„Wir finden das Ganze richtig, richtig cool“, sagt Sascha Meißner, Ideengeber und Initiator von Lass ma‘ nachhaltig. Grund dazu hat er. Der gleichnamige Youtube-Channel hat sich innerhalb von einem halben Jahr zu einem erfolgreichen Kanal entwickelt. Jeden Donnerstag um 17.00 Uhr erscheint ein neues Video, in dem das Leben in einer nachhaltig agierenden WG in Berlin dokumentiert wird.
Youtube als Kommunikationskanal
Lass ma‘ nachhaltig ist aber nicht irgendein Youtube-Kanal wie viele. Hinter dem Videokanal steckt das Berliner Unternehmen Alba Group. Dort arbeitet Sascha Meißner normalerweise als Innovation und Digital Transformation Manager im Bereich Abfallwirtschaft. Seit einem halben Jahr arbeitet er zusätzlich als Mädchen-für-alles für den Kommunikationskanal. Als Ideengeber packt er überall mit an, wo er gebraucht wird. In den ersten sechs Monaten auch vor der Kamera. Nun sehen ihn die User seltener. „Ich agiere jetzt mehr im Hintergrund und koordiniere die Kooperationen, unsere Wettbewerbe, sichte dafür das Videomaterial unserer Follower, und, und, und.“ Das ist alles andere als ein Spaziergang: „Das steckt viel Arbeit dahinter“, erklärt Meißner. „Vor allem für unseren Cutter Franz. Für ihn suchen wir nun Verstärkung, praktisch einen Anfänger-Influencer“, sagt der Lass ma‘ nachhaltig-Gründer.
Schnell hohe Reichweite
Was am Anfang fast noch wie eine fixe Idee klang, hat sich zu einem ernstzunehmenden Youtube-Kanal entwickelt. Lass ma‘ nachhaltig ist keine Spielwiese für ein Abfall-Unternehmen, das junges Publikum ansprechen will. Lass ma‘ nachhaltig hat sich vielmehr zu einem Kommunikationskanal entwickelt, der ohne erhobenen Zeigefinger daherkommt. Es macht einfach Spaß zu sehen, wie sich die WG-Bewohner Franz, Caro und Jana mit der Sturheit nachhaltiger Materialien abkämpfen, um beispielsweise ein Tetrapack zu einem Geldbeutel umzufunktionieren.
Es ist vielmehr die Leichtigkeit, mit denen die Bewohner sich auf jedes neue Experiment einlassen. Das macht Lass ma‘ nachhaltig zu einem authentischen Kanal, der Belehrungen in Bezug auf Recycling gar nicht nötig hat. Die sympathischen Bewohner tun ihr übriges dazu. Fast ist es da nicht verwunderlich, dass der Kanal inzwischen eine hohe Reichweite erzielt. In Spitzenzeiten, während eines Wettbewerbs, bis zu 12 Millionen Views auf den Kanälen Youtube, Instagram und Facebook.
Unternehmenskommunikation und Synergieeffekte
Vor sechs Monaten war Lass ma‘ nachhaltig noch als zeitlich befristetes Projekt geplant. Nun gehört es zum festen Bestandteil der Unternehmenskommunikation der Alba Group. „Auf einmal kamen Anfragen aus dem Unternehmen, ob wir Videos drehen können“, freut sich Meißner. Beispielsweise, um Videos mit Azubis zu realisieren. „Da ergeben sich Synergien, die wir nicht auf dem Schirm hatten“, führt er aus. Und nicht nur das, auch die Kunden von Alba reagieren positiv auf den Youtube-Kanal. „Das Thema Nachhaltigkeit kommt gut an“, weiß Meißner. So gut, dass sogar schon manch ein Messebetreiber an das Team herangetreten ist. Es solle sich dort als Aussteller präsentieren. „So langsam entwickelt sich daraus auch ein Vertriebsthema.“
Offensichtlich zahlt sich für Alba schon jetzt das Investment in einen Youtube-Kanal aus. Die authentischen Geschichten begeistern offenbar Alba-Kunden und Youtube-User gleichermaßen. Meißner weiß das Engagement von Alba zu schätzen: „Welcher Arbeitgeber ermöglicht einem normalerweise, so ein Projekt umzusetzen?“
Learnings und Outtakes
Nicht alles läuft aber immer so glatt, wie es zunächst erscheinen mag. Erst langsam musste sich das Team an die Technik, das Storytelling und die nachhaltigen Materialien, aus denen unter anderem Möbel entstehen, herantasten. Die Outtakes sind deswegen in dem Kanal ein echtes Muss für jeden User – breites Grinsen garantiert.
