Asphalt, Straßen, Steine, Gebäude – so beschreibt Cees Jan Pen Veldhoven, den Standort von ASML. Als Wirtschaftsgeograph ist Pen unabhängiges Mitglied des SER in der Provinz Nordbrabant und Mitglied verschiedener nationaler Beratungsausschüsse zur regionalen Entwicklung. Pen hat Bedenken bezüglich des Zustands der Innenstadt von Veldhoven. In dem am meistgelesenen Artikel der letzten Woche beschreibt er, wie die Gemeinde dringend ein pulsierendes Herz braucht. Nicht nur für den gebürtigen Veldhovener, sondern auch für den Expat aus Taiwan.
Die Stadt muss aufgemöbelt werden. Im Bereich der Stadtentwicklung besteht noch erheblicher Nachholbedarf. Aber denkt Pen nicht zu engtirnig? Schließlich ist Veldhoven Teil von Brainport Eindhoven, einer Region mit 21 Gemeinden und rund einer Million Einwohnern. Kann dieses Stadtgebiet bezüglich Infrastruktur und Umwelt nicht mit London (fast 9 Millionen Einwohner) konkurrieren?
Nein, sagt auch Peter Savelberg, Schöpfer des TristateCity-Modells. Dieses Modell vereint die Niederlande, den flämischen Teil Belgiens und das Ruhrgebiet in Deutschland zu einer großen Metropolregion. „In den letzten zwanzig Jahren sind die Menschen im Zuge der Urbanisierung zunehmend in Großstädte gezogen. Das hat zu einer riesigen städtischen Agglomeration geführt, in der zwischen 15 und 30 Millionen Menschen leben. Es gibt etwa sechzig dieser „Megastädte” auf der Welt. Alle diese Städte oder Ballungsräume liefern sich einen Wettbewerb um Talente und Investitionen.”
Regionen verbinden
Niederländische Städte mit einer durchschnittlichen Einwohnerzahl von 150.000 sind laut Savelberg viel zu klein, um sich an diesem Kampf zu beteiligen. „In einem Gebiet wie Shanghai oder Mumbai, in dem etwa 20 bis 25 Millionen Menschen leben, ist die Konkurrenz zwischen Eindhoven und Amsterdam irrelevant. Ich denke, wir sollten uns vom Wettbewerb zwischen den Städten verabschieden und die verschiedenen Stärken der verschiedenen Regionen zusammenlegen. Momentan reisen Gruppen aus verschiedenen Regionen getrennt um die Welt. Sie alle verkünden, dass sie europäische Hotspots sind. Eine Metropolregion Amsterdam (mit 32 Gemeinden), eine Kooperation zwischen Arnheim und Nimwegen (mit 16 Randgemeinden, d. Red.), die Region Brainport – und jede Menge andere. Ich will die Menschen damit nicht verärgern, denn ich weiß, dass es sich um ein heikles Thema handelt.”
Gemeinsam sind wir stärker
Dennoch findet Savelberg es schade, dass die Regionen ihre Märkte alleine erweitern wollen. „Ihr seid gemeinsam viel stärker. Beginnt man mit den angrenzenden Flandern und Nordrhein-Westfalen, hat man ein Gebiet mit 35 Millionen Einwohnern. Es gibt viel Wohlstand und Reichtum in diesem Bereich und vor allem viel Wissen. Die Menschen sind hoch qualifiziert, und die Region verfügt über acht der 100 besten Universitäten der Welt. Wenn man es so betrachtet, ist man unter den Top 10 der Welt, was die Megacitys betrifft.”
Da stellt sich nur die Frage, wie verbindet man Regionen? Sollte alles gemäß des chinesischen Metropolenmodell überarbeitet werden? „Auf keinen Fall, die Niederländer, Belgier und Deutschen wollen wirklich nicht in 100-stöckigen Wolkenkratzern leben. Wir sind es gewohnt, Platz zu haben, einen privaten Garten, grillen zu können und dergleichen. Während in China fast alles mit öffentlichen Verkehrsmitteln gemacht wird, steigen die Niederländer auf ihre Fahrräder. Aber auch die Deutschen und Belgier tun das immer mehr. Das ist nicht nur gut für die Nachhaltigkeit, sondern auch für das Wohlbefinden aller. Das wird mit dem Wachstum des Elektrofahrrads noch zunehmen”, sagt Savelberg.
Stadtgrenzen aufgeben
Und wie funktioniert diese Verbundenheit? Das gute Straßennetz und der vielfältige gegenseitige Handel in der Region sind für diesen Zweck nützlich. Savelberg: „Trotz kultureller Unterschiede oder Sprachbarrieren ist es den Niederländern, Belgiern und Deutschen seit Jahrzehnten gelungen, einen Weg zu finden, miteinander zu kooperieren. Diese Kooperationen könnten noch stärker gefördert werden. Die Universitäten arbeiten bei europäischen Projekten zusammen, aber es wäre gut, wenn das strukturierter geschehen könnte.”
Savelberg fondet, dass noch zu viel über die Innenstädte nachgedacht wird: „In Maastricht wird viel auf dem Gebiet der Gesundheit geforscht. Das gilt auch für Utrecht, wo man von „lebendiger Gesundheit” und Groningen, wo man von „alternder Gesundheit” spricht. Dann würde ich sagen: Sieh dir an, was du als Netzwerk für das Gesundheitswesen tun kannst. Gib diese Stadtgrenzen auf.”
Investitionen in die Bahn
Das bedeutet nicht, dass wir schon soweit sind. Obwohl das Straßennetz in gutem Zustand ist, könnten die Bahnstrecken noch besser ausgebaut werden. Außerdem gibt es nicht so viele Züge zwischen den Niederlanden, Belgien und Deutschland, wie man es sich für eine solche „Kosmopolis” wünschen würde. Savelberg: „Prorail hat geschätzt, dass es möglich ist, viel mehr Züge nacheinander zu fahren. Um das zu erreichen, müssen wir in ein effektiveres Sicherheitssystem investieren. Außerdem sind mehr Hochgeschwindigkeitsstrecken erforderlich, um die Verbindungen zwischen den Gebieten zu verbessern.”
Savelberg: „Wir stehen vor großen Veränderungen; rasante technische Entwicklung, noch mehr von Daten, Robotisierung und so weiter. Das verändert die Wirtschaftsordnung und die Unternehmen, die wir derzeit kennen. Vielleicht werden sich in einigen Jahren die produzierenden Unternehmen, wie wir sie heute kennen, in Datenunternehmen verwandelt haben. Wer weiß? Wir wollen weiter nach vorne schauen, die nächsten Schritte in Richtung Wachstum machen. Das Netzwerk, das man um sich herum aufbaut, spielt dabei eine wichtige Rolle.”