracken von Kunststoffabfällen bekannt ist. Ich verbrachte Stunden damit, dies gründlich zu erforschen, und machte mich an die Entwicklung einer neuen Technologie. Ich finanzierte diese Forschung selbst und betrachtete sie als ein sehr teures Hobby. Maciej Kowalczyk, ein guter Freund von mir, und ich gaben all unsere Ersparnisse aus, um unsere Arbeit voranzutreiben.

Das hat sich gelohnt. Der entscheidende Durchbruch gelang 2014. Wir fanden eine Lösung, die nicht die Mängel unserer früheren Versuche aufwies. Wir begannen, in größerem Maßstab zu arbeiten, und im Moment sind wir dabei, unsere erste Industrieanlage zu bauen.”

Wie haben Ihre Kunden reagiert?

“Die Leute haben von Anfang an positiv auf unsere Idee reagiert. Und das tun sie immer noch. Es war und ist für uns unglaublich wichtig, professionell zu sein und sicherzustellen, dass unsere Produkte in höchstmöglicher Qualität hergestellt werden. Aus diesem Grund haben wir eine Zusammenarbeit mit dem Institut für Automobilindustrie PIMOT in Warschau begonnen. Nach sechsmonatiger Forschungsarbeit erhielten wir die offizielle Bestätigung, dass unsere Idee in der Tat einzigartig ist. Im Vergleich zu anderen zuvor getesteten Produkten bietet sie die besten Möglichkeiten. Ich muss zugeben, dass das ein großer Erfolg für uns war. Die wissenschaftliche Gemeinschaft hat bestätigt, dass das, was wir tun, richtig ist!

Und dann ging alles sehr schnell. Wir wurden zu einem Start-up-Wettbewerb eingeladen. Wir waren die einzige polnische Firma, die ins Finale kam, zusammen mit sechs asiatischen Firmen. Und wir haben gewonnen. Plötzlich haben wir auf dem internationalen Markt Anerkennung gefunden. Wir haben sogar hier in Polen einen Investitionsvorschlag zur Umsetzung in Pekin angeboten. Allerdings zogen wir diesen Vorschlag aufgrund verschiedener Umstände zurück.

Später überzeugte uns die PIMOT, unsere Erfindung einem größeren Publikum vorzustellen. Wir besuchten Messen in Barcelona und Moskau. In Moskau gewannen wir den ersten Preis. Und wir besuchten den Europäischen Wirtschaftskongress in Kattowitz in Polen. Unsere größte Errungenschaft aber war der Hauptpreis auf einer Messe in Nürnberg, in Deutschland. Wir waren in der ganzen Geschichte dieser Veranstaltung das erste polnische Unternehmen überhaupt, das den ersten Preis gewonnen hat. Das erste Mal in über siebzig Jahren!

Durch all das wurde das Interesse der Medien geweckt. Dank der Zusammenarbeit mit PIMOT wurde unsere Forschung immer zuverlässiger. Als wir mehrere Angebote von einigen der größten Unternehmen der Welt erhielten, wussten wir, dass unsere Innovation einen sehr guten Standard erreicht hat. Wir erhielten Anfragen aus Kolumbien und aus mehreren afrikanischen Ländern, Japan, China, Südkorea und natürlich aus Europa. Manchmal bin ich ein bisschen besorgt, ob es uns gelingt, uns auf alle zu konzentrieren.

Wir gelten heute als Experten, wenn es um das Recycling von Kunststoffabfällen geht. Darüber hinaus wenden sich viele Unternehmen – die unsere Konkurrenten sein sollten – an uns, weil sie an unserem Produkt interessiert sind.
Die Umweltverschmutzung war sehr lange Zeit ein großes Thema. Ich glaube, wir hatten das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Die Menschen schätzten die Tatsache, dass wir in dieser Zeit wirkliche Lösungen gefunden haben.”

Was war das größte Hindernis, dem Sie begegnet sind?