Wettbewerb
Der erste Wettbewerb, mit dem das Team für ein Jahr eine Kooperation mit einem Nachwuchs-Youtuber suchte, zeigt: Trotz aller guten Vorsätze, lassen sich manche Dinge einfach nicht planen.
Die Teilnehmer sollten zum Thema Nachhaltigkeit und Recycling einminütige Videos einreichen. Der auf sechs Wochen ausgelegte Wettbewerb ging sich gut an. In den ersten Wochen erreichte das Team etwa 100 Videos. Dann sprang die Rate sprunghaft an. Auf einmal wurden innerhalb von zehn Stunden 400 Videos eingereicht. Das bedeutete dann: Alle Videos sichten, die besten auswählen. „Da waren 30 bis 50 dabei, die richtig cool waren“, freut sich Meißner. 20 Videos kamen schließlich in die Endauswahl. Nun bewerteten aber die User die Videos. Das Video mit den meisten Votings sollte es am Ende werden.
Shitstorm
Allerdings hatte das Team nicht damit gerechnet, dass der Wettbewerb sich derart viral verbreitete, dass auch ein bekannter Youtuber darauf aufmerksam wurde. Er promote das bei Lass ma‘ nachhaltig eingereichte Video eines Freundes auf seinem Kanal. Das Ergebnis: Das Video landete prompt auf Platz eins. Die Lass ma‘ nachhaltig-Community freute das wenig. Es hagelte negative Kommentare. Es brach so etwas wie ein Shitstrom los. „Wir waren hochgradig überrascht“, sagt Sascha Meißner im Nachhinein. Natürlich versuchte das Team zu beschwichtigen. Es gab aber auch zu, dass sie daran nicht gedacht hatten. „Das hat natürlich dazu beigetragen, dass wir viel und intensiv über Wettbewerbe diskutiert haben“, so Meißner. „Ja, das Voting war nicht perfekt“, gibt er zu. Inzwischen sind aus einer geplanten Kooperation sieben geworden. Auf die Frage, wie das Team es geschafft hat, die aufgebrachte Community zu beschwichtigen, antwortet Meißner: „Wir waren einfach ehrlich.“
Mitbewohner gesucht
Ein Shitstorm kann das Lass-ma‘-nachhaltig-Team aber nicht entmutigen. Und aufhalten schon gar nicht. Ab Sommer wollen die WG-Bewohner zwei zusätzliche Mitbewohner suchen. Ein Jahr sollen sie dort kostenfrei leben, mit den anderen Videos drehen und der Community zeigen, wie nachhaltiges Leben funktioniert.
Doch so einfach ist die Suche nach Mitbewohnern nicht. Denn bevor neue Bewohner in die WG ziehen können, muss das Ganze auf eine rechtlich korrekte Basis gestellt werden. Gar nicht so einfach. Die Schwierigkeit: Die Verpflichtung, wie etwa Videos zu drehen, muss nicht nur formuliert, sondern in Einklang mit dem zeitlich befristeten kostenlosen Wohnen gebracht werden. Zudem sollen die Freiheiten für beide Seiten, nicht zu sehr eingeschränkt werden. Es bleibt also abzuwarten, wie die Rechtsproblematik gelöst werden kann. Das Ganze abblasen? Das kommt für das Lass-ma‘-nachhaltig.-Team gar nicht in Frage. Es bleibt also spannend.
So fing alles an:
https://innovationorigins.com/de/lass-ma-nachhaltig/