“Das größte Problem für jeden Erfinder ist immer die Geduld. Edison hat bewiesen, dass es mehr als tausend Möglichkeiten gibt, die Glühbirne zu erfinden … die nicht funktionieren. Trotz dieser fehlgeschlagenen Versuche gab er nicht auf und kam schließlich zum Erfolg. Dasselbe gilt für die Entwicklung neuer Technologien. Daher sind die größten Herausforderungen Geduld, Bescheidenheit und der feste Glaube, dass es für ein bestimmtes Problem eine Lösung gibt – sie wartet nur darauf, entdeckt zu werden. Auf die Frage nach der Definition von Erfolg soll Churchill gesagt haben: Erfolg bedeutet, ohne Verlust an Begeisterung von Misserfolg zu Misserfolg zu gehen. Und ich stimme dieser Aussage von ganzem Herzen zu.”

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?

“Wir haben sehr konkrete Pläne. Wir arbeiten mit finanziell soliden Investoren zusammen. Wir haben den Plan, etwa fünf oder sechs Industrieanlagen an verschiedenen Standorten in ganz Polen zu bauen. Wir sind diesbezüglich im Gespräch mit zwei großen Energiekonzernen aus Europa und Asien.

Adam Hańderek

Eine interessante Tatsache ist: wenn wir mit einigen unserer Vorhaben zwei Jahre früher begonnen hätten, dann wären wir jetzt in großen Schwierigkeiten wegen der Coronavirus-Pandemie. Unsere Mitgründerin Susan Kim-Chonicka macht immer etwas Druck, indem sie sagt, dass jeder Monat, der vergeht, Geld kostet. Dieses Mal haben wir unsere Pläne tatsächlich nicht rechtzeitig umgesetzt. Wir hatten geplant, im Frühjahr dieses Jahres mit dem Bau unserer ersten Fabrik zu beginnen, damit sie Ende 2021 fertig ist. Die gegenwärtige Situation wird unsere Pläne ein wenig verzögern, aber es gibt keinen Grund zur Sorge. Wir werden sie auch in zwei Jahren umsetzen können.

In der Zwischenzeit sollte sich die Wirtschaft nach der Krise erholt haben. Wir konnten aufgrund von Papierkram und Bürokratie nicht wie geplant mit der Arbeit beginnen, und das hat mich irgendwann wirklich wütend gemacht. Aber jetzt bin ich froh, dass es so gekommen ist. Dank dieser Verzögerung sind wir jetzt an einem relativ sicheren Punkt. Wir hatten Glück.”

Wie würden Sie Ihr endgültiges Ziel beschreiben?

“Das ist eine wirklich schwierige Frage, und ich kann sie nicht mit nur einem Satz beantworten. Ich fange mal damit an, dass ich immer diesen Gedanken im Kopf hatte: Lasst uns sehen, ob unser Abfall für etwas anderes wiederverwendet werden kann. Also, unser Müll kann der Schatz eines anderen sein.
Sehen Sie, ich habe – natürlich – eine gegensätzliche Position zu dieser Industrie, die versucht, uns davon zu überzeugen, dass unsere im letzten Frühjahr gekauften Jeans in der nächsten Saison nicht mehr tragbar sind. Heutzutage werden Dinge hergestellt, um gleich wieder kaputt zu gehen, so dass wir sie so schnell wie möglich ersetzen müssen.

Vor langer Zeit erkannten die Hersteller von Glühbirnen, dass, wenn ihre Produkte lange halten, die Menschen sie nicht oft genug kaufen werden. Aus diesem Grund trafen sie die Vereinbarung, Glühbirnen herzustellen, die nur tausend Stunden halten. Zum ersten Mal in der Geschichte wurde man sich bewusst, dass Produkte, die sehr lange funktionieren, nicht gut für den geschäftlichen Erfolg sind. Für mich ist dieses Ereignis der Auftakt für das, was heute geschieht.

Ich wette, dass sich die gesamte Weltwirtschaft in den nächsten zwanzig Jahren verändern wird. Ich denke, dass unsere Art, die Welt und die Gesellschaft zu sehen, immer mehr Beachtung finden wird. Die Weltwirtschaft wird sich durch die Pandemie definitiv ein wenig verändern. Ich weiß nicht, ob ich noch lange genug am Leben sein werde, um all diese Veränderungen zu sehen. Aber ich bin sicher, dass sie kommen.”